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Kampf gegen Internetkriminalität wird intensiver

In den Chats treiben immer mehr Pädophile ihr Unwesen. Keystone

Die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität hat 2005 so viele Verdachtsmeldungen erhalten wie nie zuvor. In Kinder-Chats tummeln sich zudem immer mehr Pädophile.

Zum 1. Mal war Kinderpornografie der häufigste Grund für eine Meldung. In den Vorjahren standen noch unerwünschte E-Mails im Vordergrund.

Insgesamt gingen im vergangenen Jahr rund 20% mehr Hinweise auf Internetkriminalität ein als in den Vorjahren. Die vor 3 Jahren ins Leben gerufene Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) hatte im vergangenen Jahr 7345 Verdachtsmeldungen zu bearbeiten.

Das sind pro Monat rund 100 Meldungen mehr als in den Jahren zuvor. Während 2003 und 2004 die Hinweise auf unerwünschte E-Mails im Vordergrund standen, war im vergangenen Jahr die Verbreitung von harter Pornographie, insbesondere Kinderpornographie, der häufigste Grund für eine Meldung an die KOBIK.

Gemäss David Billard von der Abteilung Kriminalwissenschaften der Universität Lausanne, ist das nicht erstaunlich. “Die Leute sind sich des Phänomens bewusst. Die Medien berichten über Gerichtsfälle und die Leute werden mit Kinderpornographie-Mails belästigt”, führte Billard gegenüber swissinfo aus.

Sexuelle Integrität der Kinder gefährdet

Sorgen bereitet KOBIK-Leiter Philipp Kronig die Entwicklung in den für Kinder vorgesehenen Chat-Rooms. Immer wieder suchten dort Erwachsene mit Absicht zu sexuellen Handlungen Kontakt mit Minderjährigen. Zum Teil würden im Halbstundentakt Versuche beobachtet, sagte Kronig.

Um gegen Pädophile vorgehen zu können, müssen die Erwachsenen bei einem Versuch zu einem Treffen im realen Leben überführt werden. Dies gelang laut Kronig im vergangenen Jahr in 66 Fällen, verglichen mit 17 Fällen vor 2 Jahren.

Dennoch befürchtet Kronig, dass das Problem unterschätzt wird. Die in den Chats teilweise verwendete stark sexualisierte Sprache würde als Skandal empfunden, wenn sie im Fernsehen im Kinderkanal gesendet würde, sagte er. Im Internet werde sie aber kaum zur Kenntnis genommen. Dies berge eine grosse Gefährdung für die sexuelle Integrität der Kinder.

Hohe Qualität der Dosssier

Neben den Meldungen zu Kinderpornographie haben im vergangenen Jahr auch jene im Bereich der Wirtschaftsdelikte, besonders der Betrugsversuche, stark zugenommen.

In der aktiven Fahndung im Internet konzentrierte sich die KOBIK wie bereits im Vorjahr auf die Verbreitung von Kinderpornographie und Kindsmissbrauch. Gemäss Mitteilung wurde der Schwerpunkt auf eine möglichst hohe Qualität der Verdachtsdossiers gelegt. Jedem Monitoring-Dossier lägen mehrere, klar belegbare und nachvollziehbare Verdachtshandlungen zu Grunde.

Dadurch sank die Zahl der an die Kantone überwiesenen Verdachtsdossiers von 438 auf 272. Die Überweisung führte in nahezu allen Fällen zur Eröffnung einer Strafuntersuchung und sehr häufig wurde in der Folge illegales Material bei den Verdachtspersonen festgestellt.

swissinfo und Agenturen

Die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) hat ihre Aktivitäten im Jahr 2003 begonnen.

Sie wird von der Eidgenossenschaft und den Kantonen finanziert, klärt die gemeldeten Verdachtsfälle ab und leitet sie an die Organe von Polizei und Justiz weiter.

2005 sind 7345 Verdachtsfälle eingegangen. Davon hat die KOBIK 272 Dossier an die kantonalen Behörden überwiesen, welche ihrerseits in den allermeisten Fällen Strafuntersuchungen eröffnet haben.

Strafrechtlich relevante Internet-Inhalte:

harte Pornografie (sexuelle Handlungen mit Kindern, Tieren, menschlichen Ausscheidungen oder Gewalttätigkeiten)
Gewaltdarstellungen/
Extremismus / Rassismus
unbefugtes Eindringen in Computersysteme
Verbreitung von Computerviren
Datenbeschädigung
Kreditkartenmissbrauch
Urheberrechtsverletzungen
illegaler Waffenhandel

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