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Theologe Küng mahnt Medien zu mehr Verantwortung

Der katholische Schweizer Theologe Hans Küng sieht im weltweiten Protest gegen Mohammed-Karikaturen keinen Kampf der Kulturen. Dies erklärte er im Bayerischen Rundfunk.

Küng, der im deutschen Tübingen lebt, wies zugleich auf eine Mitverantwortung des Westens im Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed hin.

Kulturen führten keine Kriege und Kämpfe, sagte Küng, der sich seit Jahren für ein gemeinsames Weltethos der Weltreligionen einsetzt, am Dienstag im “Bayerischen Rundfunk”. “Aber eine falsche Politik kann diese These wahr machen, kann sie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung machen.”

Im Islam sind bildliche Darstellungen von Gott und dem Propheten Mohammed verboten.

Auch Westen muss sich Fragen stellen

Die Araber und die Iraner hätten sicher viel zur aktuellen Eskalation beigetragen, aber auch der Westen müsse “dringend zur Selbstbesinnung kommen und nach seinem Beitrag dazu fragen, “warum es eine solche ungeheure Aufregung in der islamischen Welt gibt.”

Neben der Pressefreiheit gebe es auch eine Presseverantwortung. Dies müsse der Westen deutlich machen. “Die Pressefreiheit muss mit Verantwortung und Umsicht gebraucht werden. Da könnte die Presse viel tun”, sagte der Schweizer Theologe.

Eine Entschuldigung der dänischen Regierung für die zuerst in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Zeichnungen sollte “selbstverständlich” sein, so Küng.

“Wenn eine Zeitung einen solchen Brand jetzt ausgelöst hat, dann hat der Ministerpräsident sich nicht hinter Formalien zu verstecken und zu sagen: Ich kann mich nicht für eine Zeitung entschuldigen”, sagte Küng dem Sender.

Israel, Palästinenser und Atomstreit mit Iran

Zur politischen Situation in Israel und den Palästinenser-Gebieten meinte der in Tübingen lebende Schweizer Theologe, der Westen dürfe der radikal-islamischen Hamas “keine einseitigen Bedingungen stellen”.

Und im Atomstreit mit Iran müsse der Westen eine “konstruktive Haltung” einnehmen statt “Maximalforderungen” der Amerikaner zu übernehmen.

swissinfo und Agenturen

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