
Mystery Park auf Geldsuche

Der Erlebnispark in Interlaken will am 7. November seine Tore öffnen. Noch fehlen aber Millionen. Der Initiant Erich von Däniken gibt sich jedoch optimistisch.
«Die Menschen sollen das Staunen wieder lernen, die Faszination der Neugierde. Und genau das geschieht im Mystery Park», schwärmt Erich von Däniken, Erfolgsautor und Unternehmer auf einer 300 Meter durchmessenden Grossbaustelle bei Interlaken.
Die Mystery Park AG will nach eigenen Angaben auf dem Gelände weder einen Rummelplatz noch eine Esoterik-Schau entstehen lassen. Vielmehr soll ein Begegnungsort geschaffen werden, der einem breiten Publikum Wissen vermittelt – und auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. «Es ist unumstritten, dass es auf diesem Planeten verschiedene archäologische Rätsel gibt. Die wenigsten Leute können jedoch in die Sahara, die Wüsten Perus oder den Dschungel reisen. Im Mystery Park holen wir die Rätsel in die Schweiz», sagt von Däniken.
Ein Leben mit den Ausserirdischen
Der 1935 geborene Erich von Däniken publizierte in den vergangenen rund 30 Jahren insgesamt 26 Bücher, in denen der Autor die streitbare These vertritt, vor Jahrtausenden hätten Ausserirdische Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit genommen und Spuren auf der Erde hinterlassen. Dieweil Wissenschaftler in aller Welt den Kopf schütteln, ist von Dänikens Erfolg beim weltweiten Lesepublikum enorm: Die in 32 Sprachen übersetzten Bücher wurden etwa 60 Millionen Mal verkauft.
An Ideen, seine Bücher zu füllen, hat es Erich von Däniken nie gefehlt. Auch der Mystery Park trägt ganz die Handschrift des phantasievollen Sohn eines Kleider-Fabrikanten aus Zofingen: Besucherinnen und Besucher sollen in Interlaken das Innere der ägyptischen Pyramide von Gizeh erforschen, über Erklärungen für die riesigen Figuren im peruanischen Nazca rätseln oder mit der «Challenge» virtuell ins Weltall vordringen. Die Park-Macher erwarten für das erste Betriebsjahr rund eine halbe Million Besucher.
Loch in der Kasse
Der Mystery Park will Anfang November eröffnen. Ob das gelingt, ist fraglich, fehlt doch noch eine stattliche Summe Geld. Das ganze Projekt ist auf 105 Millionen Franken veranschlagt. Von Däniken und seine Crew wollen es mit mindestens 60% Eigenkapital finanzieren. Derzeit verfügt die Mystery Park AG jedoch lediglich über Eigenmittel von etwas über 32 Mio. Franken und über Sponsoring-Zusagen im Wert von 8 Mio. Franken.
An der letzten General-Versammlung im vergangenen Oktober hat das Unternehmen deshalb – einmal mehr – eine Aktienkapital-Erhöhung beschlossen. Erhoffter Zuwachs: 20 Mio. Franken.
Im Moment stütze sich der Mystery Park auf rund 10’000 Aktionäre, sagte Mystery-Sprecher Silvio Weilenmann gegenüber swissinfo. «Rund zwei Drittel der Aktionäre sind Kleinaktionäre, vor allem Leute aus der Schweiz aber auch aus dem Ausland. Daneben haben wir jedoch auch institutionelle Anleger anziehen können wie beispielsweise die Hotela, die Pensionskasse des Schweizer Hotelier-Vereins, oder die Siemensstiftung.»
Die Grossen bleiben fern
Mit den Grossinvestoren hat es bisher nicht geklappt. So haben etwa die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS bisher keinen Rappen in den Interlakener Park investiert – ganz zum Ärger von Dänikens: «Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was in den Köpfen gewisser Damen und Herren vor sich geht. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man in den Chefetagen der Banken den Mystery Park schlicht nicht zur Kenntnis genommen hat.»
Von zu hohem Risiko will von Däniken nichts wissen. Man habe vier Finanzrevisionen – so genannte Due Diligence-Prüfungen – über sich ergehen lassen. «Da wurden alle Zahlen durchleuchtet. Alle diese Prüfungen fielen perfekt und positiv zu unseren Gunsten aus.»
Kein «Grounding»
Bis jetzt liegt der Bau des Mystery Parks im Zeitplan. Ob dies so bleibt, hängt in erster Linie davon ab, ob die Erhöhung des Aktienkapitals gelingt oder nicht. Tatsächlich sei die Platzierung im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld «nicht unbedingt einfach», räumt Mystery Park-Sprecher Weilenmann ein. Von einem «Grounding» des Projekts wollen die Park-Macher allerdings nichts wissen: «Es kann allenfalls zu einer Verzögerung kommen. Deswegen bricht jedoch keine Welt zusammen», beschwichtigt von Däniken.
Die Mystery Park AG will sich mit dem Modell der so genannten «rollenden Finanzierung» vor einem Desaster schützen: Es werden nur so lange Aufträge vergeben, als das Geld reicht.
Felix Münger

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