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Auch Credit Suisse im Strudel der Kreditkrise

Muss die CS nachträglich auch Wertberichtigungen fürs abgelaufene Geschäftsjahr vornehmen? Keystone

Nachdem die Credit Suisse kürzlich ein glänzendes Jahresergebnis 2007 präsentiert hat, sieht es für dieses Jahr offenbar weniger rosig aus: Die Bank rechnet mit Abschreibungen von über 3 Mrd. Franken.

Diese Wertverminderung im Investment Banking dürfte auch den Reingewinn belasten, und zwar mit über einer Milliarde Franken. Dennoch rechnet die Grossbank fürs 1. Quartal 2008 mit schwarzen Zahlen.

Überraschend teilt die Grossbank mit, dass sie im laufenden ersten Quartal 2008 Neubewertungen von Positionen im Handelsgeschäft von derzeit 2,85 Mrd. Dollar erwartet.

Diese spiegeln die negative Marktentwicklung während des ersten Quartals 2008.

Unter dem Strich bleibe das Quartalsergebnis nach “derzeitiger Einschätzung” aber dennoch positiv, hiess es.

Verunsicherte Börse

Der unerwartete Milliardenabschreiber eine Woche nach Vorlage der Jahreszahlen hat die Börse massiv verunsichert. Die CS-Aktie tauchte am Dienstag zu Handelsbeginn um 6,6%. Nach einer Viertelstunde notierte das Papier mit einem Abschlag von 7,5% auf 52,50 Franken.

Die vorgelegten Jahreszahlen bekämen damit mehr als nur einen schalen Beigeschmack, sagten Marktbeobachter. Händler bezeichnen die Wertberichtigungen als herbe Enttäuschung. Eine solche Ankündigung nur wenige Tage nach der Publikation des Jahresergebnisses erschüttere das Vertrauen des Marktes in die Credit Suisse und ihre Verantwortlichen.

Es sei denn auch weniger das finanzielle Ausmass der geplanten Wertberichtigungen als vielmehr der Vertrauensverlust, welcher den Papieren zusetze.

Der abschliessende Umfang dieser Abschreibung hänge von der fortlaufenden Überprüfung und der weiteren Marktentwicklung ab, so teilt die CS im weiteren mit. Die gemachten Angaben erfolgten im “Bestreben nach grösstmöglicher Transparenz”.

Konkreter Anlass dieser Neubewertung ist die am Dienstag erfolgte Platzierung einer 5,75%-Anleihe über 2 Mrd. Franken, die bis 2018 läuft.

Jahresergebnis 2007 nachträglich beeinflusst?

Die Bank überprüft zudem, ob ein Teil der Wertminderungen auch noch das Jahresergebnis 2007 negativ beeinflussen könnte. Die CS hatte am 12. Februar für 2007 einen Jahresgewinn von 8,549 Mrd. Fr. ausgewiesen.

Die Abschreiber im Investment Banking waren damals auf 2,0 Mrd. Franken beziffert worden, 1,3 Mrd. davon waren im letzten Quartal angefallen. Hinzu kamen 920 Millionen an Abschreibungen im Asset Management im Zusammenhang mit Geldmarktfonds.

Die Credit Suisse führt nach eigenen Angaben eine interne Untersuchung, die bereits bei einer kleinen Zahl von Händlern im Handelsgeschäft mit strukturierten Produkten Fehlbewertungen festgestellt hat.

Krise bisher gut überstanden

Bisher hat die Credit Suisse die US-Hypothekenkrise im Vergleich zu anderen Banken gut überstanden. Die CS hat im Investment Banking für Ende Jahr Abschreibungen von zwei Milliarden Franken vornehmen müssen. Die Nummer 1 der Schweiz, die UBS, musste hingegen fast 21 Mrd. Franken abschreiben.

In einem Interview mit der “Neuen Zürcher Zeitung” von Samstag hatte CS-Chef Brady Dougan einerseits ein Ende der Kreditkrise gesehen. Andererseits wies er darauf hin, dass es in der Bankenbranche zu weiteren Abschreibungen kommen werde.

swissinfo und Agenturen

Reingewinn 2007: 8,55 Mrd. Franken (-24,5%)
Abschreiber im Investment-Banking: 2 Mrd. Franken (UBS: 20 Mrd. Fr.)
Dividende: 2,50 Franken pro Aktie

Die Credit Suisse Group ist die zweitgrösste Bank in der Schweiz, nach der UBS.

Auf die beiden Institute entfallen rund die Hälfte sämtlicher Banken-Aktivitäten der Schweiz. Sie steuern einen Anteil von rund 10% zum Bruttoinlandprodukt bei.

Die CS ist in 50 Ländern der Welt tätig und beschäftigt 47’000 Mitarbeitende.

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