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Crossair-Absturz:Bis zu 24 Tote befürchtet

Über 300 Rettungsfachleute arbeiteten die ganze Nacht durch an der Absturzstelle in einem sumpfigen, abfallenden Waldstück. Keystone

Am Samstagabend kurz nach 22 Uhr stürzte ein Jumbolino aus Berlin-Tegel in der Nähe des Flughafens Zürich-Kloten in einem Wald ab. Von den insgesamt 33 Personen an Bord sind bisher 9 teilweise schwer verletzt gerettet worden. Die Unfall-Ursache ist noch unklar.

Nach Darstellung der Behörden und der Crossair ereignete sich das Unglück wie folgt: Der am Samstagabend um 21.01 Uhr in Berlin-Tegel gestartete Kursflug LX3597 stürzte kurz nach 22.00 Uhr im Landeanflug auf die Piste 28 in ein Waldstück zwischen Birchwil und Bassersdorf ab, etwa anderthalb bis zwei Kilometer östlich vom Pistenbeginn. Der Alarm wurde um 22.08 Uhr ausgelöst; die Maschine hätte um 22.15 Uhr in Zürich-Kloten landen sollen.

Flugzeug in der Mitte auseinander gebrochen

Ein grosser Brand konnte rund 15 Minuten nach dem Eintreffen der Flughafenfeuerwehr unter Kontrolle gebracht werden. Vor allem der mittlere Teil des Flugzeugs vom Typ Jumbolino Avro RJ 100 wurde beim Absturz stark zerstört, während die Nase und das Heck weitgehend unversehrt waren.

Mindestens 10 Todesopfer

Der Kommandant der Kantonspolizei Zürich, Peter Grütter, wollte sich am Sonntag früh nicht zur Zahl der Toten äussern. Zuvor hatte die Polizei von mindestens zehn Todesopfern gesprochen. Sie wurden laut Grütter gesichtet, zunächst aber nicht geborgen.

Mit Sicherheit stehe nur fest, dass neun Menschen den Absturz überlebt hätten, sagte der Polizeikommandant. Zur Befürchtung, dass somit mit 24 Todesopfern zu rechnen sei, äusserte er sich nicht.

Die 9 Verletzten kamen den Rettern entgegen

Die Verletzten kamen nach den Worten von Sanitätschef Remo Reichlin den Rettungskräften zu Fuss entgegen. Drei von ihnen hatten sich schwere Verbrennungen zugezogen; die anderen waren leicht bis mittelschwer verletzt. Die Polizei war zunächst davon ausgegangen, dass weitere Überlebende noch im Wald umherirren könnten.

Da sich die Absturzstelle in einem Waldgebiet befindet, gestalteten sich die Rettungsarbeiten schwierig. Am Sonntagmorgen wurden die durchweichten Waldwege für die Retter präpariert. Bei Tagesanbruch sei die Spurensicherung aufgenommen worden, teilte die Kantonspolizei Zürich mit. Die Bergungsarbeiten dauerten an.

Schweizer Besatzung mit erfahrenem Pilot

Bei der fünfköpfigen Besatzung handelt es sich um Schweizer Staatsangehörige, wie Crossair-Chef André Dosé vor den Medien sagte.

Der Pilot verfüge über langjährige Erfahrung, versicherte Dosé. Er sei die Piste 28, auf der die Unglücksmaschine hätte landen sollen, sicherlich schon mehrfach geflogen.

Gefährlichere Anflugsroute?

Dies wird betont, weil diese Piste erst seit vier Wochen jeweils ab 22.00 Uhr angeflogen wird. Diese Regelung sei in Folge des am vergangenen 18. Oktober unterzeichneten Staatsvertrags zwischen Deutschland und der Schweiz in Kraft getreten, sagte der Sprecher der Flughafenbetreiberin Unique. Früher seien die Flugzeuge auf den Pisten 14 und 16 gelandet.

Der Anflug auf die Piste 28 ist laut Unique-Sprecher Diener kein Risiko. Gegenüber SF DRS Fernsehen sagte der ehemalige Pilot Olaf Brunner aber, die Unfallgefahr sei bei dieser Piste ganz klar grösser als bei den Pisten 14 und 16.

Die Behörden und die Crossair-Chefs Dosé und Suter gingen nicht auf Spekulationen über die Unglücksursache ein.

Alles schien normal – Black Boxes sollen Aufschluss geben

Der Chef des Büros für Flugunfall-Untersuchungen, Jean Overney, traf laut einem Sprecher des zuständigen Ministeriums noch in der Nacht an der Unglücksstelle ein.

Die beiden Black Boxes (Datenschreiber und Stimmaufzeichnungs-Gerät) wurden bereits sicher gestellt. Gemäss dem Direktor der Flughafenbetriebsgesellschaft Unique, Josef Felder, hatten die Flugoperation und der Kontrollturm keine Hinweise auf Unregelmässigkeiten des Flugs.

Die Maschine sei planmässig unterwegs gewesen, rund zwei Meilen vor dem Aufsetzen auf der Piste aber vom Radarschirm verschwunden.

Zweites Unglück innert zwei Jahren

Crossair-Präsident Moritz Suter und André Dosé trafen noch in der Nacht an der Unfallstelle ein. Sie zeigten sich tief schockiert und bestürzt und drückten den Hinterbliebenen ihr tiefes Beileid aus. Suter sagte: «Ich mache mir auch grosse Sorgen um die Mitarbeiter der Crossair, die in einer so schwierigen Zeit (…) auch das noch durchstehen müssen.»

Für die Crossair handelt es sich um das zweite schwere Unglück innerhalb von zwei Jahren, nachdem die Airline zuvor während 25 Jahren unfallfrei geflogen war. Am 10. Januar 2000 war eine Saab 340 kurz nach dem Start von Zürich-Kloten in Richtung Dresden abgestürzt. Alle zehn Insassen kamen ums Leben.

Der neuerliche Unfall fällt mir der grössten Krise der Schweizer Zivilluftfahrt zusammen. Aus den Resten der vor der Liquidation stehenden Swissair wollen Staat und Wirtschaft mit einem Aufwand von mehr als vier Mrd. Franken eine neue Schweizer Airline aufbauen, und zwar auf der Basis des kostengünstigen Modells der Crossair.

swissinfo und Agenturen

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