Start der Rollenden Landstrasse

Auf der Lötschberg-Simplon-Linie ist am Montag (11.06.) die Rollende Landstrasse eröffnet worden. In Novara (I) und Freiburg im Breisgau (D) starteten die ersten Huckepackzüge. Anlässlich einer Eröffnungszeremonie rollten in Novara die ersten 17 Lastwagen auf einen Zug Richtung Freiburg.
Die Eröffnung der Rollenden Landstrasse (Rola) sei ein Meilenstein für den Güterverkehr, sagte Pierre-Alain Urech, Direktor der Division Infrastruktur der SBB vor den Medien.
Die Rola sei ein Geschenk, das die Bevölkerungen in Zentraleuropa von ihren Regierungen und ihren Bahngesellschaften erhielten, so Urech weiter. Sie sei nur möglich geworden durch die gute Zusammenarbeit der SBB, der BLS, der Italienischen Staatsbahnen und der Deutschen Bahn.
Mehr als 90 Prozent der LKW können verladen werden
In der Schweiz bietet die HUPAC zwar bereits seit 1967 einen Lastwagenverlad über den Gotthard an. Transportiert werden können aber nur Lastwagen bis 3,8 Meter Höhe. Die EU-Norm liegt jedoch bei 4 Meter Höhe und 2,55 Meter Breite. Deshalb wurde die Lötschberg-Simplon-Linie aufwändig auf die neue Norm ausgebaut: Das Trassee in den Tunnels wurde gesenkt, die Tunnelprofile ausgefräst sowie neue, tiefere Verladewagen angeschafft.
Auf der neuen alpenquerenden Linie können nun bis 44 Tonnen schwere, bis 4 Meter hohe und bis 2,5 Meter breite Lastwagen transportiert werden. Bei einer Höhe von maximal 3,96 Meter dürfen die LKW sogar 2,6 Meter breit sein.
Damit könnten auch die meisten Fahrzeuge verladen werden, die 4 Meter hoch und zwischen 2,5 und 2,6 Meter breit seien, erklärt Carlo Degelo, Co-Geschäftsführer der RAlpin, einem Konsortium von SBB, BLS Lötschbergbahn und HUPAC. Werde nämlich die Luftfederung abgelassen, gewinne man die entscheidenden Zentimeter. «Wir können über 90 Prozent der gängigen Lastwagentypen verladen», erklärt Degelo. Nicht auf die Rola dürfen vor allem Kühllastwagen, die bis zu 4,1 Meter Eckhöhe aufweisen.
Im Slalom über den Simplon
Mit dem neuen Angebot geht die RAlpin nämlich an die Grenze des technisch Machbaren: Die Eckhöhe wurde derart knapp kalkuliert, dass zwischen Frutigen BE und Domodossola (I) jeweils die Spur gewechselt wird, um den grösseren Kurvenradius befahren zu können. Die Spurwechsel werden mit speziellen violetten Signalen gesteuert. Das BLS-Personal, das die Rola durch die Schweiz fährt, wurde in den letzten Wochen dafür extra geschult.
Mehr sei einfach nicht dringelegen, erklärt Degelo. Das Trassee wurde aufs Maximum gesenkt. Hätte man die Tunnelprofile noch mehr ausgefräst, hätte es statische Probleme gegeben: «Der Tunnel hätte einstürzen können.»
14 Züge täglich
Zunächst fünf, ab September sieben Zugpaare verkehren täglich zwischen Freiburg und Novara. Ein Zug weist maximal 19 Stellplätze auf. Ab nächstem Jahr will die RAlpin damit 105’000 Lastwagen transportieren. Mittelfristig könnten maximal 350’000 LKW jährlich verladen werden.
Für die Anlaufphase rechnet Degelo allerdings nur mit einer Auslastung von rund 50 Prozent. Dennoch gibt er sich optimistisch: Wenn bereits die Rola am Gotthard zu über 80 Prozent ausgelastet sei, könne RAlpin mit dem ausgebauten Angebot auf eine noch bessere Auslastung – rund 90 Prozent – hoffen.
Verlustgeschäft
Doch auch bei voller Auslastung wird die Rola nicht rentieren. Deshalb schiesst der Bund pro Fahrt rund 400 Franken zu. Die Rola ist nämlich ein Kind des Transitvertrags mit der EU. Um diesen erfüllen zu können und gleichzeitig den Alpenschutzartikel nicht allzu sehr strapazieren zu müssen, entstand die Idee, die LKW zu verladen.
Mit einer vorläufigen Kapazität von 105’000 Lastwagen können so allerdings nicht einmal zehn Prozent des alpenüberquerenden Schwerverkehrs auf die Schiene verlagert werden. Die Zukunft liegt, darin sind sich Verkehrsexperten einig, aber ohnehin nicht bei der Rola.
Zunehmend wichtiger wird der Containerverkehr, der zudem wesentlich billiger ist. Doch auch dafür ist RAlpin gerüstet, wie Degelo erklärt: Bereits jetzt können auch Container zwischen Freiburg und Novara verschickt werden.
swissinfo und Agenturen

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