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Aus Gülle wird Treibstoff

Gülle: Statt aufs Feld als Biogas ins Auto. Keystone

Mit der Gülle aus Luzerner Ställen könnten rund 32'000 Personenwagen ein Jahr lang fahren - theoretisch.

Wie das dank Biogas auch praktisch möglich wäre, zeigt das Projekt “SwissFarmerPower”. Gülle könnte bald zum gefragten Rohstoff werden.

Nur der Tiger im Tank bringts, behauptete einst die Werbung. Inzwischen können Umweltbewusste dank Gas aus Grünabfällen mit “Salat im Tank” fahren. Und bald schon soll es möglich sein, mit dem “Schwein im Tank” mobil zu sein – oder zumindest mit Biogas, das aus Gülle von Rindern und Schweinen gewonnen wird.

Umwelt entlasten

Wie das funktioniert, zeigt das Projekt “Biogas vom Bauer wird zum Treibstoff von morgen” der Arbeitsgemeinschaft “SwissFarmerPower” anhand einer Luzerner Modellregion.

Laut Projektleiter Urs Brücker vom InnovationsTransfer Zentralschweiz (ITZ) soll mit dem Einsatz von Gasfahrzeugen der Schadstoffausstoss reduziert und so die Umwelt entlastet werden.

“Zudem kann der Rohstoff Gülle sinnvoll zur Produktion von Biogas als CO2-neutraler Treibstoff genutzt werden, betont Brücker.

Gülle gibt es mehr als genug

Gülle ist im Kanton Luzern tatsächlich mehr als genug vorhanden. Die Modell-Region umfasst die Ämter Willisau, Sursee und Hochdorf.

Sie weist eine im nationalen Vergleich sehr hohe Tierdichte von bis zu 400 Grossvieheinheiten (GVE) pro Quadratkilometer aus. Eine GVE entspricht einer Milchkuh oder sechs Mastschweinen.

Die Studie berücksichtigt Gülle und Mist von Rindern, Schweinen und Zuchtgeflügel und kommt auf ein Potenzial von 43 Mio. Kubikmeter Biogas pro Jahr.

Dies entspricht etwa der Energie von rund 26 Mio. Liter Dieselbenzin. Damit könnten 32’000 Autos ein Jahr lang betrieben werden.

Damit Gülle als Treibstoff genutzt werden kann, braucht es Anlagen, die ihr Gas-Potenzial umsetzen und ins Erdgasnetz einspeisen.

Interesse ist vorhanden

Das Interesse an der Förderung von Erdgas als Treibstoff ist da. Vor kurzem bekräftigte der Verband der Schweizerischen Gasindustrie sein Ziel, die Zahl der Erdgas-Tankstellen bis 2006 von heute knapp 30 auf 100 auszubauen.

Hinzu kommt die vom Parlament in Aussicht gestellte Reduktion der Mineralölsteuer auf Gastreibstoffe.

Pilotanlage in Planung

Landwirte, die beim Projekt mitmachen wollen, gibt es laut Urs Brücker genügend: “Das Interesse bei den Bauern ist gross” – nicht nur, aber wohl auch deshalb, weil die Gülle nach der Vergärung für die Gewinnung von Biogas nicht mehr stinkt.

Wichtiger ist indes, dass eine solche Anlage ideal mit einer technischen Güllen-Aufbereitung kombiniert werden könnte. Diese entzieht der Gülle die für Böden, Wasser und Luft problematischen Nährstoffe wie Phosphor oder Ammoniak.

Neben logistischen Fragen wie dem Transport der Gülle gilt es auch die Finanzierung der Anlagen zu klären. “Wir suchen Partner in der Industrie”, sagt der Projektleiter.

Laut der Studie können regionale Anlagen wirtschaftlich betrieben werden, welche die Gülle von 3000 bis 6500 GVE verarbeiten. Nötig wären dazu 30 bis 60 Landwirtschaftsbetriebe mittlerer Grösse.

Ende Jahr soll ein Businessplan vorliegen und 2004 eine Pilotanlage in Angriff genommen werden.

swissinfo und Thomas Heeb, sda

Gemäss Studie, die im Auftrag des Bundesamtes für Energie erstellt wurde, könnten im Kanton Luzern aus Gülle 43 Mio. Kubikmeter Biogas pro Jahr gewonnen werden.

Das entspricht der Energie von rund 26. Mio. Liter Dieselbenzin.

Damit könnten 32’000 Autos ein Jahr lang fahren.

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