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Äpfel und Birnen fallen zu früh

Knackig, rot und prall - so sollten Äpfel geerntet werden. Die Trockenheit lässt dieses Jahr die Früchte zu Fallobst werden, bevor sie reif sind. Keystone

Wegen der Trockenheit lassen viele Apfel- und Birnbäume in der Schweiz ihre Früchte zu früh fallen.

Im Gegensatz zur Traube ergibt sich daraus für die Mostproduktion eine geringere Qualität.

Wein mag die Phantasie und den Durst der Schweizer beflügeln, aber der Apfelsaft gilt immer noch als eines der traditionellsten Getränke des Landes. Und während die Hitzewelle der Traubenqualität offenbar wenig zusetzte, schadet sie dem Mostobst, also Äpfel und Birnen.

Denn Mostobst fällt dieses Jahr zu früh von den Bäumen und bleibt unreif am Boden liegen. Die Trauben hingegen sind reif genug für eine Vinifizierung, obschon die Weinlese dieses Jahr früher einsetzt.

Nur die Hoffnung bleibt

Der Schweizerische Obstverband kann nichts gegen die fallenden Äpfel und Birnen tun. Auch eine künstliche Bewässerung würde nicht ausreichen, die auf «Notversorgung» umgeschalteten Apfel- und Birnbäume zu veranlasssen, ihre Früchte länger zu halten. Der Obstverband hoffe deshalb auf Regen im ganzen Land, sagt Josiane Enggasser, Leiterin der Abteilung Verarbeitung.

Niemand muss jedoch laut Josiane Enggasser befürchten, der Apfelsaft würde in Zukunft saurer: «Das Fallobst wird Kühen und Schweinen verfüttert, nicht vermostet.»

Die Mostapfelernte wird in diesem Jahr voraussichtlich 75’000 Tonnen betragen. Im leztzten Jahr wurden 115’000 Tonnen geerntet. Dies hat laut Enggasser aber weniger mit der Trockenheit als mit dem so genannten «Alternanzjahr» zu tun. Jedes zweite Jahr falle die Ernte geringer aus.

Für Birnen gilt dasselbe. Sie verzeichnen jedoch in den «unproduktiven Apfeljahren» ihre grössten Ernten. Die diesjährige Mostbirnenernte wird mit 33’000 Tonnen fast doppelt so gross ausfallen wie letztes Jahr.

Zu wenig Saft?

Für die Inlandversorgung mit Getränken werden rund 80’000 Tonnen Äpfel und knapp 17’000 Tonnen Birnen benötigt. Laut Enggasser sind keine Engpässe zu befürchten, da noch eine Apfelreserve vom letzten Jahr bestehe und die Birnenernte erfreulich gross ist.

Die Mostapfelreserve des Jahrgangs 2002 beträgt rund 40’000 Tonnen, eingedickt als 5000 Tonnen Apfelsaftkonzentrat.

«Die Produzentenpreise bleiben gleich wie im letzten Jahr», sagt Enggasser. Die Produzenten erhielten den vollen Preis. Letztes Jahr wurde ein Teil der Summe zurückbehalten und für den Export des überschüssigen Obstes eingesetzt.

Beim Tafelobst ist dieselbe Entwicklung zu beobachten. Für Bruno Pezzati, Direktor des Schweizerischen Obstverbandes, ist neben der Trockenheit, ein weiterer Umstand für die kleinere Ernte verantwortlich: Die Fläche der Apfelkulturen wurde in diesem Jahr um 4% verringert. Das Überangebot soll damit abgebaut werden.

Dies ist laut Pezzatti nicht nur in der Schweiz so. Auch die EU kämpfe gegen die Obst-Überproduktion an.

swissinfo, Etienne Strebel

Mostapfelernte 2003: 75’000 t
Mostapfelernte 2002: 115’000 t.
Mostbirnenernte 2003: 33’000 t (doppelt so viel wie 2002)
Die Reserven von 2002 machen diesjährige Mindererträge wett.
Die Mindererträge sollen die Überproduktion der letzten Jahre ausgleichen.

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