
«Für immer Saudade»: Portugal verabschiedet sich von José Saramago
(Keystone-SDA) Lissabon – Mit Dank, Bewunderung und Trauer hat Portugal von seinem gefeierten Literaturnobelpreisträger José Saramago Abschied genommen. Am offenen Sarg erwiesen dem Schriftsteller in Lissabon auch hohe Politiker, darunter Premierminister José Socrates, die letzte Ehre.
Die Aufbahrung für den Autor von «Stadt der Blinden» und «Zeit ohne Tod» wurde zum würdevollen Staatsakt. Die Schlange der Kondolenten auf dem Praca do Municipio (Rathausplatz) reichte am Samstagnachmittag kreisförmig um den ganzen Platz.
Mehr als Tausend Menschen hatten zuvor auf der spanischen Kanaren-Insel Lanzarote, wo der Schriftsteller seit 1993 lebte und am Freitag im Alter von 87 Jahren an Leukämie gestorben war, Abschied von Saramago genommen.
Der Familie kondolierten unter anderem der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, der portugiesische Präsident Aníbal Cavaco Silva und die argentinische Präsidentin Cristina Fernández Kirchner.
José Saramago war neben Antonio Lobo Antunes der wichtigste portugiesische Autor der Gegenwart – wenn er auch in seinen kommunistischen Überzeugungen, seiner Kritik an der katholischen Kirche und seiner Kompromisslosigkeit, in der Literatur wie in seinen politischen Aussagen, bis zuletzt heftigen Anstoss erregte.
Der Leichnam Saramagos soll in Lissabon eingeäschert werden. Teile der Asche kommen in seinen Heimatort Azinhaga, die übrige Asche soll nach Angaben von Familienangehörigen vom Samstag unter einem Olivenbaum im Garten seines Hauses auf Lanzarote begraben werden.
José Saramago wurde 1922 als Sohn eines Landarbeiters und späteren Polizisten geboren. Nach seinem vorzeitigen Schulabgang wurde er Maschinenschlosser, arbeitete als technischer Zeichner, Angestellter der Sozialbehörde, in einem Verlag und als Journalist. Erst mit etwa 40 Jahren fand er zur Schriftstellerei.
1966 erschien unter dem Titel «Os poemas possíveis» (Die möglichen Gedichte) sein erstes Buch. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit Romanen wie «Hoffnung im Alentejo» (1980), «Das Memorial» (1982) oder «Das Todesjahr des Ricardo Reis» (1984), die durch bildhafte und barock anmutende Sprache bestechen.