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Keine Schweizer Experten für den Libanon

Bei der Aufklärung des Attentats auf den libanesischen Ex-Premier Hariri werden keine Schweizer Experten eingesetzt. Bern erteilte dem Libanon eine Absage.

Die Schweiz will nur Hilfe leisten, wenn sie von der UNO darum ersucht wird. Im Libanon ist man über den Entscheid “schockiert”.

Hariri war vor knapp zwei Wochen bei einem Attentat getötet worden. Wenige Tage später ersuchte der libanesische Staatspräsident Emile Lahoud die Schweiz um Hilfe bei der Aufklärung des Attentats. Das Gesuch bezog sich auf Sachverständige auf den Gebieten Sprengstoff und DNA-Analysen.

Die Schweiz sei bereit, auf Anfrage der Vereinten Nationen hin Sachverständige zur Verfügung zu stellen, erklärte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitag auf Anfrage. Das sei den libanesischen Behörden und dem UNO-Generalsekretariat mitgeteilt worden.

“Das EDA fühlt sich durch das Vertrauen, das die libanesischen Behörden der Schweiz bezeugen, geehrt”, liess das EDA weiter verlauten. Es sei davon überzeugt, dass der Untersuchung zu der Ermordung Hariris alle notwendige Hilfe zuteil werden müsse, um zu schnellen und unanfechtbaren Ergebnissen zu führen.

Die UNO setze im Libanon eine Untersuchungs-Kommission ein. Ihr hätten die libanesischen Behörden bereits eine enge Kooperation zugesagt. Deshalb habe sich das EDA zu diesem Schritt entschlossen.

Beirut “schockiert”

Rafik Chlala, Sprecher des libanesischen Präsidenten, zeigte sich auf Anfrage “schockiert” über die Antwort der Schweiz. “Wir hätten es sehr gerne gesehen, wenn die Schweiz als befreundeter Staat bei diesem Ereignis, das unser Land schwer erschüttert hat, an unserer Seite gestanden hätte”, sagte er.

Man wolle nun die genauen Gründe für die Absage Berns erfahren. Vielleicht könne man dennoch von den Schweizer Kenntnissen profitieren. “Wir wissen immer noch nicht, wie sich das Attentat abgespielt hatte und welche Art Sprengstoff verwendet wurde”, fügte er an.

UNO-Team ermittelt

Das UNO-Kommission traf derweil in Beirut ein. Die drei hochrangigen irischen Polizeibeamten kündigten “unvoreingenommene und gründliche” Ermittlungen an.

Die Untersuchungs-Kommission, die die Hintergründe des Anschlags aufklären soll, wird von Irlands stellvertretendem Polizeichef Peter Fitzgerald geleitet. Sie kann nach UNO-Angaben ihre Nachforschungen auch auf andere Länder ausweiten.

Die libanesischen Behörden haben den UNO-Ermittlern schriftlich ihre Unterstützung zugesichert. Innerhalb von vier Wochen will die Kommission ihren Bericht UNO-Generalsekretär Kofi Annan übermitteln, der dann den UNO-Sicherheitsrat informieren will.

Bei dem Attentat waren am 14. Februar in der libanesischen Hauptstadt neben Hariri auch 17 weitere Menschen ums Leben gekommen. Die USA hatten Syrien, das in Libanon als Schutzmacht auftritt und dort rund 14’000 Soldaten stationiert hat, eine Mitschuld an dem Anschlag gegeben.

Syrien will direkte Gespräche

Syrien sprach sich indes für direkte Gespräche mit der US-Regierung aus. Präsident Baschar al-Assad warf den USA in einem Interview zugleich vor, ihre Nahost-Politik einseitig an den eigenen Interessen auszurichten.

Annan mahnte seinerseits in einem Fernsehinterview, der UNO-Sicherheitsrat könne zu Massnahmen gezwungen sein, sollte Syrien die Resolution zum Truppenabzug vom September 2004 nicht erfüllen. Annan berichtet im April im Rat über die Entwicklung seit Verabschiedung der Resolution.

swissinfo und Agenturen

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