Schweizer Privatflugzeug in Libyen abgestürzt: 18 Überlebende geborgen
Vor der Küste Libyens ist am Donnerstag (13.01.) ein Schweizer Privatflugzeug des Typs Shorts SD3-60-300 (Bild) ins Meer gestürzt. Von den 41 Menschen an Bord kamen mindestens 15 ums Leben, 18 Überlebende konnten bis am Abend geborgen werden.
Nur drei Tage nach dem Crossair-Absturz ist am Donnerstag (13.01.) vor der Küste Libyens ein Schweizer Privatflugzeug des Typs Shorts 360-300 (Bild) ins Meer gestürzt. Von den 41 Menschen an Bord kamen mindestens 15 ums Leben. Schweizer waren sehr wahrscheinlich nicht in dem Flugzeug.
Am Abend konnten gemäss Informationen aus Libyen 18 Überlebende geborgen werden. 38 Passagiere, zwei Piloten und ein Flight-Attendant befanden sich in der Maschine, wie die Sprecherin des Eidg. Departementes für Umwelt Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek), Claudine Godat Saladin sagte. Man befürchte, dass mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen seien.
Passagiere und Besatzungsmitglieder stammten aus mehreren Nationen, wie der Sprecher der in Oberglatt ZH ansässigen Firma Avisto AG, Edgar Meyer, der das Flugzeug gehört, bekanntgab. Gemäss unbestätigten Angaben befanden sich 16 Libyer, 13 Briten, zwei Kanadier, drei Inder, drei Kroaten, drei Personen aus den Philippinen und ein Pakistaner an Bord des Flugzeugs.
Laut dem Sprecher des Eidg. Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Livio Zanolari, befanden sich keine Schweizer an Bord der verunglückten Maschine. Dies müsse aber noch verifiziert werden. Avisto-Direktor Franz Fassbind erklärte, mit 99-prozentiger Sicherheit seien keine Schweizer an Bord. Die Schweizer Botschaft in Libyen hatte keine weiteren Informationen zum Unfall.
Absturz beim Landeanflug
Das Flugzeug der Avisto, die unter anderem Serviceflüge für Ölplattformen in Nordafrika und Nahost durchführt, war laut Meyer auf dem Weg von der libyschen Hauptstadt Tripolis zum Ölfeld Marsa al-Brega gewesen. Nach Avisto-Angaben flog die Maschine für die Sirte Oil Company in Libyen.
Das Unglück passierte laut einem Communiqué des Uvek circa um 12.40 Uhr Schweizer Zeit beim Landeanflug. Gegen 12.30 Uhr hatte der Pilot einen normalen Anflug auf den Flughafen Breda begonnen. Ungefähr fünf Minuten später meldete er den Ausfall beider Treibwerke und gab bekannt, eine Notwasserung zu versuchen. Die Maschine berührte daraufhin kurz vor der Küste das Wasser und versank im Meer. Die Ursache des Unglücks blieb bis am Abend unklar.
Öltechniker an Bord
Die Passagiere sind Techniker, die auf den Ölplattformen arbeiten. Die Avisto-Flüge dienen dazu, Personal zwischen dem Hauptquartier der Ölfirma und verschiedenen Ölfeldern zu befördern. Die Passagiere sind Techniker, die auf den Ölplattformen arbeiten. Die Avisto-Flüge dienen dazu, Personal zwischen dem
Hauptquartier der Ölfirma und verschiedenen Ölfeldern zu befördern.
Beim abgestürzten Flugzeug handelt es sich laut Avisto-Angaben um eine Maschine des Typs Shorts SD3-60-300, die im Jahr 1989 gebaut wurde. Das etwa 40-plätzige Flugzeug mit der Immatrikualtion HB-AAM hat zwei Propellertriebwerke, wie das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) mitteilte.
Avisto besitzt nach Angaben aus dem Flughafen Zürich zwei Flugzeuge. Das Unternehmen ist laut Ragionen-Buch für Flugzeugunterhalt, -reparatur, -auswechslung und technische Assistenz zuständig. Laut Schittenhelm führt Avisto keine Charter- und Linienflüge durch.
Libyen für Untersuchung zuständig
Für die Untersuchung des Unglücks ist laut der Uvek-Sprecherin Libyen zuständig. Ein Vertreter des Büros für Flugunfallunteruchungen (BfU) ist laut Uvek-Angaben nach Tripolis abgereist, um bei den Abklärungen zu helfen. Die Piloten eines in der Schweiz immatrikulierten Flugzeugs müssten laut Bazl-Vizedirektor Léon Vonlanthen entweder eine Schweizer Pilotenlizenz oder eine von der Schweiz validierte ausländische Lizenz besitzen. Dass ein Schweizer Flugzeug praktisch ständig im Ausland fliege und kaum in der Schweiz lande, sei nicht selten, sagte Vonlanthen.
Erst im April 1999 war das internationale Luftverkehrsembargo der UNO gegen Libyen aufgehoben worden, nachdem das Land zwei mutmassliche “Lockerbie”-Attentäter an ein Gericht in den Niederlanden ausgeliefert hatte. Die Vereinten Nationen hatten das Embargo 1992 verhängt. Die Schweiz hatte sich am Embargo beteiligt.
SRI und Agenturen

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