Mehr Kaufkraft dank Lohnerhöhungen im Jahr 2000
Nächstes Jahr stehen in der Schweiz rund 5,5 Milliarden Franken mehr für den Konsum zur Verfügung als 1999. Gemäss den jüngsten Schätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) nehmen die Löhne im Jahr 2000 nominal um 2,5 Prozent zu.
Nächstes Jahr stehen in der Schweiz rund 5,5 Milliarden Franken mehr für den Konsum zur Verfügung als 1999. Denn gemäss den jüngsten Schätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) nehmen die Löhne im Jahr 2000 nominal um 2,5 Prozent zu.
Damit steigt die gesamte Lohnsumme in der Schweiz um 5,5 Milliarden auf 241 Milliarden Franken. Rechnet man noch die Beschäftigungszunahme dazu, die laut Seco um 0,75 Prozent steigen wird, ergibt sich sogar eine Zunahme um 7,5 Milliarden Franken. Die Teuerung dürfte gemäss Berechnungen des Seco nächstes Jahr 1,25 Prozent erreichen.
Real steigen allerdings die Löhne im Jahr 2000 trotz Wirtschaftsaufschwung im Schnitt real um höchstens ein Prozent. Die Gewerkschaften sprechen von einer knauserigen Lohnrunde. Der Trend zur individuellen Lohnerhöhung scheint aber aufgeweicht. Erfolg hatten die Gewerkschaften auch bei den Mindestlöhnen.
«Nach sieben Jahren Krise ist es nicht so einfach, den Übergang zu höheren Löhnen zu schaffen», erklärt der Ökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Serge Gaillard, zu den bisher vorliegenden Abschlüssen. Die Lohnrunde sei wieder knauserig ausgefallen. Er erwartet einen nominalen Anstieg der Grundlöhne von 1,5 bis zwei Prozent, was eine nur geringe reale Zunahme bedeutet.
Geprägt war das Jahr erneut vom Kampf um generelle statt individuelle, leistungsbezogene Erhöhungen. Hier seien gewisse Erfolge erzielt worden. Verbesserungen sieht Gaillard auch beim Kampf um die Anhebung der Mindestlöhne. «Dort, wo die Gewerkschaften gekämpft haben, gab es Erfolge», sagt Gaillard. Noch nie habe es so viele Auseinandersetzungen zwischen den Sozialpartnern gegeben. Insgesamt zählt er an 14 Orten Demonstrationen, Streikandrohungen oder Streiks. Auch für SGB-Präsident Paul Rechsteiner gab es eine Reihe erfreulicher Abschlüsse.
Von einer gewissen Zurückhaltung bei den Lohnerhöhungen spricht auch Peter Hasler, der Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes. Auch er stellt eine Tendenz zu wieder mehr generellen Erhöhungen fest. Laut seinen Schätzungen wird im Jahr 2000 die Teuerung im Schnitt ausgeglichen, und es kommt über alle Branchen gerechnet zu Reallohnerhöhungen von 0,3 bis ein Prozent.
Die Kaufkraft werde sich dadurch deutlich verbessern. «Ich glaube, dass es einen Konsumanstieg gibt», erklärt Hasler. Denn auch die Konsumentenstimmung habe sich gehoben und erreiche langsam den Stand der 80-er Jahre.
Grosse Unterschiede zwischen den Branchen
Die Unterschiede zwischen den Branchen sind auch in der Lohnrunde 2000 deutlich. Im Gastgewerbe beispielsweise wird trotz einer Anhebung der Mindestlöhne nicht einmal der Teuerungsausgleich erreicht, wie es bei der Gewerkschaft Unia heisst. Zudem lebten nach wie vor viele Angestellte unter dem Existenzminimum. Besser sieht es bei der gebeutelten Maschinenindustrie aus. Dort dürfte es nach Angaben der Gewerkschaft Industrie, Gewerbe, Dienstleitungen (Smuv) im Schnitt neben dem Teuerungsausgleich auch zu generellen Reallohnerhöhungen von bis zu 1,5 Prozent kommen. Die Banken und die Chemieindustrie, wo die Lohnsumme zum Teil um bis zu 2,5 Prozent angehoben wird, gewähren hingegen ihre Erhöhungen fast nur individuell.
Besser als letztes Jahr sieht es auch bei den Bundesbeamten aus. Sie erhalten einen Teuerungsausgleich von einem Prozent, und die Lohnkürzungen beim Kader werden aufgehoben. Rene Bauer vom Föderativverband des Personals öffentlicher Verwaltungen und Betriebe (FöV) spricht von einer Trendumkehr. Die Freude hält sich aber in Grenzen. Eine reale Lohnerhöhung erhalten laut Bauer weder die Bundesbeamten, noch die Angestellten der Post und der SBB. Beim früheren Staatsbetrieb Swisscom wird erst im nächsten Frühling entschieden.
SRI und Agenturen

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