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Holcim zementiert seine Position in Indien

Holcim-Werk in Würenlingen (Kanton Aargau). Keystone

Der Schweizer Zementkonzern Holcim expandiert in Indien. Er übernimmt 35% an der Gujarat Ambuja Cements und zahlt dafür über 1,3 Mrd. Franken.

Damit will Holcim seine Marktposition in der boomenden Wirtschaft Indiens stärken.

Eine Beteiligung von 14,8% an der Gujarat Ambuja Cements (GACL), die Nummer drei in Indien, hat Holcim bereits von den Gründerfamilien erwerben können. Pro Aktie zahlte Holcim 105 Rupien oder insgesamt 477 Mio. Dollar (612 Mio. Franken), wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Gemäss indischem Übernahmekodex muss Holcim allen Aktionären von GACL ein öffentliches Angebot zum Erwerb weiterer 20% des Aktienkapitals unterbreiten. Der Preis werde gemäss den Richtlinien der indischen Börsenkommission (SEBI) bei etwa 90 Rupien pro Aktie oder maximal 560 Mio. Dollar (721 Mio. Franken) liegen, so Holcim weiter. Der Handel muss von den indischen Behörden gutgeheissen werden.

Altes indisches Privileg

An einer Telefonkonferenz erklärte Holcim-Konzernchef Markus Akermann den Preisunterschied zwischen öffentlichem Angebot und dem den Gründerfamilien bezahlten Betrag mit einem speziellen Privileg nach indischem Recht. Die beiden Familien behalten 9% der Aktien.

Holcim war mit Gujarat Abmuja Cements im vergangenen Jahr eine strategische Allianz eingegangen und übernahm die Mehrheit an Ambuja Cement India Ltd (ACIL). Die 1981 gegründete CACL besitzt heute vier Zementwerke und zwei Mahlstationen mit einer Gesamtkapazität von 14 Mio. Tonnen Zement pro Jahr.

Landesweites Netz

Mit ihren beiden anderen indischen Akquisitionen kommt Holcim auf eine Kapazität vom rund 35 Mio. Tonnen Zement im Jahr und verfügt dafür über ein landesweites Netz. 2005 wurde der Zementverbrauch in dem asiatischen Land auf 135 Mio. Tonnen geschätzt.

Holcim ist über eine Zweidrittels-Mehrheit an der Holdinggesellschaft Ambuja Cement India Ltd. (ACIL) bereits an zwei indischen Zementfirmen beteiligt. Ambuja Cement Eastern Ltd. (ACEL) wird von der Holding zu 97% gehalten und seit April 2005 von Holcim konsolidiert.

Gleichzeitig ist ACIL mit 35% grösste Einzelaktionärin mit einer Mehrheit im Verwaltungsrat seit dem 24. Januar bei Indiens zweitgrösster Zementgruppe Associated Cement Companies (ACC). Die ACIL-Beteiligung hatte sich Holcim 800 Mio. Dollar (944 Mio. Fr.) kosten lassen.

Börse skeptisch

Die Holcim-Aktien gaben am Montag nach der Bekanntgabe des Einstiegs bei GACL nach. Sie verloren vorerst 0,7% auf 94 Franken. Derweil notierte der Gesamtmarkt um 0,4% höher.

Die Beteiligung ergebe strategisch Sinn, der Preis sei allerdings recht hoch, kommentierten Analysten. Die Kursschwäche dürfte aber nur vorübergehend sein. Der Aktie wird weiteres Potenzial attestiert.

Kapitalerhöhung erwartet

Etwas verunsichern dürfte jedoch, dass Holcim aufgrund des Ergebnisses des öffentlichen Kaufangebots erwägen wird, in welchem Ausmass die Transaktion mit Eigenmitteln unterlegt werden soll.

Da Holcim mehrmals klar gemacht habe, dass die 2005 getätigten Transaktionen nicht mit Eigenmitteln unterlegt würden, rechnet Vontobel-Analyst Christian Arnold aus heutiger Sicht mit einer Kapitalerhöhung im Rahmen von 750 Mio. bis 1,5 Mrd. Franken, sofern keine weiteren Transaktionen angekündigt werden.

swissinfo und Agenturen

Holcim hiess früher Holderbank gemäss dem Dorf im Kanton Aargau, wo das Unternehmen 1912 gegründet worden war.
Die Gruppe ist der zweitgrösste Zementhersteller der Welt.
Holcim ist in über 70 Ländern in allen Erdteilen präsent.
Der Konzern beschäftigt über 61’000 Mitarbeitende.

Holcim ist an zwei indischen Zementherstellern beteiligt.

Der Markt im Boomland Indien verfügt laut Holcim über ein grosses Potenzial.

Der indische Bausektor wächst wegen des grossen Bedarfs an Infrastruktur und des Bevölkerungs-Wachstums rapide.

2005 verbaute Indien 135 Mio. Tonnen Zement, was den Subkontinent zum zweitgrössten Markt der Welt macht.

Das Wachstum in den nächsten Jahren wird auf 8 bis 9% geschätzt.

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