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2005 wird teurer

Der Geldbeutel wird 2005 schneller leer sein. Keystone

Die Preisspirale dreht auch im nächsten Jahr munter weiter. Vor allem Mieten, Krankenkassen, Freizeit und Transport werden deutlich teurer.

Es sind vor allem der Service public und die politischen Entscheide, welche preistreibend wirken.

Nach einem Anstieg von rund 0,8% in diesem Jahr dürfte die Teuerung 2005 nach Ansicht von Ökonomen 1,3 bis 1,5% erreichen.

Würden die Kerninflation, die Erdölpreise, Mieten und administrierte Preise ausgeklammert, schätzt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), würde die Teuerung lediglich 0,9% betragen.

Krankheit wird teuer

Nur wenig gebremst klettern die Kosten im Krankheitswesen. Die Krankenkassenprämien steigen 2005 für die Erwachsenen um durchschnittlich 3,7%.

Noch gesalzener werden die Rechnungen für die 19- bis 26-Jährigen, die Aufschläge um über 5% berappen müssen. Die allgemeine Erhöhung ist allerdings tiefer als in den Vorjahren, als sie 4,3 und 9,6% betragen hatte.

Den höchsten Prämienanstieg müssen die Versicherten im Kanton St. Gallen hinnehmen (+5,3%). Genf bleibt der teuerste Kanton mit einer Durchschnittsprämie von 411 Franken (+3,2%).

Noch happiger fallen die Aufschläge bei der Zusatzversicherung aus, die um bis zu 12% anziehen. Schuld sind unter anderem die teureren Zahnversicherungen und die Versicherungen für Alternativmedizin.

Trautes Heim schenkt moderat mehr ein

Auch für das Wohnen muss mehr hingeblättert werden. Die Beratungsfirma Wüest & Partner rechnet bei den Mietpreisen wie bereits in den letzten zwölf Monaten mit einer “moderaten Entwicklung” von 2,7%.

Beim Kauf erwarten Immobilienprofis anziehende Preise für Mehrfamilienhäuser und Eigentumswohnungen, während bei den Einfamilienhäusern die Preise gleich bleiben dürften. Dagegen dürften Büro- und Geschäftsräume billiger zu haben sein.

Freizeit kostet mehr

Auch für das Vergnügen auf den Pisten müssen die Skifahrer mehr hinblättern. 4 von 10 Skilifte haben die Tarife um 2 bis 3% für Tages- und Wochenkarten erhöht. Durchschnittlich kostet eine Tageskarte nun 45 Franken.

Ob auf der Piste oder in der Stadt, für Kaffeegeniesser wird das nächste Jahr einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Der Café crème dürfte in der Deutschschweiz erneut um rund 2% aufschlagen, wenn die Cafetiers ihren “bereits recht bescheidenen” Gewinn halten wollen, meint der Schweizer Cafetier Verband (SCV).

Und die Zigarette dazu kostet ebenfalls mehr: Nach der Erhöhung der Tabaksteuer durch den Bundesrat müssen Raucher 50 Rappen pro Päckchen mehr bezahlen.

Für den Verkehr bezahlen wir mehr

Zudem belasten weitere politische Entscheide das Portemonnaie. Die Warentransporte sind von der Erhöhung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) um rund 50% auf den 1. Januar betroffen. Die Transportbranche wird deshalb ihre Inlandtarife um 12 bis 15% anheben.

Auch der Schienenverkehr wird teurer: SBB Cargo erhöht die Tarife, und im Personenverkehr sind die Durchschnittspreise für Einzelbillette mit der Einführung des neuen Fahrplans am 12. Dezember um 1,6% gestiegen.

Die Generalabonnements legten um 3,9%, die Streckenabonnemente um 3% zu. Die Tageskarten werden zwischen 4,7 und 7,7% teurer.

Beim Luftverkehr hat die Hausse des Ölpreises auf die Passagiere durchgeschlagen: Im Einklang mit anderen Fluggesellschaften verlangt die Swiss Treibstoffzuschläge auf den Tickets.

Dagegen dürften die Autofahrer nach den happigen Preisanstiegen in der jüngsten Zeit an der Zapfsäule nicht mehr ganz so tief in die Tasche greifen müssen. Die Erdölvereinigung erwartet eine Entspannung bei den Preisen für Benzin und Diesel.

Politische Entscheide als Preistreiber

Der Staat sorgt laut Preisüberwacher Rudolf Strahm mit seinen Regulierungen immer wieder dafür, dass clevere Anbieter überhöhte Preise verlangen könnten.

Als Beispiel nannte er in einem Zeitungsinterview unlängst das Hausmittel Anliker Lehm, mit dem seit Jahrzehnten Prellungen behandelt werden und das ähnlich wirkt wie essigsaure Tonerde.

Kürzlich sei der Preis für eine 800-Gramm-Büchse von 7,90 Franken auf 19 Franken erhöht worden.

Die Untersuchungen der Preisüberwachung hätten ergeben, dass das Hausmittel von der Heilmittelkontrollstelle Swissmedic zu einem Arzneimittel umklassiert wurde.
Den Produzenten beschere diese Entscheidung neue administrative Umtriebe.

Einsparungen möglich

Der Preisüberwacher sieht aber auch beträchtliches Sparpotenzial bei Dünger, Saatgut, Futtermittel, landwirtschaftlichen Maschinen und Ersatzteilen. Er schätze, dass Schweizer Bauern dafür jedes Jahr rund eine Milliarde Franken zu viel bezahlten.

Grosse Differenzen gebe es im Strommarkt. 80 bis 90 Elektrizitätsverbünde verlangten Preise, die deutlich über dem Schweizer Durchschnitt lägen, sagte Strahm. Das könne er nicht akzeptieren. Auch bei den Wassertarifen und den Kehrichtsackgebühren bestehe Handlungsbedarf

swissinfo und Agenturen

Für 2005 erwarten die Experten eine Teuerung von 1,3 bis 1,5%
Die Löhne werden – wenn überhaupt – durchschnittlich 1% steigen.
Starke Preissteigerungen gibt es bei Krankheitskosten, Mieten, Service public, Freizeit und Gütertransporten.

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