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Käse ohne Grenzen

Liberalisierter Käsemarkt: Die Käse-Nation Schweiz ist zuversichtlich! Keystone

Der Käsemarkt zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) ist ab dem 1. Juni vollständig liberalisiert.

Die Schweizer Produzenten sind sich der Herausforderungen bewusst – und optimistisch: Die Öffnung der Grenzen dürfte sich für sie unter dem Strich auszahlen.

Die Milchproduzenten haben bereits eine fünfjährige Übergangszeit hinter sich, in der sie die nötigen Änderungen einführen konnten. Auch sie sind zuversichtlich.

Aber wie Daniel Koller, der Westschweizer Sekretär der Schweizer Milchproduzenten (SMP) warnt, heisst es wachsam bleiben. Das grösste Risiko ist der Druck auf den Milchpreis. Denn die europäischen Produzenten erhalten im Durchschnitt für ihre Milch einen Drittel weniger als die Schweizer.

Harte Konkurrenz beim Weichkäse

Die Konkurrenz dürfte vor allem beim Frisch- und Weichkäse wie zum Beispiel Mozarella zu spüren sein. Diese Sorten machen aber weniger als 10% der Inlandproduktion aus.

Denn der Schweizer Milchsektor – zu dem der Käse fast die Hälfte der Einkommen beisteuert – weist vor allem beim Hart- und Halbkartkäse sowie beim Käse aus Rohmilch einige Trümpfe auf.

Auf dem Binnen- wie auf dem Exportmarkt gilt es, “die Qualität hervorzuheben, für die Konsumenten auch gerne mehr zahlen”, betont Koller.

Laut Koller kommen der Branche jene Produkte zugute, die einen wirklichen Mehrwert bringen – wenn der Konsument bereit ist, für Produkte aus der Gegend mehr zu bezahlen.

Im Übrigen erwartet er vor allem ein verändertes Angebot – weniger Käse wie Mozarella und eher eine Konzentration auf Hart- und Halbhartprodukte.

Schlüsselbegriff AOC

Die geschützte Ursprungsbezeichnung (GUB/AOC) hat in diesem Rahmen eine gute Chance, von der gesamten Anwendung des bilateralen Vertrags zwischen der Schweiz und der EU zu profitieren.

Und auch die Masse der Konsumenten ist ein gewichtiges Argument. In einem Markt mit über 400 Millionen Käuferinnen und Käufern ist das Wachstumspotenzial beim Export grösser als die durch die verstärkte Konkurrenz zu erwartenden Verluste, versichert Koller.

Die gegenseitige Anerkennung der AOC ist aber auf jeden Fall unumgänglich, fügt der Vertreter der Schweizer Produzenten bei.

Die politische Diskussion dürfte lange und schwierig werden. Namentlich beim Emmentaler stehen riesige Probleme an. Aber Koller hofft, dass Fall für Fall verhandelt werden kann, sind doch einige AOC wie der Tête-de-Moine (ein Käse aus dem Jura) problemlos.

Höherer Milchpreis

In der EU stehen die deutschen Landwirte, die grössten Milchproduzenten in Europa, an der Spitze einer Bewegung, die eine Erhöhung des Milchpreises von 27 auf 40 Eurocents (von 44 auf 64 Schweizer Rappen) pro Kilo verlangt.

Diese Preiserhöhung auf der Milch brauchen die europäischen Bauern, nur schon um die Produktionskosten zu decken.

Auch in der Schweiz deckt der Preis – im Durchschnitt 67 Rappen – die Produktionskosten (1.11 Franken) nicht, wie die Bauerngewerkschaft Uniterre bekannt gab. Diese unterstützt denn auch ihre europäischen Kollegen.

Die Schweizer haben alles Interesse an einem höheren Milchpreis in der EU. Das verringert den Unterschied zu den Schweizer Preisen und vermindert damit den Druck der europäischen Konkurrenz, erklärt Uniterre-Sekretär Rudi Berli.

swissinfo und Agenturen

Trotz vollständiger Liberalisierung des Käsemarktes in Europa müssen Importeure immer noch eine Abgabe von einem Euro pro Doppelzentner leisten.

Dies, weil die EU mit der Abschaffung der gebührenpflichtigen Lizenzen für Importeure aus der EU im Verzug ist.

Bis die EU ihre Verpflichtungen vollumfänglich erfüllt hat, müssen EU-Importeure pro Käselieferung in die Schweiz vorläufig weiterhin fünf Franken für adminstrativen Aufwand am Schweizer Zoll abliefern.

Das Landwirtschaftsabkommen enthält eine gemeinsame Absichtserklärung im Bereich der geschützten geographischen Angaben (GGA/IGP) und Ursprungsbezeichnungen (AOC).

Um einen gegenseitigen Schutz der AOC und IGP zu gewährleisten, sollen die Bestimmungen über die Eintragungsbedingungen und die Kontrollsysteme für eine ausgeweitete Produktegruppe einbezogen werden.

Für die Schweiz ist der Schutz der Herkunftsangaben, vor allem bei den Käsenamen, eine Priorität.

Im Hinblick auf die vollständige Liberalisierung des Käsehandels haben sich die Schweiz und die EU bereit erklärt, alle Lizenzen und Zertifikate im bilateralen Handel abzuschaffen.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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