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Der reichste Mann der Schweiz ist ein Schwede

Ingvar Kamprad: Immens reich und immens sparsam. Reuters

Ikea-Gründer Ingvar Kamprad gilt seit Jahren als reichste in der Schweiz lebende Person. Sein Vermögen wird auf 35 bis 36 Milliarden Franken geschätzt. Neben dem Reichtum ist vor allem die Sparsamkeit des Wahl-Westschweizers legendär.

Ingvar Kamprad ist inzwischen 83 Jahre alt. Seit den 1970er Jahren lebt er in Epalinges oberhalb von Lausanne. Im Kanton Waadt haben seine drei Söhne aus zweiter Ehe mit Margaretha, Peter (Jahrgang 1964), Jonas (1966) und Mathias (geboren 1969), private Schulen besucht.

Das genaue Vermögen von Ingvar Kamprad ist nicht bekannt. Die Schweizer Wirtschaftszeitschrift Bilanz schätzt es auf 35-36 Milliarden Franken (Stand 2007), das US-Magazin Forbes auf «nur» 22 Mrd. Dollar (26 Mrd. Franken). Jedenfalls gilt er als einer der reichsten Männer weltweit. Gemäss Forbes belegt er Platz 5 (Stand März 2009).

Wie reich Kamprad und seine Familie wirklich sind, lässt sich kaum sagen. Der Ikea-Gründer hat schon frühzeitig in Leiden (Niederlande) «The Stichting Ingka Foundation» gegründet, in welche etappenweise das Vermögen übertragen wurde. Diese Stiftung muss keine Bilanz veröffentlichen.

Keine Privilegien für die Söhne

Ingvar Kamprad hat mit seiner Stiftung in gewisser Weise auch seine Söhne enterbt, die heute alle im Ikea-Unternehmen arbeiten. Wie Rüdiger Jungbluth in seinem Buch «Die 11 Geheimnisse des Ikea-Erfolgs» (2006) schreibt, wollte Vater Kamprad verhindern, dass sich seine Söhne «eines Tages um die Stücke reissen».

Die Söhne sollten nicht mit der Einstellung aufwachsen, reich zu sein und nichts leisten zu müssen. Diese Haltung passt bestens zu Ingvar Kamprad, der aus einfachsten Verhältnissen stammt und in Südschweden aufgewachsen ist.

Tatsächlich ist die Karriere von Kamprad eng mit seiner Herkunft verbunden. Zu Hause mangelte es stets an Geld. Und der junge Ingvar begann schon als Kind, Geschäfte zu machen. Er kaufte Zündholzschachteln en gros ein und verkaufte sie günstig, aber mit Gewinn weiter.

Billig und gut

Ziel von Ingvar Kamprad war stets, Menschen mit geringem Einkommen Qualität zu erschwinglichen Preisen zu liefern.

«Ein schöneres Zuhause und ein schöneres Leben. Ein besseres Zuhause für Kinder zum Aufwachsen», schreibt Kamprad in einer internen Ausbildungsbroschüre für die Mitarbeitenden seines Konzerns.

Das ist bis heute der Kern, sein Credo geblieben. Um hübsche Möbel erschwinglich zu machen, müssen die Kunden die Ware daher selbst abholen und zusammenschrauben. Das Unternehmen hilft, indem es die Ware in flachen und leicht zu transportierenden Paketen anbietet.

Mit dieser Strategie hat Kamprad die ganze Welt erobert. In 34 Ländern der Erde arbeiten heute über 100’000 Personen für den schwedischen Möbelkonzern. Den Hauptumsatz des Unternehmens machen indes nicht die Möbel, sondern Accessoires aus – von Teelichten über Lampen bis zu Teppichen.

Bei der weltweiten Expansion des «unmöglichen Möbelhauses» (Eigenreklame) spielte die Schweiz eine wichtige Rolle. Denn der erste Ikea-Laden ausserhalb Skandinaviens wurde 1973 in Spreitenbach bei Zürich eröffnet. Es war ein Testlauf gemäss dem Motto: «Wenn es in der Schweiz funktioniert, dann muss es überall funktionieren.» Und es funktionierte.

Geizig, aber kundennah

Trotz seines enormen Erfolg machte Ingvar Kamprad auch berufliche und menschliche Fehler, wie er selber wiederholt eingeräumt hat.

