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«Die weisse Massai» bald auf der Leinwand

Vom kenyanischen Busch nach Castagnola oberhalb des Luganersees: Corinne Hofmann in ihrem Haus. Keystone

"Die weisse Massai", Corinne Hofmanns Bericht ihrer gescheiterten Ehe mit einem Stammeskrieger, war ein Bestseller. Jetzt kehrt die Autorin erstmals seit ihrer Flucht vor 14 Jahren nach Kenya zurück.

Sie, die seit 2002 oberhalb des Luganersees lebt, will vor Ort die Verfilmung ihres Buches verfolgen.

Es war 1998, als das Buch mit dem Titel «Die weisse Massai» die Bestseller-Listen stürmte. Autorin war eine bis dahin völlig Unbekannte, die Schweizerin Corinne Hofmann. Ende August will sie nun erstmals seit 14 Jahren wieder nach Kenia reisen.

Ihre mittlerweile 15-jährige Tochter Napirai wird Hofmann allerdings in der Schweiz lassen – zu gross ist die Gefahr, dass das Mädchen nicht mehr aus Kenia ausreisen könnte. Die Flucht aus Afrika gelang Mutter und Kind am 6. Oktober 1990 nur mit Glück.

Rettende Flugzeugtreppe

«Immer mehr Fragen trommeln auf mich ein, und ich bin vor Angst in Schweiss gebadet: Lieber Gott, lass uns nicht im Stich, lass uns diese paar Meter bis zum Flugzeug kommen!» So beschreibt Hofmann in «Die weisse Massai» ihre Gefühle bei der Passkontrolle im Flughafen von Nairobi.

«Das Buch war für mich in erster Linie eine Befreiung», sagt die 44-jährige Corinne Hofmann im Gespräch mit swissinfo. «Es sollte aber auch ein Zeugnis für meine Tochter sein.»

Hals über Kopf verliebt

Herzklopfen hatte sie auch 1987 gehabt, als sie wieder in Kenia landete. Ein Massai-Krieger hatte sie zuvor während den Ferien derart fasziniert, dass sie ihre Boutique in Biel verkaufte und nach Kenia zurückkehrte, um die Liebe ihres Lebens zu heiraten.

Vier Jahre lang lebte sie im Busch bei ihrem Massai. Sie schlief in einer Lehmhütte auf dem Erdboden. Neben glücklichen Momenten war das Dasein ein permanenter Überlebenskampf. Krankheiten wie Malaria und Hepatitis setzten ihr schwer zu.

Schliesslich brachte sie eine Tochter zur Welt, doch das Verhältnis zu ihrem Mann gestaltete sich immer schwieriger. Er reagierte eifersüchtig, überwachte jeden ihrer Schritte – bis sie sich entschloss, mit ihrer Tochter in die Schweiz zu fliehen.

Neue Heimat im Tessin

«Meine Flucht war eine Frage von Leben und Tod», erinnert sich Hofmann, die seit zwei Jahren in Lugano in einem Haus hoch über dem See lebt. Mit dem entbehrungsreichen Leben im Dschungel hat ihre neue Existenz nichts mehr gemein.

Ihre Gedanken, sagt sie, würden aber «jeden Tag nach Afrika schweifen». Bei Wanderungen in den Tessiner Bergen versucht sie abzuschalten und sich zu erholen.

Denn seit sie mit ihrem zweiten Buch «Zurück aus Afrika» einen neuerlichen Bestseller gelandet hat, ist sie vor allem in Deutschland gefragt – hier eine Lesung, dort eine Talk-Show. «Der Rummel wird wohl noch zunehmen, wenn nächstes Jahr der Film ‹Die weisse Massai» in die Kinos kommt», ahnt Hofmann, die ursprünglich aus dem Kanton Glarus stammt.

«Falscher» Massai

Hofmann wird im Film, einer Produktion der Münchner Constantin Film AG, von der deutschen Schauspielerin Nina Hoss gespielt; den Massai-Krieger spielt Jacky Ido.

«Leider ist er kein Massai, nicht mal ein Kenyaner», bedauert sie. Für die Rolle ihres Ex-Mannes seien Tausende von Personen gecastet worden, erzählt Hofmann, die selber am Drehbuch mitgewirkt hat.

Sie glaubt an den Erfolg des Films. «Natürlich konnte nicht das ganze Buch verfilmt werden, ganze Passagen und Personen mussten gestrichen werden. Aber ich bin sehr zuversichtlich.»

Angst vor Rückkehr

Voraussichtlich Ende August wird sie für drei Wochen die Filmcrew in Kenya besuchen. Ihre Tochter aber lässt sie in der Schweiz. «Es besteht die Gefahr, dass man Napirai in Kenia zurückhalten würde. Dort risikiert sie, beschnitten und verheiratet zu werden», sagt Hofmann.

Sie selber reist mit gemischten Gefühlen auf den schwarzen Kontinent. Selbst das Wort «Angst» nimmt sie in den Mund. «Die ersten Kontakte werden sicher nicht einfach sein», schätzt sie.

Dennoch freut sie sich auf ein Wiedersehen mit ihrer Schwiegermutter, die sie heute noch verehrt. Ihren Ex-Mann hingegen, dessen Familie sie finanziell unterstützt, liebt sie «schon lange nicht mehr». Ob sie auch ihn trifft, weiss Hofmann noch nicht.

Keine Romancière

Wie würde sie reagieren, wenn sich ihre Tochter dereinst auch in einen Buschbewohner verlieben sollte? «Egal, wen Napirai lieben wird, ich werde zu ihr stehen», sagt Hofmann.

«Die Unterstützung meiner Mutter hat auch mir geholfen. Aber wenn sich meine Tochter in Europa verlieben würde, hätte sie es sicherlich leichter. Ich habe Glück gehabt, dass ich mit dem Leben davon gekommen bin.»

Ob sie ein drittes Buch schreiben will, weiss sie noch nicht. Fest steht aber, dass sie nie Romane schreiben wird: «Ich liebe die Zeugnisse, die gelebten Geschichten.»

swissinfo, Gemma d’Urso in Lugano-Castagnola

«Die weisse Massai», die 1998 erschienene Autobiografie von Corinne Hofmann, wurde zum Bestseller.
Auch ihr zweites Buch, «Zurück aus Afrika», wurde ein Grosserfolg.
Ihr Erstling wird verfilmt, die Dreharbeiten stehen kurz vor dem Start.
Dafür reist Hofmann erstmals nach 14 Jahren wieder nach Kenya.
Der Film «Die weisse Massai» soll 2005 in die Kinos kommen.

1987 zieht Corinne Hofmann nach Kenia, um mit einem Massai-Krieger zusammen zu leben, den sie auf einer vorherigen Reise kennen gelernt hatte.

Sie lebte vier Jahre unter primitivsten Bedingungen im Busch.

Das Dasein war ein ständiger Überlebenskampf, sie erkrankte an Malaria und Hepatitis.

1989 brachte sie eine Tochter zur Welt.

1990 schliesslich verliess sie mit der Tochter fluchtartig das Land, nachdem ihr Ehemann sie immer stärker überwacht hatte.

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