
Der schweizerische Buchmarkt
Die Schweiz hat keinen homogenen Buchmarkt. Vielmehr bestehen drei unabhängige sprachregionale Buchmärkte, die zusammen ein Umsatzvolumen von rund einer Milliarde Franken erwirtschaften. Eine Prognos-Studie hat den Schweizer Buchmarkt analysiert.
Die drei Buchmärkte in der Deutschschweiz, der Romandie sowie im Tessin kennen je eine eigene Form der Preisbildung. Bei den deutschsprachigen Büchern legen die Verlage den Endverkaufspreis verbindlich fest. Eine Praxis, welche die Eidgenössische Wettbewerbs-Kommission (WEKO) 1999 für unzulässig erklärte. Dieses Urteil ist indes noch nicht rechtskräftig. Denn der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels haben mit Verbandsbeschwerden beim Bundesgericht aufschiebende Wirkung erwirkt. Der definitive Entscheid des obersten Gerichts steht noch aus.
Bei den französischsprachigen Büchern schreiben nur die Schweizer Verlage die Endverkaufspreise fest. Bücher aus Frankreich sind in der Schweiz offiziell nicht preisgebunden. Tatsächlich sorgen aber informelle Marktmechanismen dafür, dass in der Romandie die meisten Bücher aus Frankreich an allen Verkaufsstellen zum gleichen Preis verkauft werden.
Italienischsprachige Bücher unterliegen keiner formellen Preisbindung. Der Spielraum der Buchhändler ist aber gering, da die italienischen Verlage ihren empfohlenen Ladenpreis auf die Bücher aufdrucken.
Kleiner Spielraum
Trotz sprachregionalen Unterschieden verbleiben den Buchhandlungen in der ganzen Schweiz kaum Spielräume für eine eigenständige Preisgestaltung. Laut Prognos-Studie sind denn auch die drei Sprachregionen nicht als eigenständige Buchmärkte, sondern als Teilmärkte der jeweiligen Nachbarländer zu begreifen.
Vom gemeinsamen Umsatzvolumen von fast einer Milliarde Franken entfallen knapp drei Viertel auf die deutsche Schweiz, knapp ein Viertel auf die französische Schweiz und drei Prozent auf die italienische Schweiz.
Konzentrationsprozess
Die Schweiz hat im internationalen Vergleich ein dichtes Netz von Buchverkaufsstellen, das aber zunehmend löchriger wird. Allein zwischen 1995 und 1998 nahm die Zahl der Buchhandlungen über 10% ab. Im Jahr 2001 gab es noch 600 Buchhandlungen in der Schweiz (auf 10’000 Einwohner eine Buchhandlung).
Vom Konzentrationsprozess profitieren die grossen Buchhandlungs-Unternehmen. Diese konnten ihre Umsätze durch Flächenerweiterungen und Firmenübernahmen deutlich steigern. Mittlere und kleinere Buchhandlungen erwirtschaften hingegen kaum eine ausreichende Rendite, und ihr Überleben hängt oft vom Idealismus ihrer Inhaber- und Inhaberinnen ab.
Dennoch ist laut Prognos im Vergleich zum Ausland die Konzentration im schweizerischen Buchhandel noch relativ gering. Ausser Payot, die mit 12 Filialen in der französischen Schweiz rund einen Viertel des dortigen Buchdetailhandels-Umsatzes erzielt, existieren in der Schweiz bislang noch keine grossen Buchhandelsketten.
Verlags-Vielfalt
Rund 500 in der Schweiz ansässige Buchverlage bringen jedes Jahr mehr als 1000 Titel auf den Markt. Mit Ausnahme von Diogenes ist allerdings keiner dieser Verlage über die Landesgrenzen hinaus von wirtschaftlicher Bedeutung.
Doch vor allem noch unbekannte Autorinnen und Autoren sind meist auf Schweizer Verlage angewiesen, um ihre Erstlingswerke zu veröffentlichen. Insgesamt gibt es in der Schweiz knapp 1400 Autorinnen und Autoren von Belletristik und Sachbüchern, doch nur gerade 110 von ihnen können ausschliesslich vom Schreiben leben.
swissinfo

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