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Schweiz baut Dorf in Thailand wieder auf

Die Schweizer Hilfe beim Wiederaufbau eines zerstörten Dorfes in Thailand ist sehr willkommen. Keystone

Die Schweiz finanziert den Wiederaufbau eines von der Flutwelle in Thailand zerstörten Dorfes. Dies gab Aussenministerin Micheline Calmy-Rey bekannt.

Dafür sollen 2,3 Millionen Franken des 27-Mio.-Nothilfe-Paketes der Schweiz für die Flutkatastrophe in Südasien bereitgestellt werden.

“Das Dorf wird in den nächsten fünf Tagen bestimmt werden, das Schweizer Team ist schon vor Ort. Diese Geste soll Solidarität und Dank an die thailändische Regierung und die Menschen von Thailand ausdrücken”, sagte der Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Walter Fust, gegenüber swissinfo.

Fust wies Vorwürfe zurück, Calmy-Reys Besuch im Katastrophengebiet sei eine Public-Relations-Übung. “Ganz sicher nicht, im Gegenteil. Sie hat verletzte Schweizer im Spital besucht und sich mit Schweizer Identifikations-Experten und Hilfswerks-Vertretern getroffen.”

Hochrangige Schweizer Präsenz

Nach Aussenministerin Micheline Calmy-Rey und dem DEZA-Chef Walter Fust sind auch der Leiter des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH), Toni Frisch, sowie der Direktor des Schweizerischen Roten Kreuzes, Daniel Biedermann, und Oberfeldarzt Gianpiero Lupi ins Krisengebiet abgeflogen.

Damit werden alle Leiter der offiziellen Schweizer Hilfe in Südostasien präsent sein.

Die Akteure der Schweizer Humanitären Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe wollten vor Ort einheitlich auftreten, sagte DEZA-Sprecher Thomas Jenatsch am Montag. Auf die Reise von Calmy-Rey und Fust sollen nun weitere konkrete Schritte folgen.

Betroffene Calmy-Rey

Die Schweizer Aussenministerin war am Wochenende in der vom Seebeben heimgesuchten Region eingetroffen. Sie traf den Vize-Aussenminister Thailands, Sorajak Kasem Suvan, und kam ausserdem mit Mitgliedern des Krisenstabes zusammen.

Calmy-Rey zeigte sich erneut sehr betroffen über die Situation nach der Katastrophe. Sie habe Menschen getroffen, die etwas Furchtbares erlebt hätten, sagte die Aussenministerin in einem Interview des Schweizer Fernsehens. In der Schweiz sehe man nur die grosse Zahl. “Hier hört man die Geschichte der Leute”, sagte die EDA-Vorsteherin.

Auch für einen Spitalbesuch bei einem verletzten Schweizer fand die Aussenministerin Zeit. Mit anderen schweizerischen Überlebenden führte sie ebenfalls Gespräche.

23 tote Schweizer identifiziert

Die Zahl der gesicherten Toten aus der Schweiz stieg am Montag um weitere sieben Opfer auf 23, wie der Leiter des EDA-Krisenstabs, Botschafter Peter Sutter, bekannt gab. Hinzu kommen 105 Vermisste, für die das Schlimmste befürchtet wird – zehn mehr als am Sonntag.

Immerhin ging gemäss Sutter auch eine beträchtliche Zahl von positiven Rückmeldungen von Gesuchten beim Krisenstab ein. Die Gesamtzahl der Gesuchten, in der die Vermissten ohne Hoffnung enthalten sind, blieb aber dennoch bei knapp 500, davon 360 in Thailand.

Denn mit dem ersten Arbeitstag im neuen Jahr trafen auch neue Suchmeldungen ein. Zudem wurden weitere Gesuchte aufgenommen, die bisher auf einer Liste mit unpräzisen Angaben waren, die im ersten Chaos nach der Katastrophe bei der Schweizer Botschaft in Bangkok eingegangen waren.

Aus Sicht des EDA-Krisenstabes ist es zurzeit noch verfrüht, eine definitive Zwischenbilanz über die Zahl der Schweizer Opfer zu ziehen. Mit jedem Tag, der vergehe, verringere sich jedoch auch die Hoffnung auf ein Überleben, sagte Sutter. Gemäss dem heutigen Zahlenmaterial dürfte die Katastrophe bis zu 128 Schweizern das Leben gekostet haben.

45 Millionen Franken Spenden

In der Schweiz blieb die Spendenbereitschaft indes ungebrochen. Am Dienstag Mittag waren auf dem Spendenkonto der Glückskette bereits 45 Millionen Franken eingegangen, wie Roland Jeanneret von der Glückskette bekannt gab.

Behörden, Verlage und Unternehmen griffen in die Kasse und spendeten zum Teil hohe Beträge. Weitere Zusagen für Millionenspenden liegen vor.

Schweiz nicht dabei in Jakarta

An die Geberkonferenz vom kommenden Donnerstag in Indonesien ist die Schweiz nicht eingeladen. Das Treffen sei klar als regionale Konferenz für Anrainerstaaten, darunter auch die USA, deklariert, erklärte Marco Ferrari, stellvertretender Chef des SKH.

Teilnehmen werde die Schweiz hingegen an der Koordinationskonferenz der Geberländer vom kommenden 11. Januar in Genf. Es würden viele Teilnehmer erwartet.

swissinfo und Agenturen

Das Seebeben vom 26. Dezember 2004 um 7 Uhr 58 lokaler Zeit vor der indonesischen Insel Sumatra erreichte die Stärke 9 auf der Richter-Skala.

Gegen 150’000 Menschen haben dabei ihr Leben verloren, darunter 2459 Touristen.

7000 weitere, in der Mehrheit Europäer, sind bislang verschwunden.

Offiziell hat die Katastrophe 23 Schweizer Staatsangehörigen das Leben gekostet. Die Schweizer Regierung hat die Hoffung aufgegeben, dass weitere 128 Verschwundene lebend gefunden werden können.

Die gesamte Zahl der Suchmeldungen umfasst unverändert knapp 500 Menschen aus der Schweiz, davon weiterhin 360 in Thailand.

Die Schweiz hat 27 Mio. Franken für die Nothilfe bereitgestellt, davon 2,29 Mio. Franken für den Wiederaufbau eines thailändischen Dorfes.

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