Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schweizer Technologie im A380

Der A380 ist das grösste bisher gebaute Passagierflugzeug. Airbus

Im europäischen Grossflugzeug Airbus A380, das am Mittwoch über Frankreich seinen Jungfernflug absolviert hat, steckt auch Schweizer Technologie.

So überwacht im A380 ein in der Schweiz entwickeltes System laufend die Leistung der vier Triebwerke.

Der Jungfernflug des neuen Grossraum-Flugzeugs dauerte fast vier Stunden. Abgehoben hatte die Maschine im französischen Toulouse. Der erfolgreiche Erstflug gibt dem europäischen Flugzeugbauer Airbus Schub im harten Wettkampf mit dem US-Konkurrenten Boeing.

“Die europäische Luftfahrt kann stolz sein”, sagte Airbus-Chef Noël Forgeard. “Der Start war so leicht wie Fahrrad fahren”, beschrieb Testpilot Jacques Rosay nach der Landung die Flugeigenschaft des neuen Giganten am Himmel.

Triebwerke von Schweizer System überwacht

Am aviatischen Ereignis mitfreuen konnten sich neben Staats- und Regierungschefs vor Ort vor allem die beteiligten Unternehmen. Unter ihnen auch solche aus der Schweiz. So die im Kanton Freiburg ansässige Firma vibro-meter, deren im A380 verbautes System ein lückenloses Abbild des Ist-Zustandes der Triebwerke liefert.

“Unser System misst ein ganzes Bündel von Triebwerk-Parametern. Das dient der Sicherheit, der Pilot weiss alles über den Zustand der Triebwerke. Weiter kann mit den Daten ein genauer Wartungsplan erstellt werden,” sagt vibro-meter-Direktor Peter Huber gegenüber swissinfo.

“Indem viele der Einzeldaten mittels eines hochentwickelten methodischen Rechenverfahrens abgeglichen werden, können tatsächlich die Wartungskosten optimiert werden. Denn dank dem System werden nur diejenigen Teile ersetzt, die wirklich ersetzt werden müssen”, sagt Huber.

Vorausschauende Diagnose

Um das alles zu verstehen, so Huber, müsse man sich die Triebwerke als eine Ansammlung von sich drehenden Teilen vorstellen. “Ist eines dieser Teile beschädigt, gerät das ganze System aus dem Gleichgewicht und es entstehen Erschütterungen. Es ist wie bei einem Auto. Ist ein Rad schlecht ausgewuchtet, führt das zu Vibrationen.”

Es gebe zwei “Endverbraucher” des Überwachungssystems: “Die Person im Cockpit. Sie braucht die Daten als Entscheidungshilfe. Dann brauchen die Leute in der Wartung die Daten.”

Anders gesagt: Wenn die Ermüdung eines Teiles oder ein Leistungsabfall schon im Frühstadium erkannt wird, können entsprechende Reparaturen bereits im Voraus angesetzt werden.

Gewaltige Temperatur-Unterschiede

Die Entwicklung des Überwachungssystems kostete rund 10 Mio. Franken. Es musste neue und komplexe Software entwickelt werden. Das System muss in widriger Umgebung einwandfrei arbeiten.

“Die Temperaturunterschiede in denen die Box arbeiten muss, bewegen sich zwischen minus 54 und plus 120 Grad Celsius. Eine härtere Umgebung als etwa der Computer zu Hause. Der würde diesen Job nicht machen”, so Huber.

Das Gerät werde der Firma vibro-meter pro Jahr zusätzliche Einnahmen von rund 3,5 Mio. Franken bringen und das über die rund zwei Jahrzehnte, in denen der A 380 im Einsatz stehen dürfte.

“Viel wichtiger für unsere Firma ist allerdings das Zukunfts-Potential, denn dieses Gerät ist das erste seiner Art auf dem Markt”, freut sich Peter Huber.

Gute Aussichten

“Wir sind auch im Gespräch mit Boeing für den neuen 787. Die Struktur der Flugzeuge ist ähnlich, deshalb sind die Aussichten für unsere Firma gut. Es ist möglich, dass wir in den kommenden 20 Jahren im gesamten Flugzeugbusiness zum Zuge kommen.”

Seit ihrer Gründung im Jahr 1954 hat sich vibro-meter auf Präzisionsinstrumente – wie mechanische Messgeräte für Druck, Drehzahl, Erschütterungen oder Distanzen – spezialisiert.

Am Anfang war die Firma Brown-Boveri (die heutige ABB) ein Abnehmer von vibro-meter-Erzeugnissen, die in Gasturbinen zum Einsatz kamen und dort die Erschütterungen gemessen haben.

Der Sprung in die Flugzeugindustrie gelang in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals hatten die Swissair-Techniker ein Problem mit den Coronado-Flugzeugen, das sich dank vibro-meter lösen liess.

Dank Formel 1

Die Firma hatte auch Kontakt zum 1971 verstorbenen Autorennfahrer Jo Siffert. Der Freiburger machte es möglich, dass die Firma beim Testen von Formel-1-Motoren zum Zuge kam.

Peter Huber: “Auf alten Bildern können Sie sehen, dass der Schriftzug “vibro-meter” auf dem Rennauto steht. Das wiederum hat Kontakte in England ermöglicht und schlussendlich sind wir beim Flugzeugmotoren-Bauer Rolls Royce gelandet.”

Huber sieht die Zukunft der Firma optimistisch. Er glaubt, dass der Umsatz – trotz der starken Konkurrenz aus den USA – in den kommenden 15 Jahren verdoppelt werden kann. “Wir sind mit unseren Produkten in sämtlichen zivilen Flugzeugen vertreten, die zur Zeit gebaut werden.”

swissinfo, Robert Brooks, Freiburg
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

Der A380 ist das grösste Passagierflugzeug.
Es hat vier Triebwerke und zwei Passagierdecks.
In der Standardausführung (3 Klassen) kann es 555 Passagiere transportieren.
Der A380 wird ab 2006 den Fluggesellschaften ausgeliefert.

Nebst vibro-meter sind folgende Schweizer Firmen mit Teil-Produktionen am Bau des A380 beteiligt:

RUAG Aerospace (Hintere Flügelkante)
Liebherr (Landeklappen)
Leica Geosystems (Lasergeräte)
Alu Menziken (Nocken an den Flügeln)

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft