The Swiss voice in the world since 1935

Mövenpick ohne Wein

Blick in den Cave Mövenpick in Zürich. Keystone

Der Gastrokonzern will sich vom lukrativen Weingeschäft trennen. Weil der Weinhandel nicht mehr zum künftigen Kerngeschäft gehöre, wie es heisst.

Mövenpick-Wein stehe nicht im Mittelpunkt der Markenentwicklung und sei somit kein Kerngeschäft, begründet die Mövenpick-Gruppe ihre Absicht. An der Generalversammlung im April wurde der Verkauf des Weingeschäftes angekündigt, jetzt ist es offiziell.

Mövenpick selber sagt, man wolle eine langfristige Wertsteigerung für das Unternehmen und seine Bereiche. Die Gruppe werde sich stärker rund um die Marke Mövenpick fokussieren.

Der Geschäftsbereich Mövenpick-Wein erzielte im Jahr 2001 einen Umsatz von 137,5 Mio. Franken.

«Tafelsilber verkaufen»

Etwas differenzierter sieht Jakob Schuler von Schuler-Weine in Seewen-Schwyz diese Verkaufsabsicht. Schuler-Weine gilt als einer der grossen Familienbetriebe in der Schweiz. Schuler vermutet, dass der Mövenpick Konzern grössere Probleme hat und nun sein Tafelsilber verkaufen muss. Denn mit dem Weingeschäft, so Jakob Schuler, habe Mövenpick Geld verdient.

Für ihn kommt der Verkauf sehr überraschend. Der Inhaber von Mövenpick, der deutsche August von Finck (Platz 23 unter den 100 reichsten Personen in Deutschland), liess nämlich noch kürzlich verlauten, von der Perle Mövenpick-Weine werde man sich sicher nicht trennen.

Bon Appetit oder gar die Migros?

Das Mövenpick-Weingeschäft kaufen, das werde recht viel Geld kosten, meint Jakob Schuler im weiteren. Sein Familienbetrieb könnte sich höchstens beteiliegen, wenn Teile verkauft würden. «Vermutlich versucht Mövenpick jedoch den ganzen Bereich als Einheit zu verkaufen», schätzt Schuler.

Deshalb sehe er in der Schweiz eigentlich nur zwei mögliche Kaufinteressenten: Die Bon Appetit-Gruppe unter Mehrheitsaktionär Beat Curti und die Migros. Der grösste Schweizer Detailhändler verkauft offiziell – weil Gründervater Gottlieb Duttweiler dies untersagte – keine alkoholischen Getränke. Doch verkauft Migros über ihre Tochter Globus längst Wein. Für Schuler würde der Kauf von Mövenpick-Wein Sinn machen. «Auch die finanziellen Mittel wären da vorhanden!»

Oder doch ein ausländischer Käufer

Allerdings glaubt Jakob Schuler eher daran, dass das Mövenpick Weingeschäft von einer ausländischen Gruppe gekauft wird. Mövenpick verfügt, gemäss eigenen Angaben, «über eine führende Position im Weinhandel Schweiz, aber auch eine sehr gute Basis in Deutschland».

Schuler sieht unter anderem die deutsche WIV-Gruppe (Wein International Weingüter- und Kellerei-Verwaltung GmbH), den Luxusgüter-Konzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) oder auch den australischen Bierkonzern Foster als mögliche neue Besitzer. Jakob Schuler: «Foster ist der grösste Weinhändler in Australien und will schon lange in Europa Fuss fassen.»

Urs Maurer

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft