
WEF 2000 eröffnet: Bundespräsident Ogi erinnert Wirtschaftsführer an soziale Verantwortung
Unter scharfen Sicherheitsvorkehren ist am Donnerstagabend (27.01.) in Davos das 30. Weltwirtschaftsforum eröffnet worden. Bundespräsident Adolf Ogi (Bild) erinnerte die Wirtschaftsführer in seiner Eröffnungsrede an ihre wachsende soziale Verantwortung.
Unter scharfen Sicherheitsvorkehren ist am Donnerstagabend (27.01.) in Davos das 30. Weltwirtschaftsforum (WEF) eröffnet worden. Bundespräsident Adolf Ogi (Bild) erinnerte die Wirtschaftsführer in seiner Eröffnungsrede an ihre wachsende soziale Verantwortung. Ungeachtet des Demonstrationsverbots wollen Gegner des Forums am Samstag in Davos protestieren.
“Die Weltwirtschaft ist wichtig. Aber sie ist nicht die Welt – nicht die ganze Welt”, sagte Bundespräsident Ogi. Die Wirtschaft sei für das Wohl jeder Gesellschaft zwar von grosser Bedeutung. Sie sei deshalb aber noch lange nicht die ganze Gesellschaft, sondern nur ein Teil davon. In einer globalisierten Wirtschaft seien Wirtschaftsführer wie Politiker in ihrem Handeln dem Gemeinwohl verpflichtet. Angesichts der Tatsache, dass Finanzflüsse in der vernetzten Welt Fortschritt und Prosperität bedeuten, aber auch ganze Nationen in die wirtschaftliche Depression stürzen könnten, ergebe sich für die Wirtschaft ein gewaltiger Zuwachs an Verantwortung, sagte Ogi weiter. Er sei sich bewusst, dass die Politik im Gegensatz zur global arbeitenden Wirtschaft noch zu sehr im nationalen Rahmen ihre Wirkung entfalte. Die Politik müsse daher ebenfalls global wirken und globale Regeln für die wirtschaftliche Entwicklung realisieren. Nur so werde es auch den Bürgerinnen und Bürgern möglich, an der weltwirtschaftlichen Ordnung mitwirken zu können, die nicht allein den Profit der Shareholder zum Ziel habe, sondern auch Freiheit und Gerechtigkeit.
Ogi attestierte der versammelten Prominenz der Weltwirtschaft aber auch ein wachsendes Verständnis für die Widerstände gegen die rasanten Veränderungen und lobte die Absichten des Forum-Gründers und -Leiters Klaus Schwab, Davos zum sozialen Gewissen zu machen. Dank der Sensibilität Schwabs für alle Schichten und Kulturen kämen seit 30 Jahren in Davos auch Andersdenkende zu Wort.
Schwab selber appellierte an die Teilnehmenden, den “Geist von Davos” in die Welt hinaus zu tragen. Mehr denn je sei ein Rahmen der gemeinsamen Moral und der ethischen Standards nötig, sagte er und verlas aus einer Grussbotschaft von Papst Johannes Paul II. Globalisierung ohne ethische und moralische Werte werde die Polarisierung zwischen Starken und Schwachen in der Welt verschärfen und Millionen von Menschen zunehmend vom Fortschritt ausschliessen, heisst es darin.
Ogi ging auch auf die Proteste ein und sagte: “Wir hier oben haben Einfluss und Macht”, und weiter: “Die Menschen unten haben das Gefühl von Ohnmacht. Ihr Protest fand seinen Niederschlag in Seattle. Er wird sich wohl auch anderswo äussern.Wenn es nach dem Willen der Anti-WTO-Koordination Schweiz geht, soll dies auch am Samstag (29.01.) in Davos der Fall sein, wenn mit US-Präsident Bill Clinton, der prominenteste Gast, auftritt. Das Bündner Verwaltungsgericht wies aber am Donnerstag einen Rekurs der Organisatoren der Protestkundgebung vollumfänglich ab und bestätigte den Entscheid der Vorinstanz, eine Demonstration unter einschränkenden Bedingungen nur am Sonntag zuzulassen.
Die 4’000 bis 5’000 Teilnehmer, Gäste und Medienschaffenden verwandeln Davos für sechs Tage zum Zentrum der Welt. Die Liste der Staats- und Regierungschefs, die sich am Fuss des “Zauberbergs” ein Stelldichein geben, ist dieses Jahr besonders lang. Bundespräsident Ogi will bis zum Sonntag mit nicht weniger als 17 von ihnen zusammentreffen.
SRI und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch