Carrefour in der Schweiz: Langsam, aber sicher

Carrefour drängt auf den Schweizer Markt. Keystone

Die französische Carrefour-Gruppe will mit der Eröffnung von zehn neuen Hypermarchés in den nächsten Jahren die bisherigen Marktführer Coop und Migros das Fürchten lernen.

Bereits am Montag hatte Carrefour die Firmenschilder von zehn Jumbo-Märkten mit den eigenen ersetzt.

Migros, Coop und Denner: Die grossen Schweizer Einzelhandelsketten haben den sehr lukrativen, weil über dem europäischen Preisniveau liegenden Schweizer Lebensmittel-Detailhandel bisher unter sich aufgeteilt. Ihre Margen sind zwar nicht üppig, und der Verdrängungs-Wettbewerb ist hart. Doch immerhin kam bisher kaum ernsthaft Konkurrenz aus dem Ausland. Die Nummer eins und zwei im Schweizer Markt kontrollieren 70 Prozent des Schweizer Nahrungsmittelmarktes.

Verdrängungs-Wettbewerb lanciert

Dies wird sich nun ändern: Nachdem Carrefour dank der Partnerschaft mit Maus Frères SA seit Montag zehn ehemalige Jumbo-Center unter sein Label gestellt hat, wird der Detailhandelsriese aus Frankreich in den nächsten Jahren zehn weitere “Hypermarchés” in der Schweiz installieren. Gesprochen wird von Lausanne, Basel, Luzern und eventuell Bern.

Carrefour, mit rund 9000 Filialen in 27 Ländern weltweit und mit 2 Mrd. Kunden, hatte es schon einmal in Biel versucht. Doch musste vor 11 Jahren Carrefour in Biel wieder schliessen, weil die Schweiz damals für die riesigen “Hypermarchés” der französischen Kette noch nicht reif war. Dasselbe passierte in Romanel-sur-Lausanne; dort übernahm Migros die Anlagen.

Hypermarkt-Konzept

Jetzt kommt Carrefour, Europas grösster Nahrungsmittel-Grossverteiler, nochmals in die Schweiz. “Wir können eine grössere Anzahl Artikel zu sehr konkurrenzfähigen Preisen anbieten.” sagte Jean-Claude Burtin, Generaldirektor von Carrefour Schweiz gegenüber swissinfo. “Das Preisniveau in der Schweiz ist höher als im übrigen Europa. Unser Ziel ist, den Kunden Artikel mit Preisen auf europäischem Niveau zu offerieren.”

Carrefour setzt bei der Attacke auf das Hypermarkt-Konzept, welches ein grosses Angebot vorsieht. In der Schweiz sei das Sortiment verglichen mit anderen Ländern relativ klein, sagte Burtin. Rund 4000 bis 5000 Artikel stünden hier zur Wahl, in Frankreich seien es 15’000, in Deutschland bis zu 20’000. Die Schweizer Carrefour-Länden bieten etwa 13’000 Artikel feil.

Detailhandel nicht beunruhigt

Coop hat laut Pressesprecher Jörg Birnstiel keine Angst vor mehr Wettbewerb. Coop vertraut auf das sehr dichte Ladennetz. Als Reaktion auf die Märkte in den benachbarten EU-Ländern werden laut Birnstiel die Detailhandelspreise sowieso sinken.

Auch Susan Hoby von der Migros-Pressestelle fürchtet sich nicht vor der ausländischen Konkurrenz. Carrefour müsse sich in der Schweiz den selben Spielregeln unterstellen wie die Schweizer Detailhändler: hohe Grundstückspreise, teure Arbeitskräfte, usw.

Zwar könne Carrefour aufgrund seiner Grösse gewisse Produkte billiger importieren, meint Susan Hoby. Die Versorgung mit Frischprodukten müsse jedoch den Gesetzen des Schweizer Marktes folgen. Migros strebe in Zukunft eher in Richtung qualitatives statt quantitatives Wachstum.

Zuversichtliche Konsumentenschützer

Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, betont, dass für die Kunden nicht nur der Preis ausschlaggebend sei. Wenn sich Carrefour zu einer Konkurrenz entwickle, sei es möglich, dass Migros und Coop ihr Angebot weiter verbessern und anpassen würden.

2 Mrd. Franken verpuffen im Ausland

Zu den hiesigen Einkaufs-Gewohnheiten gehört traditionell der Einkaufstourismus ins nahe Ausland. Damit gehen dem inländischen Detailhandel rund 2 Mrd. Franken Einnahmen jährlich verloren. Trotz dünner Margen werden also die Preise vom inländischen Verbraucher als zu hoch erachtet. Carrefour möchte sich von diesem Abfluss der Schweizer Kaufkraft einiges zurückholen, und plant deshalb Preissenkungen dank seiner enormen Einkaufsmacht.

swissinfo, Alexander P. Künzle

Fakten

Weltweiter Carrefour-Umsatz: Über 100 Mrd. Fr. (Migros: 20 Mrd. Fr.)
13’000 Artikel in Schweizer Carrefour-Läden. (Durchschnitt Schweiz: 4000 – 5000 Artikel)