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Kaki – eine einheimisch exotische Frucht

(Bild: www.tuat.ac.jp)

Bei Wintereinbruch schillern die Kaki goldgelb auf unzähligen Bäumen im Tessin. Trotz ihres hohen Nährwerts werden die Früchte recht wenig genutzt.

Diospyros kaki ist der offizielle botanische Name für den Kakibaum. Das bedeutet so viel wie «Gottesbeere.» Zu Hause ist er in China, Korea und Japan. Verbreitung findet er in den USA und im Mittelmeerraum, bis ins Tessin. Die Früchte reifen spät, so spät, dass die Blätter bereits abgefallen sind, wenn die Äste noch voll leuchtender orangefarbener Kakis hängen.

Wie auf naiven Kinderzeichnungen stehen die kahlen Bäume dann verloren in den Gärten. Allein 1000 Kakibäume gibt es schätzungsweise im Kanton Tessin. Für die Deutschschweizer der «Kriegsgeneration» waren die Kaki noch viel exotischer als für uns heute Papayas und Mangos, denn den Transport über den Gotthard in den kühlen Norden überstanden nur die wenigsten Früchte. Die heiklen Kakis waren entweder noch unreif und kratzten die Zunge oder dann schon zerquetscht…Auch ihr Name galt als zu assoziativ!

Sehr gesund

Dabei ähneln die Früchte äusserlich grossen Fleischtomaten und haben einen hohen Mineralstoff- und Vitamingehalt. Neben Kalzium, Phosphor, Kalk und Magnesium sind sie besonders reich an Provitamin A sowie Beta-Carotin. Mit einer Kakifrucht kann der halbe Tagesbedarf an Vitamin A gedeckt werden. Augen und Haut profitieren davon. Auch Vitamin C ist vorhanden.

Die Kaki haben einen aprikosen- oder pfirsichartigen Geschmack. Die Haut ist glatt und dünn. Oft werden sie in Fruchtsalat geschnitten oder in Quarkspeisen untergerührt. Denn viele Menschen mögen die geleeartige und leicht auseinanderfallende Konsistenz dieser Frucht in ihrer Rohform nicht. Dies mag erklären, warum immer mehr Früchte auf den Bäumen hängen bleiben.

Giorgi Winter bedauert es, dass die einheimischen Kakis verfaulen, während sich die Menschen von industriell verarbeiteten Lebensmitteln ernähren. Der 37-Jährige versucht seit einigen Jahren, das Bewusstsein für den Wert der Kakifrucht zu schärfen. Jeden Winter bringt er Hunderte von Kilos frischer Kakis vom Tessin zu Freunden und Kunden in die Deutschschweiz.

Auch getrocknet ein Genuss

Seit kurzem produziert er sie auch als Dörrfrüchte. «Viele Personen, die frische Kakis nicht mögen, haben die getrockneten gerne», weiss Winter zu berichten, der sein Business in der Nähe von Tesserete bei Lugano betreibt. Der Geschmack ändert sich mit dem Dörrverfahren in Richtung Mango. Jeweils Anfang November, vor oder mit den ersten Frösten, erntet er die Kakis, die zu diesem Zeipunkt oft noch hart, manchmal sogar etwas grünlich sind.

Zum Dörren werden die Kakis in Scheiben geschnitten, wenn sie während der Lagerung «daumendruckreif» sind. Getrocknet werden sie dann in einer Teigwaren-Trocknungskammer unter 40 Grad, was offenbar die Rohköstler besonders schätzen. Aus fünf Kilo frischen Kakis erhält man so ein Kilo Dorrfrüchte. Das ganze Verfahren ist aufwändig und erfolgt ausschliesslich in Handarbeit. Viel Geld verdienen lässt sich damit nicht, auch wenn Hundert Gramm gedörrte «cachi ticinesi» auf dem Markt schliesslich 3,50 Franken kosten.

Eine starke Frucht

Initiativen wie diese von Giorgi Winter sind bisher Einzelfälle. Einen kommerziellen Export von Kakis ennet des Gotthards habe es nie gegeben, heisst es beim Tessiner Gemüse- und Früchtehändlerverband (Foft). Grund: Es gibt es keinen Plantagenanbau im Tessin. Verträge mit Grossverteilern lassen sich nicht abschliessen. Denn diese fordern eine konstante Belieferung über drei bis vier Monate. «Das können wir nicht garantieren, wenn die Früchte nur aus Privatgärten kommen», bedauert Foft-Chef Glauco Martinetti. Deshalb stammen die frischen Kakis in Supermärkten der Deutschschweiz aus Italien oder Brasilien. Diese Früchte sind jedoch etwas umgezüchtet worden und weisen konsistenteres sprich transportfreundlicheres Fruchtfleisch aus.

Vielleicht wird aber das Wissen um fernöstliche Traditionen die Nachfrage nach getrockneten Kakis steigern. In Japan isst man die Dorrfrüchte am Neujahrstag. Sie sollen nach allzu reichlichem Genuss von Reiswein den Kater überwinden helfen. Angeblich soll die Kakifrucht auch die Entschlossenheit und Entscheidungsfreude stärken. Als Nachteil wird ihr angerechnet, dass sie zu Kritiksucht führen kann, und zu Durchfall, wie Kaki-Liebhaber wissen.

Gerhard Lob und Redaktion swissinfo

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