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Basler PET-Floss wirbt für sauberes Wasser in Mosambik

Abenteuer auf dem eigenen Floss aus PET-Flaschen. swissinfo.ch

Eine Rheinfahrt ab Basel auf einem Floss aus 650 PET-Flaschen: Die beiden Berufsmaturanden Dario Albertini und Dominik Golaszewski haben das Floss für ihre Projektarbeit gebaut und werden damit Geld sammeln für sauberes Wasser in Mosambik.

Das unkonventionelle Gefährt soll oberhalb der mittleren Rheinbrücke starten und mit den beiden Erbauern die Strecke bis zur Johanniterbrücke zurücklegen.

Die Hochbauzeichnerlehrlinge Albertini und Golaszewski der Berufsmaturitätsschule Liestal präsentieren dabei das Ergebnis ihrer Projektarbeit, welche sie mit einem guten Zweck verbunden haben. Mit dem Floss werden sie zu Botschaftern für die Trinkwasserproblematik in Afrika.

Handfeste Arbeit statt Papier

Zu Beginn habe das Thema PET-Recycling gestanden, dann seien sie aber schon bald auf die Idee mit dem Floss gekommen, berichtet Dario Albertini.

Sie hätten nicht bloss eine papierene Arbeit abliefern, sondern ganz handfest etwas bauen wollen. Die Arbeit führte von ersten Tests über detaillierte Baupläne bis zum Zusammenbau der Materialien.

Durch eine Internetrecherche seien sie dann auf die Wasserprojekte von Helvetas gestossen.

Und weil am Samstag auf dem Basler Kasernenareal auch das Open Air Festival des Vereins “Viva con Agua” (Leben mit Wasser) stattfindet, der sich ebenfalls für “Sauberes Trinkwasser für alle” einsetzt und mit Helvetas zusammenarbeitet, war ein weiterer Bezug gegeben. Das Floss wird auch die Bühne des Festivals zieren.

Herausforderung Hochwasser

Das Floss besteht im Wesentlichen aus 650 PET-Flaschen und Schaltafeln, wie man sie auf dem Bau verwendet. Es ist so leicht, dass es praktisch kein Wasser verdrängt und würde das Gewicht einer ganzen Menschengruppe tragen.

Die Rheinpolizei hat die Fahrtüchtigkeit des Gefährts bestätigt. Da es keinesfalls kippen darf, wurde es von der Rheinpolizei jedoch nur für zwei Personen freigegeben.

Weil der Rhein gegenwärtig Hochwasser führt, prüften Albertini und Golaszewski mögliche Startorte weiter unten am Fluss. “Fahren werden wir auf jeden Fall. Notfalls auf einer Alternativroute”, sagt Albertini.

Mangel an Trinkwasser

Während es hierzulande Wasser im Überfluss gibt, fehlt das kostbare Gut andernorts oder es ist verschmutzt. Weil sie dreckiges Wasser trinken müssen, sterben jeden Tag rund 4000 Kinder an den Folgen von Durchfallerkrankungen.

Fast die Hälfte aller Menschen, die in Entwicklungsländern leben, leiden an Krankheiten, die auf einen Mangel an sauberem Trinkwasser und hygienischen Lebensbedingungen zurückzuführen sind. Gemäss UNO-Schätzungen leben über zweieinhalb Milliarden Menschen ohne sanitäre Einrichtungen.

Krisenregion Cabo Delgado

Prekär ist die Lage etwa in der Provinz Cabo Delgado im Norden von Mosambik. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 38 Jahren und einer Kindersterblichkeit von 350 pro tausend Geburten gilt Cabo Delgado als Krisenregion.

Die Mehrzahl der Menschen dort hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In den Dörfern gibt es zwar teilweise Brunnen, sie funktionieren aber kaum.

Die Frauen, die für das Wasserholen verantwortlich sind, müssen dieses über kilometerlange Wegstrecken herbeischleppen. Das Wasser stammt von offenen Wasserquellen und ist von zweifelhafter und die Gesundheit gefährdender Qualität. Folge davon sind auch hier Krankheiten und eine hohe Kindersterblichkeit.

Gemeinden beteiligt

In Cabo Delgado unterstützt Helvetas zusammen mit der lokalen Bevölkerung den Bau und die Wiederinstandstellung von Trinkwasseranlaqen.

Die Bevölkerung übernimmt dabei einen Teil der Arbeiten selbst und beteiligt sich auch finanziell. Die Gemeinden gründen Wasserkomitees, deren Zuständige alphabetisiert und in Bereichen wie Organisationsentwicklung und technische Unterstützung weitergebildet werden.

Christof Berger, InfoSüd und swissinfo.ch

Kreative Ideen im Umgang mit Wasser sind auch für einen Video-Wettbewerb der Entwicklungsorganisation Helvetas gefragt.

Unter dem Titel “Spende deine Idee” können Interessierte bis zum 12. September einen Video-Clip bis 60 Sekunden Länge einreichen.

Drei Videos werden prämiert.

Helvetas hat Wasser zum Schwerpunkt ihrer Projekt- und Informationsarbeit gemacht und unterstützt in allen ihren 18 Partnerländern Projekte, die Wasserversorgung, Siedlungshygiene und Nahrungsmittelproduktion ins Zentrum stellen.

Mit PET-Kunststoff-Flaschen kann verkeimtes Wasser zu Trinkwasser aufbereitet werden: Sodis (Solar Water Disinfection) heisst das Verfahren, welches die Eawag, das international aktive Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs, entwickelt hat. Dabei wird die UV-Strahlung des Sonnenlichts genutzt, um Durchfallerreger und andere Krankheitskeime zu töten.

Die Prozedur dauert 6 Stunden bis zwei Tage. Dann soll das Wasser entkeimt sein. Eawag verbreitet die Methode in Entwicklungsländern. Sie wird von der WHO empfohlen und teils von Schweizer Hilfswerken eingesetzt.

Die Eawag und ihre Partner haben ausserdem Abwasser und Sanitäreinrichtungen auf die internationale Agenda gesetzt.

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