
Mehr Geld fürs Geld

Die Kreditkarten-Anbieterin Viseca erhöht ihre Tarife: Rund eine halbe Million Kunden bezahlen für ihr Stück Plastik im nächsten Jahr bis doppelt so viel wie bisher.
Wer eine Eurocard/Mastercard besitzt und Nicht-Grossbank-Kunde ist, bekommt Anfang kommenden Jahres unangenehme Post: Die Tarife für die Kreditkarten schlagen massiv auf.
Eine silbrige Eurocard/Mastercard kostete bis anhin pro Jahr 50 Franken. Neu wird das Zahlungsmittel aus Kunststoff stolze 100 Franken kosten. Leicht moderater fällt der Preisaufschlag bei der Eurocard/Mastercard Gold aus: Sie kostet – statt wie bisher 150 Franken – neu 170 Franken. Dies enthüllte die Wirtschaftszeitung «Cash» in ihrer neusten Ausgabe.
Einheitliches Preisniveau
Hinter den massiven Aufschlägen, die frühestens ab 1. April in Kraft treten, steckt die Firma Viseca, ein Gemeinschafts-Unternehmen der Kantonal-, Raiffeisen-, Regional-, Privat- und Handelsbanken sowie der Migros-Bank und der Bank Coop. Die Viseca erledigt im Auftrag all dieser Banken das Kreditkarten-Geschäft.
«Die Viseca hat seit Jahren die Tarife für ihre Kreditkarten nicht mehr erhöht. Es war an der Zeit, uns an das allgemeine Preisniveau anzupassen», sagte Viseca-Pressesprecher Peter Renggli gegenüber swissinfo. Tatsächlich liegt die Viseca mit ihren neuen Preisen in etwa im Bereich ihrer Konkurrentinnen UBS, Credit Suisse und Bank Cornèr.
Mit Meilen eilen
Die Viseca versucht ihre Kundschaft durch ein verbessertes Angebot milde zu stimmen: So wurde etwa die Versicherungs-Deckung bei Reisen, bei Rückführungen aus dem Ausland sowie bei Invalidität oder Tod erhöht.
Wer mit seiner Karte viel Umsatz macht, erhält sie weiterhin gratis. Die Limiten wurden allerdings beträchtlich erhöht. Um etwa eine Mastercard Gold-Karte der Raiffeisenbank gratis benützen zu können, müssen fortan jährlich 20’000 Franken – und nicht wie bis anhin 15’000 Franken – umgesetzt werden.
Als Alternative zum Limiten-Angebot verteilt Viseca an fleissige Karten-Benützer zur Belohnung so genannte «webmiles»: Wer viel mit Plastik bezahlt, kommt in den Genuss von Natural-Prämien. «Cash» bewertete das Angebot an Prämien allerdings als spärlich. Es sei dem System der Bank Coop und der Migros-Bank keineswegs überlegen. Die beiden Banken pflegen auch im Kreditkarten-Bereich mit Super- bzw. Cumulus-Punkten zu hantieren.
Gewollte Flurbereinigung
«Der Preisaufschlag ist sicher beträchtlich», gibt Renggli unumwunden zu. «Ich glaube jedoch nicht, dass uns die Kunden davonlaufen.» Derzeit seien aus Sicht der Viseca ohnehin zu viele kaum benützte und damit unrentable Zweitkarten im Umlauf. Unzählige Kunden hätten aus Sicherheitsgründen sowohl bei der Viseca als auch bei der Konkurrenz eine Karte. Der Preisaufschlag werde viele bewegen, eine der Karten abzustossen.
Bei dieser Flurbereinigung werde die Viseca die Nase vorn haben, gibt sich Renggli überzeugt. «Wir haben den grossen Vorteil, dass unsere Kartenbesitzer eine weit engere Bindung an ihre Bank haben als die Kunden der Grossbanken.»
Ähnlich tönt es an der Basis: Er erwarte keine Kündigungen von verärgerten Kunden, erklärte der Leiter einer Raiffeisenbank im Kanton Thurgau gegenüber swissinfo. «Die Leute sind viel zu bequem für einen Wechsel. Und wer dann doch noch wechseln möchte, findet kein billigeres Alternativ-Produkt.»
Bei den Grossbanken sieht man der Flurbereinigungs-Vision aus der Küche der Viseca mit Gelassenheit entgegen. «Wir haben keinerlei Anpassungen an diese neue Situation beschlossen», erklärte Georg Söntgerath, Pressesprecher der Credit Suisse. Ende der Durchsage.
Felix Münger

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