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Credit Suisse rechnet mit Verlust im ersten Quartal

CS-Konzernchef Brady W. Dougan stimmen die neuesten Zahlen nachdenklich. Keystone

Die zweitgrösste Schweizer Bank befürchtet für das erste Quartal 2008 rote Zahlen. Grund dafür seien Wertminderungen und die schwierige Marktlage.

Gemäss CS sind die Fehlbewertungen teilweise auf absichtliches Fehlverhalten einer kleinen Zahl von CS-Händlern zurückzuführen. Sie wurden entlassen oder beurlaubt.

Während die Schweizer Grossbank UBS im Strudel der US-Hypothekenkrise mit rund 21 Mrd. Franken den grössten Abschreiber aller europäischer Banken machte, stand die Credit Suisse (CS) lange als Musterschüler da.

Noch Anfang Jahr vermeldete sie ein glänzendes Jahresergebnis 2007. Überraschend kam denn auch die Meldung am 19. Februar, dass die Bank Neubewertungen von Positionen im Handelsgeschäft von 2,85 Mrd. Dollar erwartet. Dennoch rechnete die Bank damals für das 1. Quartal mit schwarzen Zahlen.

Abschreibung tiefer als erwartet

Bei der Publikation ihres Geschäftsberichts 2007 musste die Credit Suisse ihre Erwartungen erneut nach unten korrigieren. Die einzig gute Nachricht ist, dass der am 19. Februar aufgetauchte zusätzliche Abschreibungsbedarf auf Positionen im Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise etwas geringer ausfällt.

Nach Abschluss der Überprüfung geht es nun um 2,65 Mrd. Dollar, verglichen mit den damals befürchteten 2,85 Mrd. Dollar. In Schweizer Franken umgerechnet liegt die definitive Wertverminderung damit rund 200 Mio. Franken tiefer.

Kein Gewinn

Im Unterschied zum Februar rechnet die Bank nun aber nicht mehr mit einem positiven Ergebnis für das erste Quartal 2008.

“Auf Grund der schwierigen Marktlage im März geht die Credit Suisse derzeit nicht davon aus, das erste Quartal 2008 mit einem Gewinn abzuschliessen”, heisst es in der Mitteilung. Die Bank habe aber auch unter Berücksichtigung der Wertverminderungen bis Ende Februar profitabel gearbeitet.

Von der nun definitiv bezifferten Wertverminderung auf den fraglichen Positionen mit so genannten Asset Backed Securities (ABS) und Collateralized Debt Obligations (CDO) betreffen 1,18 Mrd. Franken das vierte Quartal 2007 und 1,68 Mrd. Franken das erste Quartal 2008. Der Reingewinn für das letzte Jahr verringert sich so um 789 Mio. Franken auf 7,760 Mrd. Franken.

Absichtliches Fehlverhalten

Die intern durchgeführte Untersuchung bestätigte gemäss CS weiter, dass die Fehlbewertungen teilweise auf absichtliches Fehlverhalten einer kleinen Zahl von CS-Händlern zurückzuführen waren. Sie wurden entlassen oder beurlaubt, wie es in der Mitteilung heisst.

Konzernchef Brady Dougan sagte laut der Mitteilung: “Dieser Vorfall ist absolut inakzeptabel, da er sich nicht mit den hohen Standards der Credit Suisse vereinbaren lässt.”

Die Bank verfüge jedoch insgesamt über sehr gute Kontrollfunktionen. Nun würden die notwendigen Massnahmen ergriffen, um deren Wirksamkeit zu verbessern. Dougan erklärte weiter, die Credit Suisse sei auch in diesem schwierigen und volatilen Marktumfeld seit Mitte 2007 gut positioniert. “Wir sind weltweit eine der am besten kapitalisierten Banken und verfügen über ein konservatives Refinanzierungsmodell.”

An der Schweizer Börse haben die Aktien der Credit Suisse nach der Gewinnwarnung der Grossbank am Donnerstagmorgen bis zu 10,3% an Wert verloren.

swissinfo und Agenturen

Das Management und der Verwaltungsrat der Credit Suisse bekommen für das Geschäftsjahr 2007 weniger Lohn. Im Schnitt verdienen die Konzernleitungsmitglieder heuer 12,5 Mio. Franken. Im Vorjahr waren es 19,1 Mio. Franken.

Konzernchef Brady Dougan erhält 22,3 Mio. Franken. 3,4 Mio. davon gibt es bar auf die Hand, den Rest in Form von Aktien.

Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz muss ebenfalls eine Lohneinbusse hinnehmen. Er bekommt für 2007 14,6 Mio. Franken, nach 16,0 Mio. Franken im Vorjahr. Davon erhält Kielholz 8,5 Mio. Fr. in bar.

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