So entschuldigte er sich 1994 öffentlich dafür, dass er als junger Mann bis 1945 nationalsozialistische Gruppierungen finanziell unterstützt hatte. Die Zahlungen seien die «grösste Dummheit» seines Lebens gewesen.

Zu reden geben auch immer wieder seine Sparsamkeit und sein Geiz. Kamprad fuhr zeitlebens einen alten Volvo und in der Bahn nur 2. Klasse. Am liebsten kauft er kurz vor Ladenschluss ein, um von Halb-Preis-Aktionen zu profitieren.

Kamprad hat sein bescheidenes Leben stets verteidigt: «Nur so kann ich meine Kunden verstehen.»

Denn auch wenn der Ikea-Gründer schon lange nicht mehr offiziell in der operativen Leitung des Konzerns tätig ist, hat er als Senior-Berater immer noch die Zügel in der Hand. Ikea-Mitarbeitende berichten jedenfalls übereinstimmend, dass er nach wie vor die wichtigsten Entscheidungen trifft.

Gerhard Lob, swissinfo.ch

Weltmeisterin im Abstimmen, Bahnfahren und Bunkerbau; Land des längsten Alpengletschers, des höchsten Weinbergs, der steilsten Zahnradbahn und der grössten Kunstmesse. Die Schweiz hält viele Rekorde.

swissinfo.ch hat seit fast einem Jahr jeden Montag die Geschichte hinter einem dieser Rekorde vorgestellt.

Mit dem Beitrag über den reichsten Mann der Schweiz beenden wir die Serie.

Im Special «Schweiz der Rekorde» finden Sie alle Artikel, Fotogalerien, Audios ,Videos und Audio-Slideshows aus der Serie.

Die drei reichsten ausländischen Staatsbürger mit Wohnsitz in der Schweiz gemäss der Wirtschaftszeitschrift Bilanz (Stand 2008; geschätztes Vermögen):
1) Ingvar Kamprad, Schweden, (IKEA-Möbel) 35–36 Mrd. Fr.
2) Familie Brenninkmeijer, Niederlande, (C+A, Textilhandel) 12-13 Mrd. Fr.
3) Viktor Vekselberg, Russland (Erdöl, Erdgas, Industrie) 11-12 Mrd. Fr.

Die drei reichsten Schweizer (Stand 2008, geschätztes Vermögen):
1) Familien Hoffmann und Oeri (Hoffmann- La Roche, Pharmabetriebe) 16-17 Mrd. Fr.
2) Familie Bertarelli (Serono, Pharma-Biotechnologie) 11-12 Mrd. Fr.
3) Hansjörg Wyss (Synthes Holding, Medizinalrechnik) 10-11 Mrd. Fr.

30.März 1926: Ikea-Gründer Ingvar Kamprad wird in Församling Pjättery in der Gemeinde Älmhult (Schweden) als Sohn einer deutschstämmigen Bauernfamilie geboren.
1943: Ikea wird als Versandhandel ins Handelsregister aufgenommen. Der Name Ikea besteht aus den Initialen des Gründers, I.K., dem Anfangsbuchstaben des elterlichen Bauernhofs, Elmtaryd, und dem Anfangsbuchstaben seines Heimatdorfs Agunnaryd in der Gemeinde Ljungby, wo er aufwuchs.
1950: Möbel werden ins Ikea-Sortiment aufgenommen
1953: In Älmhult öffnet der erste Ikea-Ausstellungsraum
1958: In Älmhult eröffnet das erste Ikea-Möbelhaus
1963-1969: Weitere Läden in Norwegen, Schweden und Dänemark
1965: Der erste Ikea-Laden stellt auf Selbstbedienung um
1970er: Ingvar Kamprad zieht in die Schweiz (Epalinges)
1973: Der erste Ikea-Laden ausserhalb Skandinaviens eröffnet in Spreitenbach bei Zürich
1976: «Testament eines Möbelhändlers»: Kamprad publiziert seine Firmenphilosophie
1978: Der Ikea-Katalog wird weltweit in einer Auflage von mehr als 20 Mio. Exemplaren gedruckt
1985: Erster Ikea-Laden in den USA
2009: Weltweit 301 Ikea-Läden in 34 Ländern: Jahresumsatz ca. 20 Mrd. Euro

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