Wirtschafts-Aufschwung: Die Gewinner 2004 sind…
Finanzdienstleistungen, Pharma-Bereich, Telekommunikation, Elektroindustrie und die Konsumgüter. Das sind die Branchen, welche 2004 mehr Umsatz und Ertrag einfahren werden.
Gemäss der jährlichen Branchenumfrage der Grossbank UBS verbleiben der Bausektor und die Uhrenbranche die Sorgenkinder.
Die Umfrage, an der sich 4300 Betriebe in 27 Branchen und 95 Unter-Sektoren beteiligten, habe eine «frappant einmütige Zuversicht» in der Schweizer Wirtschaft ergeben, wie die Bank UBS am Freitag mitteilte. Der Grund für den neuen Optimismus seien die «weltweit aufgehellten Konjunkturperspektiven».
Wachstumslokomotiven blieben die Finanz- und die Pharmabranche, neu dazu kämen die Telekommunikation und die Elektroindustrie. Die Bauindustrie befürchtet dagegen umsatzmässig einen weiteren Rückschlag, und die Uhrenproduzenten glauben nicht an den Aufschwung.
Die meisten Sektoren sollen profitieren
Höhere Erträge werden in 20 Branchen erwartet, wobei sich wiederum die Finanzdienstleister, die Hersteller von Investitionsgütern sowie die Beratungsunternehmen besonders zuversichtlich zeigten.
Im Gesundheits- und Sozialbereich sowie bei den Architektur- und Ingenieurbüros wird hingegen mit schwindenden Erträgen gerechnet. In den restlichen 5 Sektoren sei die Talsohle zumindest durchschritten, wie es hiess.
Versicherer mit höheren Prämien
Trotz Aufschwung dürften die Preise weiterhin tief bleiben. Die Preiserosion geht laut UBS in 20 der 27 erfassten Branchen weiter. Die Pharmabranche und das Gesundheits- und Sozialwesen rechnen sogar mit einem verschärften Preisdruck. Die Versicherer wollen die Prämien dagegen erneut erhöhen.
Nur wenige stellen neue Mitarbeiter ein
Noch keine Wende zeichnet sich auf dem Arbeitsmarkt ab. Nachdem letztes Jahr 20 Branchen Personal abbauten, taxieren derzeit 14 Branchen den Personalbestand noch immer als zu hoch. Nur acht Wirtschaftszweige meldeten einen Zusatzbedarf.
Am besten präsentiert sich die Situation in der Pharmaindustrie, der Informatik, der Telekommunikation und der Immobilienbranche. Unter dem Strich resultiere aber ein leichter Stellenabbau, so der Bericht.
In ihren Prognosen für 2004 rechnen die UBS-Ökonomen mit einer Steigerung des Bruttoinlandproduktes um 1,9 Prozent und einer Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent.
Breit abgestützte Erhebung
«Obwohl es die grösste derartige Umfrage ist, treffen die Erwartungen nicht immer zu», sagte die UBS-Ökonomin Karin Schäfer gegenüber swissinfo. Vor einem Jahr beispielsweise hätten die Unternehmen den Aufschwung bereits für 2003 vorausgesehen. Er habe sich dann aber verzögert, so Schäfer.
Claudio Sfreddo vom Créa-Institut der Universität Lausanne, welches selber regelmässig Konjunktur-Prognosen veröffentlicht, attestiert der UBS-Branchenumfrage eine hohe Qualität. «Mit 4300 befragten Betrieben ist sie vom statistischen Gesichtspunkt her sehr gut, weil das eine sehr grosse Anzahl ist», so Sfreddo. Besonders überzeugend sei die Abdeckung von 27 Sektoren und 95 Unter-Sektoren.
Rigide Bewilligungs-Praxis
Von den Resultaten zeigt er sich nicht überrascht. Im Bausektor hänge die verzögerte Erholung stark mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen zusammen, sagte er. «Denn in der Schweiz ist das Bewilligungswesen für Bauvorhaben sehr rigid.»
Zudem seien die Rendite-Aussichten für Immobilien wegen offener politischer Vorgaben wie der Mietzinskoppelung unsicher. Das halte Investoren von Vorhaben ab.
Bei den Uhren liegt das Problem laut Sfreddo eindeutig beim Export. «Uhren im Luxussegment waren von der Flaute praktisch kaum betroffen, dagegen aber die billigeren Uhren», so Sfreddo. Wegen des hohen Frankens würden die Verkäufe besonders in den Ländern wie den USA oder China schwach ausfallen.
swissinfo und Agenturen
Für die Unternehmens-Befragung der UBS gaben 4300 Unternehmen in der Schweiz ihre Erwartungen für das laufende Jahr bekannt. Vertreten sind 27 Sektoren und 95 Untersektoren.
Resultat: Die Schweizer Unternehmen sind für 2004 mehrheitlich optimistisch.
Punkto Umsatz werden die Branchen Investitionsgüter, Handel und Logistik, Beratung und Kommunikation, Konsumgüterindustrien sowie Tourismus die grössten Steigerungen erzielen.
Keinen Silberstreifen sehen Bauwirtschaft und Uhrenindustrie.
Wachstumsleader bleiben Banken, Versicherungen, Pharma sowie neu Telekommunikation und Elektroindustrie.
Die Erträge werden leicht hinter den Umsätzen zurückbleiben. Besondere Zuversicht herrscht in den Sektoren Finanzdienstleistungen, Investitionsgüter sowie Beratung und Kommunikation.
Laut Firmen-Erwartungen bleiben die Preise tief.
Die Arbeitslosigkeit soll leicht abnehmen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch