
38 Kilometer pro Tag und Person – vor allem im Auto

Die Schweizer Bevölkerung legt täglich gesamthaft eine Distanz zurück, mit der sich 8500-mal die Erde umrunden liesse. Die Mobilität steigt weiter.
«Der Schweizer ist ein eigentlicher homo mobilis», sagte Carlo Malaguerra, Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS) am Dienstag in Bern anlässlich der Präsentation einer breit angelegten Studie zur Mobilität in der Schweiz im Jahr 2000.
Herr und Frau Schweizer haben Tag für Tag 265 Mio. Kilometer im eigenen Land und 340 Mio. Kilometer total zurückgelegt. Im Durchschnitt legt damit jeder Einwohner rund 17’400 Kilometer pro Jahr oder 38 Kilometer pro Tag zurück.
Mehr und auch länger unterwegs
Für Pierre Alain Rumley, Direktor des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE), fällt besonders auf, dass die Schweizer auch mehr Zeit für die Fortbewegung aufwenden.
Freizeitverkehr wichtig
Der tägliche Zeitaufwand stieg von knapp 70 Minuten im Jahr 1984 auf 94 Minuten an. Fast die Hälfte der zurückgelegten Strecke, nämlich 44 Prozent, entfällt auf Freizeitaktivitäten. Dies entspricht 300-mal der Entfernung zwischen Mond und Erde. «Es ist zu erwarten, dass der Freizeitverkehr noch mehr an Bedeutung gewinnt», sagte Rumley.
Der Schweizer – ein «homo automobilis»
Für rund 70 Prozent aller Wegstrecken oder mehr als jeden zweiten Kilometer benützen die Schweizer das Auto. Dies erstaunt nicht, besitzen doch 80 Prozent aller Haushalte mindestens ein Auto. «Man müsste eigentlich von einem ‹homo automobilis› sprechen», sagte Carlo Malaguerra.
56 Prozent der Bevölkerung sind zudem der Meinung, die Schweiz verfüge über ein sehr gut ausgebautes Strassennetz.
Grosse regionale Unterschiede
Die verschiedenen Regionen und Landesteile weisen deutliche Unterschiede im Verkehrsverhalten auf. Die Tessiner fahren beispielsweise häufiger Auto als der Rest der Schweizer Bevölkerung. In den Kernstädten haben die öffentlichen Verkehrsmittel eine grössere Bedeutung.
Zu Fuss und mit dem Fahrrad
Über 80 Prozent der Befragten befürworten die Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs, mit dem jeder Einwohner jährlich 2100 Kilometer zurücklegt.
Der so genannte Langsam-Verkehr belegt den ersten Rang, wenn man von der Anzahl der Wegetappen ausgeht. Auf die Distanz wirkt sich das weniger aus: Jede in der Schweiz wohnhafte Person legt im Jahresdurchschnitt 630 Kilometer zu Fuss und 350 Kilometer auf dem Velo zurück. «Das ist nicht schlecht», sagte Malaguerra mit Blick auf die Gesundheit.
Jeder Einwohner fliegt zudem im Schnitt 2600 Kilometer, obwohl 64 Prozent der Schweizer Nicht-Flieger sind.
Braucht autofreie Lösungen für Freizeit-Aktivitäten
Den Behörden zeigt die Studie, dass der Agglomerations- und Freizeitverkehr sowie der Langsamverkehr im Mittelpunkt der Verkehrspolitik stehen müsse. Besonders im Freizeitverkehr gelte es, alternative Lösungen zum motorisierten Individualverkehr zu schaffen. Rund 30’000 Personen waren für den Zensus telefonisch befragt worden.
swissinfo und Agenturen

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