Business-Kleidung: Individualität ist wünschenswert, aber riskant

Kleider machen Leute. Die Anfang April publizierte Broschüre "Kriterien für funktionale Berufskleidung" des KV Zürich zeigt auf, dass diese Volksweisheit nach wie vor uneingeschränkt gilt.
«Einfach, praktisch, gut» muss Berufskleidung sein, kommen die Autorinnen Karin Ammann und Susanne Schärer vom Kaufmännischen Verband Zürich (KVZ) zum Schluss. Als Gegensatz sieht Ammann «zu schrill, zu knapp und zu auffällig», wie die Leiterin der Abteilung Gleichstellung beim KVZ festhält.
Klassiker immer noch das beste
Business-Kleidung birgt viele Fallstricke, gerade für Mitarbeitende im Dienstleistungssektor, an die sich die Broschüre richtet. Knallenge Kleidung in «Zuckerfarben», Piercings, poppige Krawatten, Super-Minis, durchsichtige Tops mögen privat angesagt sein, im Berufsleben aber sind sie kontraproduktiv.
Im Beruf sind die Klassiker immer noch das beste. Das heisst Männer tragen Anzug und Krawatte, Frauen kleiden sich in Deux-Piece mit Strümpfen. Mehr Individualität wäre zwar wünschenswert, bräuchte aber viel Kenntnisse über Kleider und Stilsicherheit, meint die Meilener Imageberaterin Esther Knaus.
Einheitskleidung vereinfacht den Beratenden die Arbeit, weiss Knaus: «Weil alle gleich aussehen, glauben die Kunden, alle seien gleich gut.» Da das Produkt einer Dienstleistung nicht sichtbar sei, laufe die Identifikation via die Person.
Ungepflegtheit heisst Unzuverlässigkeit Der erste Eindruck ist eine Frage von wenigen Sekunden – und leitet sich von Äusserlichkeiten ab. «Falsche Kleidung und ungepflegtes Erscheinen vermitteln den Eindruck von Unzuverlässigkeit. Die Person wird nicht ernst genommen», erklärt Knaus.
Branchenspezifische Dresscodes
Ein Allzweck-Outfit indes gibt es nicht. «Do’s & Dont’s» oder Dresscodes sind immer branchenspezifisch. In Branchen wie Werbung oder Medien, in denen die Mitarbeitenden eigene Ideen verwirklichen können, gelten lockerere Kleiderordnungen, erklärt Knaus.
Mit dem branchenüblichen Dresscode haben die Mitarbeitenden keine Probleme, die sich in ihrem Beruf wohl fühlen, hält die Imageberaterin fest. Für viele werden die Kleidervorschriften mit der Zeit selbstverständlich, wenn sie sich mit ihrem Beruf identifizieren oder alles andere stimmt, sagt auch Ammann.
Zur Erfrischung in den Park
Kleidervorschriften machen auch vor der warmen Jahreszeit nicht halt. Frühlingsgefühle sollen Mitarbeitende aber anders umsetzen, als die Hüllen fallen zu lassen, sagt Ammann. Etwa mit Blumen im Büro oder raffinierten kurzärmligen Oberteilen. Offensichtliche Freizeitkleider wie Leggins, sowie Camping- und Strandsachen oder Sandalen bleiben Tabu. So gehören Businessmänner in Shorts zwar in Australien zum Strassenbild, in Europa sei daran jedoch nicht zu denken, sagt Knaus. Und Ammann rät denjenigen, die es in ihren Berufsklamotten überhaupt nicht mehr aushalten, über Mittag in den kühlen Park zu gehen.
swissinfo und Agenturen

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