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Vietnam wirbt um Schweizer Investoren

Kinder tragen auf dem Schulweg die vietnamesische Fahne. Keystone

Für die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist Vietnam ein Schwerpunktland. Vielen Schweizer Unternehmen ist das südostasiatische Land noch unbekannt. Das soll sich ändern.

Eine Delegation aus Hanoi hat ihr Land am 5. internationalen Salon für aufstrebende Märkte in Genf vorgestellt.

Vietnam weist – nach China – zwar eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten auf, doch Investitionen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aus der Schweiz sind bescheiden.

Präsent sind Schweizer Grosskonzerne wie Nestlé oder Novartis, doch möchte Vietnam mit mehr Schweizer Firmen und insbesondere mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ins Geschäft kommen.

Das Land lockt mit Projekten in Bereichen wie Wasserreinigung, Wohnungs- und Strassenbau, aber auch in Ökotourismus und Waldschutz sowie der Zusammenarbeit zwischen Banken.

Bauprojekte für Hanoi

Über 100 Teilprojekte umfasst beispielsweise ein ehrgeiziges Programm, das der Hauptstadt Hanoi und seiner Umgebung ein neues Gesicht verleihen soll. 30 Milliarden Dollar will Vietnam dafür zusammenbringen.

Nicht nur die Hauptstadt im Norden, auch die südliche Metropole Ho Chi Minh Stadt ist für Schweizer Unternehmen interessant.

«Dort betreiben wir seit 1998 eine extrem gut laufende Zweigstelle mit 50 bis 60 Mitarbeitern», sagt Daniel Gorostidi, Generaldirektor der Lausanner Informatikfirma ELCA.

Er habe zuvor viele vietnamesische Techniker und Ingenieure in der Schweiz kennen gelernt und sei «beeindruckt von deren Effizienz».

Aufgrund ihrer guten Ausbildung habe er geschlossen, dass auch die Mitarbeiter vor Ort sehr leistungsfähig sein müssen. «Tatsächlich habe ich sehr kompetente und gut ausgebildete Leute gefunden», sagt Gorostidi.

«Dem Land fehlt die Industrie»

Solche Beispiele freuen den in der Schweiz ansässigen vietnamesischen Geschäftsmann Van Khai Nguyen. Sein Heimatland ist zwar der grösste Reis- und der zweitgrösste Kaffeeproduzent der Welt, «aber dem Land fehlt die Industrie», sagt Van Khai.

«Die Ansiedelung von kleineren Industriebetrieben ist dringend notwendig. Denn Vietnam kann bisher nur Rohstoffe exportieren und keinen Mehrwert erwirtschaften.»

Van Khai will deshalb in Vietnam ein Projekt für technische Fachhochschulen nach Schweizer Modell auf die Beine stellen. Dabei sollen Firmen wie die ELCA mitmachen und helfen, qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Chancen eines jungen Landes

Nach Ansicht von Wirtschaftsfachleuten hat es der Mekong-Staat in der Hand, einen ähnlichen wirtschaftlichen Aufschwung durchzumachen wie sein grosser Nachbar China.

Von den 80 Millionen Menschen in Vietnam sind 60 Prozent jünger als 30 Jahre – ein grosses Potential an menschlichen Ressourcen, das China wegen seiner Geburtenbeschränkung fehlt. Bereits jetzt wirbt Vietnam mit seinen qualifizierten Arbeitskräften wie auch administrativen Erleichterungen.

Das noch immer kommunistische Land muss aber noch lernen, sich zu «verkaufen». Diese Bilanz zogen Finanz- und Technologie-Experten aus dem In- und Ausland an der 5. internationalen Messe für Investitionen und Partnerschaften in Genf.

Heiterkeit statt stalinistische Starrheit

Die Fachleute stellten aber auch tief greifende Veränderungen fest, seit Vietnam 1986 den Reformweg «Doi Moi» und damit eine Öffnung hin zu Marktwirtschaft und Verwaltungsreformen eingeschlagen hat.

Die Entwicklung gehe in grossen Schritten voran, lautete ein Fazit. Wo noch vor fünf Jahren Wirtschaftsgespräche in einem Klima eisiger Feierlichkeit stattfanden, wurde der offizielle Diskurs in Genf immer wieder durch Scherze und Lachen aufgelockert.

Die vietnamesischen Gesandten ernteten mit ihrer teils ungelenken Zwanglosigkeit viel Sympathie, wo sie Jahre hindurch eher stalinistische Starrheit an den Tag gelegt hatten.

Das «Volkskomitee» aus Hanoi, ein Schwarm von Geschäftsleuten, setzte in Genf jedenfalls viel Charme ein, um Schweizer Investoren in ihre Hauptstadt zu locken.

swissinfo und Carole Vann, InfoSüd

In Vietnam leben 80 Mio. Menschen. 60 Prozent davon sind unter 30 Jahre alt.

Nach China weist Vietnam eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten auf.

Mit Grossprojekten wie Kläranlagen, Wohnungs- und Strassenbau oder Waldschutz möchte Vietnam auch Schweizer Investoren ins Land locken.

Am fünften internationalen Salon für aufstrebende Märkte (EMA-Invest-Forum) in Genf hat eine Delegation aus Hanoi u.a. Projekte in Hanoi präsentiert.

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