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Kleinere Betriebe trifft es stärker

Die Schweizer KMU blicken mit Sorgen in die nahe Zukunft. Keystone

In der Schweiz werden in allen Branchen Stellen abgebaut. Kleine Unternehmen sind aber von der Konjunkturflaute mehr betroffen als Grossbetriebe.

Insgesamt beurteilen die kleinen und mittleren Beriebe (KMU) die nähere Zukunft pessimistisch.

Die kleineren und mittleren Unternehmen sind das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Entsprechend wichtig ist ihr Geschäftsverlauf für die gesamte Volkswirtschaft.

Die Grossbank UBS misst mit einer Umfrage bei 900 Betrieben mit weniger als 100 Beschäftigten in 13 verschiedenen Branchen regelmässig die Konjunkturtemperatur.

Jetzt hat die Messung ergeben, dass den KMU schlecht geht. Bereits im vergangenen Herbst zeigte die Erhebung der UBS, dass der Abwärtstrend alle Brachen erfasst habe. Und die neuste Umfrage – rund ein halbes Jahr später – zeigt immer noch das selbe Bild.

Während Grossbetriebe bereits im Sommerhalbjahr wieder mit einem leicht besseren oder wenigstens stabilisierten Geschäftsgang rechnen, trifft das beiden KMU nicht zu. Hier wird der Abwärtstrend anhalten, so die Prognose.

“Kleine und mittlere Betriebe werden von einem Abschwung später erfasst als Grossunternehmen, können aber auch von einem Aufschwung erst verzögert profitieren”, schreibt die UBS in ihrer jüngsten Untersuchung.

Die Probleme, mit denen die KMU zu kämpfen haben, seien sowohl die nachlassenden Umsätze wie auch die rückläufigen Auftragseingänge, heisst es in der UBS-Untersuchung. Eine Trendwende sei nicht in Sicht.

Weniger Investitionen geplant

Zum ersten Mal seit sechs Jahren planten die KMU, ihre Investitionen zurückzufahren, heisst es weiter in der UBS-Erhebung. Immerhin werde damit gerechnet, dass die Bestellungseingänge weniger stark abnehmen würden als im Winter.

Ein Sechstel der Betriebe gehe sogar von höheren Aufträgen aus. Als einzige Branche würden die Informatikunternehmen sogar mit einem Auftrieb des Geschäftsgangs rechnen. Dieser schwache Lichtblick reiche jedoch nicht für ein Ende des Personalabbaus.

Probleme zum Teil hausgemacht

Die Konjunkturflaute ist ein wichtiger Grund für den schlechten Geschäftsgang der KMU. Aber nicht der einzige. Auch die kleinen und mittleren Betriebe müssten sich dem “Prozess der Internationalisierung” stellen, wie es die Neue Zürcher Zeitung kürzlich formulierte. Denn länderspezifische Märkte wachsen mehr und mehr zu globalen Industrien zusammen.

Erst rund 10% der Betriebe in der Schweiz sind international tätig. Das hat 1998 eine Betriebszählung ergeben. In Zahlen ausgedrückt sind das gut 32’000 Betriebe.

Dabei haben Untersuchungen ergeben, dass ein beachtlicher Teil der Schweizer KMU eigentlich in der Lage wären, ihre Leistungen im Ausland zu verkaufen.

Sie tun das aber nicht, weil die Eigentümer sich dagegen entschieden haben oder eine Internationalisierung noch gar nie ins Auge gefasst haben. Hier würde sich – nach einem Art Lernprozess zu Beginn der Tätigkeit über die Grenzen hinweg – ein grosses Wachstumspotential auftun, schreibt Professor Ralph Lehmann, Leiter der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur, in einem Artikel in der NZZ.

Knappe Kredite

Die Klein- und Mittelbetriebe beklagen sich in der Schweiz auch über die restriktive Kreditvergabe der Banken. Sie müssten höhere Zinsen bezahlen als Grossbetriebe. Die Beziehungen zu den Banken müssten sich verbessern, wird gefordert.

Laut Pierre Triponez, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, wird es für KMU immer schwieriger, an Kapital zu kommen.

Swissmem-Präsident Johann Schneider-Ammann appelliert denn auch an die Banken, nicht alle KMU über den selben Leist zu schlagen, sondern ihre Kreditwürdigkeit auch individuell nach Innovation, Projekten, Engagement und Vertrauenswürdigkeit zu prüfen.

Schneider-Ammann rät deshalb den KMU mehr Eigenkapital aufzubauen, um von den Banken als “geringeres Risiko” eingestuft zu werden.

Motor Deutschland stottert

Ein Grossteil der Schweizer Klein- und Mittelbetriebe, wenn sie denn international ausgerichtet sind, liefern nach Deutschland. Der nördliche Nachbar ist der weitaus grösste Handelspartner der Schweiz. Wenn es Deutschland schlecht geht, wie das zur Zeit der Fall ist, dann spüren das die KMU in der Schweiz sehr schnell.

Im vergangenen Jahr sind die Ausfuhren von der Schweiz nach Deutschland um fast 8 Prozent eingebrochen. Die Uhrenindustrie meldete sogar minus 19 Prozent Umsatz mit Deutschland.

In diesem Jahr sind die Aussichten nicht besser. Die sechs führenden Wirtschaftsforschungs-Institute Deutschlands haben ihre Hoffnung auf eine rasche Konjunktur-Belebung aufgegeben.

In ihrem am Dienstag vorgelegten Gutachten reduzierten sie ihre Wachstums-Prognose für dieses Jahr auf 0,5 Prozent, für 2004 auf 1,8 Prozent. Diese Zahlen wird man in der Schweiz mit wenig Freunde zur Kenntnis nehmen.

swissinfo, Urs Maurer

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