Swissmem bleibt economiesuisse treu, vorderhand
Nach langem Überlegen hat sich des Branchenverband der Maschinenindustrie entschieden, im Schosse des Wirtschafts-Dachverbands economiesuisse zu verbleiben.
Der Druck des grössten Mitglieds zeigte Wirkung: economiesuisse überarbeitet seine Strategie.
Der Branchenverband Swissmem gibt economiesuisse eine letzte Chance. Der angedrohte Austritt aus dem Wirtschaftsdachverband wird aufgeschoben, bleibt aber stehen. Reformiert sich economiesuisse erfolgreich, bleibt Swissmem Mitglied im Verband.
Zwischen Swissmem und economiesuisse hängt der Segen seit diesem Frühsommer schief. Im Mai kündigte der Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie seine Mitgliedschaft im Wirtschaftsdachverband vorsorglich.
Swissmem übte harte Kritik an der Struktur und der Politik von economiesuisse. Zudem stand der jährliche Mitgliederbeitrag von 3,75 Mio. Franken zur Diskussion.
Reformdruck
Die Kritik an economiesuisse löste eine Diskussion über Reformen aus. Die eingeleitete Strukturreform hat nun den endgültigen Austritt von Swissmem fürs Erste abgewendet. Gelinge das Vorhaben, bleibe Swissmem “definitiv” Mitglied bei economiesuisse, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag.
Swissmem sei “von der Notwendigkeit eines Dachverbandes überzeugt”, der die branchenübergreifenden Interessen in den “wirtschaftspolitischen Kernbereichen” erfolgreich vertrete und Abstimmungskampagnen führe.
Swissmem und economiesuisse teilten die Auffassung, dass die nun eingeleitete Strategiereform unter dem neuen Präsidenten Gerold Bührer vorangetrieben werden soll. Sie soll bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen werden. Swissmem werde sich aktiv in diesen Prozess einbringen.
Doch kein Exodus
Mit dem Entscheid von Swissmem kommt es nun wohl doch nicht zum grossen Exodus. Zuvor war bereits der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) zurückgekrebst. Im Mai hatte SBV-Präsident Werner Messmer erklärt, der Austritt sei “eigentlich beschlossen”.
Doch auch der SBV lenkte nach Gesprächen mit economiesuisse ein und sah von einem Austritt ab. Wie Swissmem zeigte sich auch der SBV vom Reformwillen des Dachverbandes unter neuer Führung überzeugt – Bührer soll am kommenden Montag zum Nachfolger von Ueli Forster gewählt werden.
Mit dem Austritt gedroht hatte auch der Arbeitgeberverband der grafischen Industrie (Viscom). Er sah im Juni aber ebenfalls davon ab. Endgültig den Rücken gekehrt hat economisuisse bislang einzig der Aluminium-Verband Schweiz (alu.ch).
Strukturelle Probleme
economiesuisse war im Herbst 2000 aus der Fusion des Schweizerischen Handels- und Industrievereins (Vorort) und der Wirtschaftsförderung (wf) hervorgegangen. Der Arbeitgeberverband entschied sich für den Alleingang.
In den vergangenen Jahren zeigten sich bei economiesuisse strukturelle Probleme. Die Interessen der global orientierten Banken-, Grossindustrie- und Pharmabranche kollidierten des öfteren mit jenen des Werkplatzes.
Der Wirtschaftsdachverband steht auch unter Spardruck. Er baut daher bis zu zwölf Stellen ab. Ein Teil der Arbeitsstellen wird durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen abgebaut.
Vom Abbau betroffen sind die Standorte Zürich, Genf und Lugano. Insgesamt verfügt economiesuisse über 54 Vollzeitstellen.
swissinfo und Agenturen
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Economiesuisse
economiesuisse macht gegenwärtig schwere Zeiten durch: Mehrere Mitglieder drohten mit Austritt oder traten aus, wie beispielsweise der Aluminium-Verband Schweiz.
Hauptkritik war die zu starke Stellung der global orientierten Banken-, Grossindustrie- und Pharmabranche gegenüber dem Werkplatz.
Wie der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) im Oktober entschied sich der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) zum Verbleib im Dachverband. Economiesuisse repräsentiert 950 Unternehmen mit 310’000 Mitarbeitern.
Der Wirtschaftsdachverband economiesuisse entstand 2000.
Das Jahresbudget beträgt 15 Mio. Franken.
Swissmem steuert allein ein Viertel dazu bei.
Gerold Bührer, der neue Präsident von economiesuisse, wird am Montag gewählt.
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