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Schweizer machen PET-ing

100 PET-Flaschen pro Jahr trägt jede Schweizerin und jeder Schweizer zur Sammelstelle. swissinfo.ch

Vor 20 Jahren kam die PET-Plastikflasche erstmals in die Schweiz. Unterdessen dominiert sie den Getränkemarkt. Im letzten Jahr wurden 700 Mio. Flaschen oder über 27'000 Tonnen Plastik recycelt.

Damit steht die Schweiz international an der Spitze.

Die leichte Getränkeflasche aus dem Kunststoff Polyethylenterephtalat (PET) kam vor zwanzig Jahren erstmals auf den Schweizer Markt: 1984 bestellte die damalige Swissair 1,6-Deziliter-Flaschen Mineralwasser für die Bordküche beim Getränkelieferanten Henniez.

In der Zwischenzeit hat PET im ganzen Land den Wasser- und Limonade-Markt erobert. Die Glasflasche wurde weitgehend verdrängt und bereits gibt es erste PET-Biere. “Dass die Akzeptanz der Plastikflaschen so schnell einsetzen würde, hatten wir nicht gedacht”, sagt Gilles Oberson, Direktor der Seba Aproz AG, einer Tochterfirma der Migros.

PET von Genf nach Frauenfeld

Vor zehn Jahren sei es noch für viele Schweizerinnen und Schweizer absolut undenkbar gewesen, Wasser aus Plastikflaschen zu trinken. Doch der Komfort der leichten und unzerbrechlichen Flaschen habe auch die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten überzeugt – zuerst in der Romandie, wie Oberson erklärt. In der Ostschweiz hingegen habe der PET-Absatz am längsten geharzt.

Wirtschaft bezahlt Recycling

Die Produzenten der PET-Flaschen preisen die Ökobilanz des Materials: Besser als Glas, weil zu 90% weniger Transport-Gewicht, besser auch als andere Kunststoffe, weil zu 100% wiederverwertbar.

In der Schweiz wird PET seit 1990 durch den Produzenten-Verein “PET Recycling” wiederverwertet. Ihm gehören die Detailhandels-Riesen Migros und Coop ebenso an wie die Getränkeproduzenten Coca Cola, Valser, Henniez und Nestlé.

Die Getränkeproduzenten bezahlen pro PET-Flasche 4 Rappen fürs Wiederverwerten – freiwillig, aber sehr motiviert. Denn der Staat hatte den Produzenten ein Zwangspfand aufdrücken wollen.

Viele Grossverteiler haben auf ihren PET-Flaschen bis vor kurzem zudem gleichviel Pfand gegeben wie auf Glas-Mehrweg-Flaschen, was die Leute motivierte, auch die leeren Plastikflaschen zurückzubringen. Trotz der Abschaffung des Pfandes in der Migros blieben die Rückläufe stabil, sagt Oberson.

Cleveres Marketing

Die Rücklaufwerte der PET-Flaschen liegen heute mit knapp unter 80% sogar über jenen von Papier. Jedes Jahr bringen Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich 100 Flaschen an eine von rund 18’000 Sammelstellen.

Nur der Rücklauf von Aluminium und Glas liegt noch über jenem von PET bei 91%. Solange 75% aller PET-Flaschen den Weg in die Sammelstelle finden, erfüllt der Wirtschafts-Verein die Auflagen des Bundes. In unseren Nachbarländern liegt der Wiederverwertungsgrad zwischen 20 und 40%.

Zum Schweizer Spitzenstatus im PET-Recycling hat auch eine gewiefte Werbestrategie ihren Teil beigetragen: Der Dinosaurier, der die Luft aus den leeren Flaschen drückt und der blau-gelbe PET-Sammelsack gehören zum Lebensmittelladen wie zur Festwirtschaft.

Flaschen mit 60% Alt-PET

Aus den jährlich 27’306 Tonnen gesammelten PET-Flaschen werden vor allem wieder neue Getränkeflaschen gemacht.

In Frauenfeld wird ein Rezyklat hergestellt, das direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen darf. Somit ist die Produktion von PET-Flaschen mit Recyclat-Anteil möglich. Bei dieser Aufbereitung wird gegenüber der Neu-Produktion neben Resourcen wie Rohöl und Erdgas bis zu 60% Energie eingespart.

Tugend wird Technik

In Roche am Genfersee wurde Anfang Woche eine neue Anlage eröffnet, die mit Infrarot- und Video-Technik das Trennen der leeren Flaschen noch schneller und effizienter macht. Jede Stunde können dort 150’000 Flaschen maschinell sortiert werden.

Das müssen sie, weil bei der Sammlung nicht wie beim Glas nach Farben getrennt wird. Aus transparenten und hellblauen PET-Flaschen werden auch wieder helle PET-Flaschen hergestellt. Aus den braunen und grünen Flaschen werden später beispielsweise Endlosfäden geschmolzen, die wiederum zu Fasern und Fliesstoffen weiterverarbeitet werden.

Zuerst sortieren, dann recyceln

Sortiert und recycelt wird nicht am gleichen Ort, für so riesige Anlagen fehlt in der Schweiz der Platz. Neben dem Sortiercenter in Roche am Genfersee gibt es vier weitere Anlagen.

Effektiv recycelt werden die sortierten Plastikflaschen zu 80% in der Schweiz – in Fauenfeld und in Weinfelden – und zum kleinen Teil im benachbarten Burgund in Frankreich. Das wiedergewonnene PET wird dort auch direkt wieder an Getränkeproduzenten verkauft, die ihre Getränke in der Schweiz absetzen.

swissinfo, Anita Hugi

80% der verkauften PET-Flaschen werden in der Schweiz recycliert; total 27’306 Tonnen.
Das Recyclen wird im Auftrag des Bundes von einem Produzenten-Verein koordiniert.
Alle Produzenten zahlen 4 Rappen pro Flasche PET-Gebühr.

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