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Trübe Stimmung

Die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft drücken auch auf die Stimmung der Konsumenten. Keystone

Zwar stieg die Arbeitslosenquote im Juli nur um 0,1 Punkte auf 2,6 Prozent - idyllisch im Vergleich zu europäischen Werten. Dennoch litt darunter auch die Konsumstimmung.

Der Sommer brachte der Wirtschaft keine Besserung. Die Konjunktur-Erholung verzögert sich wie in den meisten Staaten Europas sowie in den USA auch in der Schweiz. Das schlägt auf den Arbeitsmarkt und die Konsumentenerwartungen durch.

Unterschiedliche Deutungen

Ökonomen deuteten die jüngsten Signale – schlechtere Konsumentenstimmung und höhere Arbeitslosen-Quoten – unterschiedlich. Für Bernd Schips, den Chef der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH, ist die Konsumentenstimmung nicht so schlecht, dass der Privatkonsum seine Funktion als Konjunkturstütze verliere.

«Sehr schlimm» ist die Konsumentenstimmung für den Ökonomen Andreas Höfert von UBS Warburg. Denn der Konsum sei die letzte Stütze der Schweizer Konjunktur. Signale für anziehende Investitionen gebe es nicht.

Und für Alois Bischofsberger, Chefökonom bei der Credit Suisse Group, passt alles ins Bild, das sich international, national und an den Finanzmärkten zeigt. «Die Konjunkturrisiken sind grösser geworden», sagt er unter Verweis auf die schleppende Konjunkturerholung in den USA, die Börsenturbulenzen und die Frankenstärke.

Arbeitslose: Zunahme statt Rückgang

Obwohl im Sommer bei den Arbeitslosen-Zahlen oftmals ein Rückgang verzeichnet wird, nahm ihre Zahl im Juli deutlich zu. Die Anzahl der arbeitslos gemeldeten Personen kletterte um 2243 auf 92’948 Personen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) am Donnerstag bekannt gab.

Die Zahl der Stellensuchenden stieg um 2556 auf 142’271. Gleichzeitig nahm die Zahl der offenen Stellen um 318 auf 9594 ab.

Warten auf Trendwende

«Wir haben zwar mit einer Zunahme gerechnet, doch die Zahlen liegen am oberen Rand unserer Erwartungen», kommentierte Jean-Luc Nordmann, Leiter der Direktion Arbeit beim seco, die jüngsten Zahlen.

Die für die zweite Jahreshälfte erhoffte Trendwende sei leider nicht eingetroffen, sagte Nordmann. Damit sei frühestens im ersten Halbjahr 2003 zu rechnen. Im Jahr 2002 werde das BIP-Wachstum die 1-Prozent-Marke kaum erreichen (BIP: Bruttoinlandprodukt).

Optimistischer zeigt sich Serge Gaillard, Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB): Er geht davon aus, dass die Wirtschaft bereits gegen Ende Jahr wieder zulegen wird, wenn auch nur sehr schwach.

Ewig harter Franken – miese Börsenstimmung

Positiv bewertet Gaillard die Lockerung der Geldpolitik durch die Nationalbank. Dies werde den Höhenflug des Frankens hoffentlich stoppen. Was wiederum positive Folgen für die Exportindustrie haben werde.

Schuld an der gestiegenen Arbeitslosigkeit sind laut Nordmann die schleppende Konjunktur in den EU-Ländern und der verzögerte Aufschwung in den USA. Auch die miese Stimmung an den Börsen und das übervorsichtige Verhalten der Investoren wirkten sich negativ aus.

Daran dürfte sich vorerst nichts ändern. Das seco will daher demnächst seine gegenwärtige Prognose von durchschnittlich 92’000 Arbeitslosen im laufenden Jahr nach oben korrigieren. Auch Gaillard rechnet mit einer weiteren Zunahme bis mindestens Januar 2003.

Nordmann erwartet, dass die Zahl der Arbeitslosen im September und Oktober die 100’000er-Grenze durchbrechen wird. Für das gesamte Jahr rechnet er mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von etwa 2,7 Prozent.

Abgekühlte Konsumlust

Die angespanntere Lage auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich mittlerweile auch auf die Konsumlust der Schweizerinnen und Schweizer aus. Das Klima hat sich im Juli deutlich verschlechtert, wie eine ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte seco-Umfrage zeigt.

Der Index der Konsumentenstimmung, der quartalsweise bei rund 1100 Haushalten ermittelt wird, sank im Juli auf -18 Punkte. Das entspricht etwa dem Stand kurz nach den Terroranschlägen in den USA im vergangenen Herbst.

Im April hatte der Index noch bei -9 Punkten gelegen. Mit dem jüngsten Minus von 9 Punkten fiel der Juli-Rückgang jedoch deutlich geringer aus als im Oktober 2001 (-29.).

Trüber Rückblick, aber kein Pessimismus

Die Haushalte beurteilen die Entwicklung der Wirtschaftslage in den letzten zwölf Monaten schlechter: Dieser Teilindex sank auf- 48 Punkte (April -34). Auch die Entwicklung der finanziellen Lage der Haushalte wird im Rückblick trüber gesehen (-13 nach -2).

Mit Blick in die Zukunft verfallen die Haushalte jedoch nicht in Pessimismus: Sie beurteilen ihre finanzielle Lage für die nächsten zwölf Monate statistisch gesehen nicht absolut schlechter, sondern weniger gut: Mit einem Wert von +6 Punkten nach +8 Punkten im April liegt dieser Teilindex nämlich im positiven Bereich.

swissinfo und Agenturen

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