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Alte Wertpapiere – mehr als schöner Schein

Die historischen Wertpapiere werden in Olten in einer gediegenen Atmosphäre präsentiert. (Wertpapierwelt) swissinfo.ch

Aktien und Anleihen aus den letzten 400 Jahren haben einen grossen Auftritt in der neuen Ausstellung des Oltner Wertpapiermuseums.

Der Wandel der Zeit offenbart sich bei den Exponaten deutlich: Er beginnt bei der Handschrift auf Tierhaut und endet beim Hightech-Zertifikat.

«So etwas herzustellen wäre heute unbezahlbar, sagt Jakob Schmitz vor der Aktie der portugiesischen Fabrica de Faiançâs das Caldas da Rainha von 1884.

Die elffarbige Lithographie gilt als eine der schönsten Aktien der Welt und ist mit einem Wert von rund 10’000 Franken das teuerste der 81 Objekte in der neuen Ausstellung des Wertpapiermuseums.

Der 67-jährige Schmitz ist der Vater der Sammlung des Oltner Museums. Sie umfasst mittlerweile über 7000 historische Wertpapiere aus rund 160 Ländern.

Die dritte Ausstellung rückt die Ästhetik der Wertpapiere in den Vordergrund, wie die Kuratorin Dagmar Schöning sagt: «Wir wollten ein Fest für die Augen machen, eine Ausstellung des schönen Scheins.»

Die 81 Exponate geben illustrieren rund 400 Jahre Stilgeschichte. Daran lässt sich die Verbindung von Geld und Kunst auf die Aktien aufzeichnen.

Die Ausstellungsmacher wollen die Aufmerksamkeit der Besucherinnen und Besucher auf den Detailreichtum und die Vielfalt der Gestaltung lenken, mit der die Emittenten für ihre Unternehmung warben. «Ein Bild sagt eben auch hier mehr als tausend Worte!» sagt Schöning.

Leckerbissen auch für Kunstliebhaber

Die Ausstellung will nicht nur wirtschaftshistorisch interessierte Kreise ansprechen. Die Lithographien, Kupfer- und Stahlstiche aus der Zeit der Romantik, des Historismus oder des Jugendstils sollen auch Liebhaber und Kenner der grafischen Druckkunst ansprechen.

Der stilgeschichtliche Streifzug durch die Welt der Aktien und Anleihen beginnt mit dem ältesten Stück der Ausstellung, einer Handschrift aus dem Jahr 1666 auf Tierhaut.

Kunstvolle Werbeträger

Am Anfang waren die Wertpapiere noch kalligraphische Meisterleistungen, die mit grosser Sorgfalt individuell angefertigt wurden.

Die Aktien-Emittenten hatten bald einmal die Werbewirkung einer dekorativen Aktie entdeckt und diese mittels Lithographie, Kupfer- oder Stahlstichen vervielfältigt.

In den Zeiten, als das Wertpapier dem Anleger am Bankschalter übergeben wurde, war das kunstvoll dekorierte Dokument ein geschätzter Werbeträger für das Unternehmen. Die Kraft der Bilder sollte zum Kauf animieren.

Und so griffen die Illustratoren die stilistischen Vorlieben ihrer Zeit auf: Romantik und Historismus, die rauchenden Schlote der Gründerzeit, und ganz dem Zeitgeist gehorchend, die Jugendstilschönheiten, welche die prachtvollen Zertifikate schmückten.

Weiter ist interessant, wie sich dabei die unterschiedlichen Mentalitäten und kulturellen Besonderheiten der einzelnen Länder im Stil niederschlugen. Dazu Kuratorin Schöning: «Der Nüchternheit der nordischen Länder steht die Verspieltheit und Üppigkeit südeuropäischer Länder gegenüber.

Corporate Identity

Der heute standardisierte Formulardruck begann bereits im 18. Jahrhundert, als sich die Aktie zum beliebtesten Finanzierungsinstrument und Spekulationsobjekt entwickelte.

Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich ein Trend zur Versachlichung durch. Corporate Design und Corporate Identity fanden Einzug in die Gestaltung. Sicherheit und Effizienz dominierten das Design.

Heute sind Aktien und Anleihen fast gänzlich verschwunden, denn es werden kaum noch welche gedruckt. Und wenn doch, dann würden die Firmen im Hinblick auf die Beziehungen zu ihren Investoren wieder mehr Wert auf das Design legen, sagt Dagmar Schöning.

swissinfo und Agenturen

Weltweit gibt es ca. 30’000 Sammler und 35 jährliche Auktionen.

Den Markt teilen sich ca. 150 Händler.

Weltumsatz: 22,5 Mio. Franken/Jahr

100 Jahre alte Originale von Historischen Wertpapieren gibt es teilweise schon ab 200 Franken.

Durchschnittspreis pro Exponat bei hochwertigen Auktionen: ca. 1500 Franken.

Die Gründeraktie der Standard Oil Company von 1870 mit Original-Unterschrift von John D. Rockefeller ist mit einem Auktionspreis von 203’000 Franken das teuerste Historische Wertpapier der Welt.

Spezialgebiete des Wertpapiersammelns:

Aktien und Anleihen mit den Original-Unterschriften berühmter Persönlichkeiten aus Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Technik

«Uralt-Papiere» – Wertpapiere aus der Zeit vor 1800

Aktienzertifikate aus den Gründerjahren des Industriezeitalters

«Kunst auf Aktien» – entworfen und signiert von berühmten Künstlern

Aktien von berühmten Institutionen und bekannten Marken

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