
Oster-Verkehr: Nach Bahnunfall wieder entschärft

Die Verkehrslage hat sich noch vor Ostern dramatisiert: Am Donnertag (12.04.) gegen zwei Uhr morgens konnte zwar der letzte Lastwagen in Chiasso die Grenze passieren, doch zu diesem Zeitpunkt war die Gotthard-Linie durch einen entgleisten Nachtzug blockiert. Der Unwillen der betroffenen Bevölkerung nimmt zudem ständig zu.
Drei Wagen des Nachtzugs Mailand-Brüssel entgleisten kurz nach Mitternacht in der Leventina bei der Einfahrt in den Bahnhof von Rodi-Fiesso (TI). Die 140 Reisenden blieben unverletzt. Die Reisenden wurden vor 03.00 Uhr mit einem Extratzug aus Erstfeld (UR) von der Nordseite des Gotthards her abgeholt und nach Basel weiterbefördert, von wo aus die SBB Reisecars für die Weiterfahrt nach Brüssel organisierte.
Einspurig befahrbar
Nach dem Unfall blieb die Gotthardlinie, die wichtigste Nord-Süd-Verkehrsachse durch die Schweiz, während 14 Stunden in beiden Richtungen gesperrt. Am Nachmittag wurde die Strecke für den fahrplanmässigen Personenverkehr vorerst einspurig wieder geöffnet. Der erste Zug aus Chiasso passierte die Unfallstelle um 14.10 Uhr. Mit der Aufnahme des Doppelspurbetriebs rechneten die SBB im Laufe des Karfreitags.
Verschärfung der Oster-Verkehrslage
Der Unfall auf der Leventina kommt zu einem denkbar ungünstigen Moment: Die Region bereitet sich auf den Verkehrskollaps vor. Der Kanton Uri ermöglicht mit einer Ausnahmeregelung, dass die Stauräume entlang der Autobahn in den Nächten vor Ostern entleert werden können. Durch die faktische Missachtung des Nachfahrverbotes konnte der letzte Brummi den Zoll in Chiasso morgens um zwei passieren.
Proteste der Anwohnenden
In Chiasso haben am Mittwochabend rund 300 Personen gegen die nächtliche Abfertigung des Schwerverkehrs am Zoll protestiert. Unter dem Motto «Raubt uns nicht die Nächte» hatten S.O.S Ambiente Mendrisiotto, WWF, VCS, Greenpeace und die Alpeninitiative zur Demonstration aufgerufen. Die Einführung der Zollabfertigung rund um die Uhr vor den Osterfeiertagen sei illegal, hiess es. Die Kundgebung wurde auch von den Gemeinden Chiasso und Vacallo unterstützt.
Am andern Ende des Gotthard, in ganz Uri, läuteten am Mittwoch kurz vor 22 Uhr die Kirchenglocken um auf den Beginn der Nachtruhe hinzuweisen. Die Aktion war vom Verein Alpeninitiative Uri lanciert worden. Im Nachrichtenmagazin 10 vor 10 von SF DRS äusserten sich mehrere Anwohner aufgebracht über die Massnahmen.
Staus am Gotthard und San Bernardino
Bereits am Mittwochmorgen war es nach einem Unfall auf der San-Bernardino-Strecke ins Tessin zu einem ersten Rückstau gekommen.
Der Verkehr auf der Gotthard-Autobahn geriet bereits gegen 13.30 Uhr vor dem Nordportal des Strassentunnels das erste Mal ins Stocken. Eine Verkehrs-Überlastung führte innert Minuten zu einem Stau von vier Kilometern Länge.
swissinfo und Agenturen

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