
Zur Ehre des Pferdes

Eine Woche des Pferdes macht den Auftakt zum Marché-Concours von Saignelégier, der am kommenden Wochenende stattfindet.
Es ist Tradition: Eine Woche vor dem grossen Pferdemarkt läutet Saignelégier die Pferderennsaison in der Schweiz ein. Der richtige Anlass, um die Vorzüge der Freiberger Pferde herauszustreichen.
Natürlich auch, um noch mehr Feriengäste anzuziehen. Zum 99. Marché-Concours, der nächstes Wochenende stattfindet, erwartet der Freiberger Hauptort 4000 bis 5000 Besucherinnen und Besucher. Der Event zieht sowohl Pferdeliebhaber wie auch professionelle Pferdezüchter an.
Zu Ehren der Freiberger-Pferde
Es sind die Freiberger-Pferde, die seit einem knappen Jahrhundert mit dem Anlass gefeiert werden. Auch dieses Jahr gehören von den rund 400 angemeldeten Pferden nur ein Dutzend nicht der Rasse an, die der Stolz der Region sind.
Anfangs des 20. Jahrhunderts erhielt das Gestüt des Bundes den Auftrag, ein Stutbuch, also ein Stammbaumregister der Rasse, zu erstellen. Seither unterstehen die Freiberger bei der Zucht einer strengen Auswahl.
«Es gab sehr wenig Kreuzungen mit ausländischen Pferden», versichert Vincent Wermeille. «Und der Freiberger gilt als die einzige 100-prozentige Schweizer Rasse.»
Nationaler Anlass
Rasch verbreitete sich der gute Ruf der Freiberger Pferde über die Kantonsgrenzen hinaus. Die Eigenschaften wie Widerstandsfähigkeit, Kraft und Gefügigkeit überzeugten die Landwirtschaft ebenso wie das Militär. Und so wurde dieses Bauernpferd zum einzigen Star des Fests, das ursprünglich auch die Zucht von Rindern, Ziegen und Hühnern fördern sollte.
1923 wurde der Marché-Concours zu einem nationalen Anlass. Er verlor nach und nach die kommerzielle Seite und wurde bald zu einem reinen Pferdeturnier.
Die grosse Ära
«Während langer Zeit hatten die Züchter der Region überhaupt keine Schwierigkeiten, ihre Tiere abzusetzen», meint der Präsident des Marché-Concours von Saignelégier, Georges Chariatte, der in der Dienststelle für Landwirtschaft des Kantons Jura für die Tierproduktion verantwortlich ist.
«Noch vor etwa zehn Jahren», so Chariatte, «kaufte die Schweizer Armee jedes Jahr 130 bis 150 Pferde. Aber da der ‹Train› nun praktisch abgeschafft ist, wir die Zahl jetzt wohl auf unter 30 fallen.»
Subventionsabbau
Die Züchter der Freiberger Rasse verlieren nicht nur einen ihrer besten Kunden, sie haben auch noch einen drastischen Subventionsabbau zu verkraften.
«Bis 1995», erklärt Vincent Wermeille, Landwirt und Pferdezüchter in Saignelégier, «erhielten wir vom Bund eine Prämie von rund 500 Franken pro Pferd, denn man ging davon aus, dass die Freiberger Pferde im Kriegsfall von der Armee eingezogen werden konnten.»
«Dank amtlicher Unterstützung konnten pro Jahr 250 bis 300 Tiere verkauft werden», so Wermeille weiter, «denn wir waren durch Importkontingente geschützt: Bis 1998 musste man 5 Schweizer Pferde kaufen, um ein ausländisches Pferd einführen zu können. Dieses System gab dem Inlandmarkt natürlich starken Auftrieb.»
Weiterführung der Zucht
Aber damit ist es nun endgültig vorbei. Heute begnügt sich Bern damit, die Arbeit der Zuchtverbände zu unterstützen.
Der Bund bezahlt, zu gleichen Teilen mit dem Kanton Jura, den Züchtern eine Prämie von 400 Franken pro Zuchtstute.
«Mit diesem Beitrag soll vor allem die Rasse erhalten werden», präzisiert Georges Chariatte. «In den Freibergen gibt es heute noch 4000 Stuten. Zuchtkenner gehen davon aus, dass eine Rasse gefährdet ist, sobald ihre Zahl unter die Grenze von 5000 Zuchttieren fällt.»
Die Rasse der Freiberger Pferde ist also nicht wirklich in Gefahr. Aber das Risiko der Inzucht besteht.
Im Aufwind
Die Züchter haben aber die Hoffnung trotzdem nicht verloren. «In den letzten drei Jahren», so Chariatte, «konnten wir gegen 150 Pferde im Ausland absetzen, auf dem Schweizer Markt waren es rund 400.»
Und laut den jurassischen Züchtern ist das erst der Anfang. Diese wollen nämlich die Bekanntheit des Marché-Concours ausnutzen, um den Verkauf zu steigern.
«Wir werden alles tun, damit der Marché wieder zu einem kommerziellen Anlass wird», führt der Vizepräsident des Marché-Concours von Saignelégier, Bernard Varin, aus. «Bereits dieses Jahr werden wir einige Änderungen testen, welche mithelfen sollen, dieses Ziel zu erreichen.»
Die wirkliche Revolution jedoch stellen die Züchter der Freiberger Pferde für das nächsten Jahr in Aussicht – pünktlich zum 100. Marché-Concours.
swissinfo/Vanda Janka

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