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Die Chinesen kommen

Der chinesische Brilliance BS6 (HSO Motors Europe)

Erstmals sind am Automobilsalon Genf auch Hersteller aus China vertreten. Die Messe ist seit Donnerstag geöffnet.

Die Marke Brilliance aus Shenyang will den Auftritt als Sprungbrett nutzen, um den Schweizer- und den europäischen Markt zu erobern. Werden die Käufer auch anbeissen?

Hans-Ulrich Sachs, der als Direktor von HSO Motors Europe für den Aufbau eines europäischen Vertriebsnetzes verantwortlich ist, vebreitet Optimismus. Zweifel punkto Zuverlässigkeit und Prestige an chinesischen Autos lässt er für Brilliance nicht gelten

“Was Motor und Getriebe betrifft, haben wir erprobte Technologien von Mitsubishi verbaut”, sagt Sachs zu swissinfo. Die Frage nach der Zuverlässigkeit stelle sich für Brilliance deshalb nicht.

Argumente

Wieso soll jemand die Limousine Brilliance BS6 kaufen? “Weil sie viel Platz bietet und über eine reichhaltige Ausstattung verfügt”, so das Argument des Direktors.

Sein Unternehmen hat die Schweiz zusammen mit Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Österreich zum Hauptabsatzmarkt erklärt.

Thema Zuverlässigkeit

Die Qualität mag vielleicht nicht das Problem von Brilliance sein, sie ist es aber, was die chinesische Automobilindustrie als Ganzes betrifft. Gemäss der Schweizer Fachzeitung Automobil Revue treten bei 80% der chinesischen Autos bereits im ersten halben Jahr gravierende Probleme auf.

Das englische Wirtschaftsmagazin The Economist hat in einem kürzlich erschienen Artikel ein etwas positiveres Bild gemalt, was die Zukunftsaussichten der chinesischen Autos betrifft. Der Roewe 750 des staatlichen Unternehmens SAIC könnte aufgrund seiner Technologie und seines Designs das erste Modell sein, das den Durchbruch schaffen könnte. Das genannte Modell basiert auf dem Rover, einer britischen Marke, welche nach dem Bankrott von den Chinesen aufgekauft worden war.

Potenzial

Matthias Pfannmüller von der Automobil Revue hat den Brilliance BS6 probegefahren und attestiert der chinesischen Automobilindustrie Potenzial, sagt aber, dass noch einiges zu tun sei.

Wenn man bedenke, dass die Chinesen erst seit 15 bis 20 Jahren im Autogeschäft seien, hätten sie raschere Fortschritte gemacht als seinerzeit die Japaner und Koreaner, anerkennt Pfannmüller.

“Die südkoreanischen Hersteller haben in den 1970er-Jahren angefangen. Sie haben sehr schnell gelernt, wenn man ihren heutigen Qualitätsstandard anschaut. Die Chinesen werden noch schneller lernen”, ist er überzeugt. Er hält deshalb die in Genf gezeigten chinesischen Fahrzeuge für den Anfang des Exports von Autos Made in China.

Möglich sei die Entwicklung der chinesischen Autoindustrie durch die Unterstützung der europäischen Autobauer. Für sie birgt der dortige wachsende Markt ein riesiges Potenzial. Wer aber in Chinas Autos baut, muss zwingend mit einem lokalen Hersteller zusammenarbeiten. Diesen Schritt haben bisher erst weniger Europäer gemacht.

swissinfo, Adam Beaumont in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

An der 77. Ausgabe des Genfer Autosalons stellen bis am 18. März über 250 Aussteller ihre Produkte auf rund 77’000 Quadratmeter Fläche vor.

Erwartet werden rund 700’000 Besucher. 40% davon aus dem Ausland.

In der Schweiz wird der Brilliance durch die Asia Motor Group aus Zug vertrieben.

China wurde 2006 zum zweitgrössten Fahrzeugmarkt nach den USA.
7,3 Mio. Autos verliessen die Hallen (+27.3%), was China zum drittgrössten Hersteller machte.
Verkauft wurden 7,22 Mio. Autos (+25%).
Laut Prognosen werden 2007 die Verkäufe um 15% auf 8 Mio. Fahrzeuge steigen.

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