Kudelski baut 110 Stellen ab

Die Nummer 1 auf dem Weltmarkt der Pay-TV und Zugangssysteme muss wegen finanziellen Schwierigkeiten zehn Prozent der Belegschaft entlassen.
Der Wert der Aktie des einstigen Hightech-Vorzeigeunternehmens sank allein im laufenden Jahr um 70 Prozent
Der Waadtländer Technologie-Konzern Kudelski baut kurzfristig 110 Stellen ab. Rund 30 Arbeitsplätze fallen durch den Verkauf der Firma Precel weg. Etwa 80 Personen sind direkt vom Abbau betroffen, davon 60 im Kanton Waadt.
Der Stellenbau werde in denjenigen Bereichen vorgenommen, in denen die Geschäfte schlecht laufen und 2003 keine Besserung zu erwarten sei, teilte der Konzern mit.
Kosteneinsparung durch Stellenabbau
Die jährliche Kosteneinsparungen sollen zwischen 22 und 27 Mio. Franken betragen. Konzernchef Kudelski erwartet erste Resultate ab 2003.
Kudelski sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, die rund 60 Entlassungen im Waadtland würden in den nächsten Monaten erfolgen.
Die übrigen rund 20 Entlassungen würden in verschiedenen Ländern vorgenommen. Für die Betroffenen sei ein Sozialplan vorgesehen. Dem Stellenabbau fallen 10% der aktuellen Belegschaft zum Opfer.
Gegenüber Radio Suisse Romande äusserte sich André Kudelski zum Stellenabbau: «Ich hoffe nicht, dass wir noch mehr Stellen abbauen müssen.»
Der Westschweizer Technologiekonzern bekommt ausserdem einen neuen Finanzchef: Der ehemalige McKinsy-Mann Mauro Saldini wird ab 2003 neuer Chief Financial Officer (CFO) bei Kudelski.
2002: Verlust oder Gewinn?
Das erste Halbjahr 2002 bescherte der Gruppe einen Verlust von 17,9 Mio. Franken, nach einem Gewinn von 21,8 Millionen im Vorjahres-Zeitraum. Kudelski hatte Ende August eine Gewinnwarnung für das erste Semester bekanntgegeben.
Für das ganze Jahr rechnet das Unternehmen jedoch weiterhin mit einem Umsatz von 400 bis 450 Mio. Franken. Der Gewinn – ohne ausserordentliche Massnahmen – dürfte auf einen Betrag zwischen 5 bis 25 Mio. Franken sinken.
Im schlimmsten Fall kann es den Firmenangaben zufolge aber auch zu einem Verlust kommen, nämlich dann, wenn die Rückstellungen für Forderungsausfälle um 10 bis 15 Mio. Franken erhöht werden müssen. 2001 kam Kudelski auf einen Gewinn von 72 Mio. Franken.
Mitte September hatte sich Firmenchef Andre Kudelski für 2003 noch vorsichtig optimistisch gezeigt. «Wir haben keinen Grund zu glauben, dass 2003 schlechter sein wird als 2002,» sagte er damals.
Krise und verschiedene Bedürfnisse
Im Gespräch mit Radio Suisse Romande äusserte sich Kudelski auch über die Pay-TV-Krise in Europa. Das Ende der Krise sei schwierig abzuschätzen. Dagegen laufe das Pay-TV-Geschäft in den USA und in Asien gut.
Ein weiterer Punkt sei die unterschiedliche Nachfrage in den jeweiligen Ländern. Dem müsse man mit einem entsprechend modifizierten Angebot mehr Rechnung tragen.
Der Konzernchef hofft, einen weiteren Stellenabbau vermeiden zu können. Mehr könne er jedoch frühestens im Dezember sagen. Der letzte Monat im Jahr sei auch gleichzeitig der wichtigste für Kudelski.
swissinfo und Agenturen
Verlust Halbjahr 1/2002: 17,9 Mio. Fr.
Gewinn Halbjahr 1/2001: 21,8 Mio. Fr.
Geschätzter Umsatz 2002: 400 – 450 Mio. Fr.
Geschätzter Gewinn 2002: 5 – 25 Mio. Fr.
Gewinn 2001: 72 Mio. Fr.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch