
Machtkämpfe und Schlammschlachten

In den Teppichetagen der Schweizer Wirtschaft ist es in den vergangenen zwölf Monaten mitunter zu erbitterten Machtkämpfen gekommen.
Dabei wurden etliche Top-Manager gefeuert – zum Teil nach unrühmlichen Schlammschlachten. Der erste und heftigste Paukenschlag kam gleich zu Beginn des Jahres.
SAirGroup-Konzernchef Philippe Bruggisser wurde am 23. Januar gefeuert – wegen seiner gescheiterten Hunter-Strategie. Für kurze Zeit übernahm Verwaltungsrats-Präsident Eric Honegger das Ruder, bevor er unter dem Druck von Aktionären und Öffentlichkeit sein Amt niederlegte.
«Super-Mario» gescheitert
Nestlé-Finanzchef Mario Corti wurde am 16. März der Vorsitz in Verwaltungsrat und Swissair-Konzernleitung übertragen. Die Hoffnung, dass «Super-Mario» den in finanziellen Turbulenzen geratenen Flugkonzern wieder flott machen werde, war gross.
Corti – glücklos – scheiterte jedoch. Nach den Attentaten in den USA vom 11. September brach die Flugindustrie weltweit ein, was der Swissair den Todesstoss versetzte. Am 2. und 3. Oktober blieben die Flugzeuge am Boden. Die einstmals stolze Swissair war bankrott.
Kein Höhenflug für Moritz Suter
Dass dank einer beispiellosen Sanierungsaktion das Swissair-Fluggeschäft von der Regional-Fluggesellschaft Crossair übernommen wurde, war keinesfalls der Anfang eines Höhenflugs für Crossair- Gründer Moritz Suter.
Suter, der Anfang Jahr sogar während 44 Tagen Swissair-Flugchef war, musste seinen Posten als Crossair-Verwaltungsratspräsident am 6. Dezember zu Gunsten des ehemaligen KLM-Chefs Pieter Bouw widerwillig räumen. Dem emotionsgeladenen Rücktritt vorangegangen war eine erbitterte Kampagne zur Unterstützung Suters.
Schlammschlacht bei Kuoni und Migros
Als Schlammschlacht erster Güte bleibt der Machtkampf beim Reisekonzern Kuoni in Erinnerung. Vordergründig ging es dabei um Bezüge in Millionenhöhe des ehemaligen Stiftungsrats- und Verwaltungsrats-Präsidenten Daniel Affolter, gegen die sich eine Mehrheit im Verwaltungsrat um Vizepräsident Heinz Müller wehrte. Am 6. Juni schliesslich trat Affolter unter Druck zurück.
Auch bei der Migros rumorte es im obersten Management. Das Gerangel um die Nachfolge von Konzernchef Peter Everts beschäftigte die Öffentlichkeit über Wochen. Am 6. September machte schliesslich Anton Scherrer das Rennen. Mario Bonorand hatte das Nachsehen und verliess per Ende November den grössten Arbeitgeber der Schweiz.
Unschön endete auch die Generalversammlung der Société Générale de Surveillance (SGS) für Elisabeth Salina Amorini. Die Nachfahrin der Gründerfamilie wurde am 10. Mai nach zweijährigem Streit mit dem Verwaltungsrat abgewählt.
Köpferollen bei UBS und Vontobel
Abserviert wurde auch UBS-Konzernleitungs-Präsident Luqman Arnold. Wegen «Meinungsverschiedenheiten» musste der Brite am 18. Dezember nach nur acht Monaten seinen Platz an der Spitze der grössten Schweizer Bank räumen. Sein Nachfolger wurde Peter Wuffli. Schon im Juli hatte Konzernleitungs-Mitglied Pierre de Weck den Hut nehmen müssen.
Unter anderem wegen des gescheiterten Internetprojekts y-o-u rollten die Köpfe bei der Bank Vontobel. Drei Spitzenmanager wurden am 15. März per sofort entlassen, unter ihnen der Delegierte des Verwaltungsrats Jörg Fischer und Finanzchef Walter Kaeser.
Auch bei den Industriebetrieben stand das Top-Kader unter Druck. Bei ABB trat Verwaltungsrats-Präsident Percy Barnevik zurück. Sein Nachfolger wurde Jürgen Dormann. Bei Sulzer musste Ueli Roost abtreten. Sein Gegner René Braginsky schliesslich scheiterte mit seiner Übernahme-Attacke am 19. April ebenfalls.
swissinfo und Iris Kronenberg (sda)

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