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Kleine Schule – gross vernetzt

Schulalltag in Sulzbach: Zwei Schülerinnen arbeiten am Internet. swissinfo.ch

Sulzbach, eine kleine Schule im Appenzellerland, ist seit Jahren mit dem weltweiten Netz verbunden. Das Internet im Schulunterricht können sich weder Schüler noch Lehrer mehr wegdenken.

Ohne Engagement und Eigeninitiative der Lehrer läge Sulzbach aber wohl auch virtuell im Abseits.

“Sulzbach liegt für Sie nicht eben am Weg, trotzdem sind wir vernetzt – und wie”, sagt mir Gerd Oberdorfer bei einer ersten Kontaktaufnahme. Er ist seit fast 30 Jahren Lehrer in der Mehrklassenschule Sulzbach bei Oberegg, einer appenzellischen Exklave oberhalb des St. Galler Rheintals.

Hier werden Schülerinnen und Schüler ab der 1. bis in die 6. Klasse in zwei Klassenzimmern unterrichtet. Das Schulhaus liegt abseits und wird von Kindern aus einem grossen Einzugsgebiet besucht.

In der Schule leben

Gerd Oberdorfer, der die 4. bis 6. Klasse unterrichtet, wohnt zusammen mit seiner Familie im Schulhaus, sein Wohnzimmer dient gleichzeitig als Lehrerzimmer. Schulräume und Wohnung des Lehrers sind nicht wirklich getrennt – er lebt für die Schule, in der Schule.

Der Unterricht findet wenn immer möglich “vor Ort” statt, im Wald, auf der Wiese oder im Garten, aber auch im Museum, in der Werkstatt oder im Internet.

Der 5.-Klässler Tobias sitzt am Computer und recherchiert über einheimische Tiere: “Ich versuche etwas über das Reh, das Schaf und die Kuh herauszufinden. Wir behandeln im Moment das Thema Indonesien und wollen schauen, welche Tiere dort leben und welche es bei uns gibt.”

Internet als Kommunikationsmittel

In Sulzbach lernen die Kinder bereits ab der 1. Klasse mit dem Computer umzugehen. “Wir haben Programme, die jeder Schüler, jede Schülerin individuell nutzen kann. Zudem brauchen wir das Internet, um mit anderen Schulen in Kontakt zu kommen.”

So besteht zum Beispiel ein Kontakt mit einer Schule in Niederbieber (Deutschland). Oder wie E-mail-Chef Florian swissinfo erzählt, spielen die Sulzbacher Schüler Fernschach mit jemandem aus Deutschland.



“Wir schicken ein E-mail mit unserem Schachzug. Unser Gegner macht den nächsten Zug und mailt ihn uns.”

Das Internet wird bei Lehrer Oberdorfer “beschränkt und sinnvoll” eingesetzt. “Ich steure den Zugang zum Internet. Es ist nicht so, dass die Schülerinnen und Schüler einfach so surfen dürfen, sondern sie müssen gezielt zu bestimmten Themen Informationen holen.”

Das WWW gefällt

Simone aus der 5. Klasse findet es spannend, mit dem Internet zu arbeiten. “Bei Büchern muss man immer blättern. Im Internet kann man einfach eine Seite aufmachen, und wenn es nichts bringt, kann man auf ‘zurück’ klicken.”

Die Kinder wissen zwar, dass das Internet auch viel “Mist” bietet, dass es Viren und “verbotene Seiten”gibt. Ihr Vertrauen in das Netz ist dennoch ungebrochen. “Meistens ist bei einem Text noch ein Foto dabei”, sagt Tobias. “Also muss es irgendwann passiert sein.”



Lehrer Oberdorfer sieht beim Einsatz des neuen Mediums viele Vorteile. Die Schüler könnten selbständig üben, ohne dass ihnen ständig jemand über die Schulter schaue. Zudem seien alle, auch jene, die nicht schön schreiben könnten, in der Lage, einen tadellosen Text abzuliefern und auf der eigenen Homepage zu präsentieren.

“Das ist ein gewaltiger Fortschritt gegenüber früher.” Und in Sachen Umgang mit “unsauberen” Sites meint Oberdorfer gelassen: “Verbotene Seiten sind attraktiv, denn Kinder sind neugierig. Aber wir haben hier ein soziales Netz, niemand sitzt allein am Computer. Sie kontrollieren sich gegenseitig.”

Persönliches Engagement

Die kleine Schule im Appenzell ist schon viele Jahren vernetzt und dank Swisscom seit Februar 2003 rund um die Uhr online. Dies im Rahmen des Bundesprojekts “alle Schulen ans Netz”.

Software und Hardware erhielt die Schule dank privaten Sponsoren und Kontakten. Laut Gerd Oberdorfer sind relativ wenige Unterstufen vernetzt. “Ausschlaggebend sind Begeisterungsfähigkeit und Eigeninitiative der Lehrer. Denn zuerst werden die Mittelschulen und Oberstufen ans Internet geschaltet – typisch schweizerisch, von oben nach unten.”

swissinfo, Gaby Ochsenbein, Sulzbach

In Sulzbach bei Oberegg im Kanton Appenzell Ausserrhoden gehen 28 Schülerinnen und Schüler zur Schule, 1. – 6. Klasse.

Den Kindern stehen 12 Computer zur Verfügung.

Seit Februar 2003 ist die Schule dank Swisscom 24 Stunden online.

Eingesetzt werden Lernprogramme in Rechnen und Sprache.
Das Internet wird als Kommunikationsmittel verwendet sowie, in begrenztem Rahmen, zum Recherchieren.

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