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Keine Experimente am 37. Montreux Jazz Festival

Von Texas an den Lac Léman: ZZ Top (Bild vom Oktober 2002 in Hamburg). swissinfo.ch

Die 37. Auflage des Montreux Jazz Festival bietet eine Sommerreise durch die weite Welt der Musikstile. Neben dem schon fast obligaten Staraufgebot sind wiederum unbekanntere Perlen zu entdecken.

Das Festival an der Genfersee-Riviera dauert bis am 20. Juli.

“Nicht besonders viel Jazz dieses Jahr!”, mögen Habitués ihr Lamento anstimmen. Für Festival-Gründer Claude Nobs keine neue Musik in den Ohren, war doch dieses Klagelied schon bald nach der ersten Ausgabe erstmals ertönt. Dennoch ist es ihm gelungen, Montreux in den knapp vierzig Jahren als eine der ersten Adresse für die jazzigen “Blue Notes” zu etablieren.

Bunter Stilmix

Die graue Festival-Eminenz Nobs hatte es schon bald zum Markenzeichen seines Events gemacht, dass ausser Jazz die verschiedensten Musikstile und –richtungen neben- und miteinander auf die Bühnen an der Genfersee-Promenade kommen.

Diese Stilvielfalt soll nicht nur das Überleben des Festivals sichern, sondern auch seine inhaltliche Weiterentwicklung fördern. Als eigentliche Visitenkarte dienen jedoch auch weiterhin erstklassige Jazz-Acts. Diese verlagern sich jedoch immer mehr von der Hauptbühne des Auditorium Stravinsky ins Casino.

In diesem Jahr sind im Stravinsky-Saal nur gerade noch zwei Abende dem Jazz gewidmet: George Benson und Nathalie Cole bestreiten mit Noa eine Gala-Nacht. Weiter ist eine Reverenz an das renommierte Label Concord programmiert, unter anderem mit Steve Conell und der Sängerin Patti Austin.

Zigeuner-Jazz

Im Casino bestreiten Michel Jonasz, Bireli Lagrene mit prominenten Gästen eine Hommage-Reihe an Django Reinhart. Weitere Jazz-Highlights sind dort Richard Galliano und Jacky Terrasson, Tony Benett, Charles Lloyd, Cassandra Wilson sowie die Schweizer Jean-Francois Bovard und Pierre Audétat.

Stravinsky und Miles Davis

Die Zugpferde des Festivals nehmen das Auditorium Stravinsky in Beschlag. Die Zückerchen sind Radiohead, Morcheeba, Jamiroquai, Simply Red und Lisa Stansfield sowie Herbert Grönemeyer. Die Ohren der Oldies-Liebhaber erfreuen sollen Van Morrison, Jethro Tull, ZZ Top und die wieder auferstandenen Krokus.

Diese Affichen haben den Ticket-Vorverkauf mächtig angekurbelt. Die Miles Davis Hall, die in den Vorjahren auch schon für Defizite gesorgt hatte, ist bereits vor dem ersten diesjährigen Ton in den schwarzen Zahlen, mehrere Gigs sind bereits ausverkauft.

Electro und Hip Hop

Breiten Raum erhält die elektronische Musik. So geben unter anderem Tricky, Mogwai , Electro Pop, Laurent Garnier und Gilles Peterson einen Überblick über die neuesten Trends.

Ebenfalls auf die Rechnung kommen dürften Reggae- und Hip-Hop-Fans, für die je ein Abend reserviert ist, unter anderem mit The Roots und den Wortkünstlern von Cypress Hill.

Mekka für Talent-Scouts

Neben den grossen Namen nutzen am Genfersee traditionell aber immer auch aufstrebende Talente die Chance, den internationalen Durchbruch anzuvisieren. Dazu bietet ihnen die Plattform des Off-Festivals rund 300 Gelegenheiten, so auch auf Extra-Schiffen und in Extra-Zügen, im Montreux Jazz Club sowie im Festival-Café.

In der Sparte Talentsichtung können sich Nachwuchshoffnungen in Musik-Wettbewerben profilieren, dies in den Disziplinen Gesang, Piano und Saxophon.

Stars auch hautnah

Das Montreux Jazz Festival bietet aber nicht nur die Möglichkeit nach schier endlosem Musik-Konsum. Interessierte können in Workshops den Stars hautnah über die Schulter gucken. Als Lehrer fungieren Noa, Philip Catherine und Charles Lloyd.

Montreux ist ein Festival. Montreux ist vor allem aber auch ein kleines Städtchen am Genfersee, das sich in den zwei Wochen des Jazz Festivals in einen bunt schimmernden und klingenden Musik-Kosmos verwandelt.

swissinfo, Bernard Léchot
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Das Festival-Budget beträgt 15 Mio. Franken.

Von den rund 450 Konzerten sind 400 gratis.

Rund 2000 Musikerinnen und Musiker treten auf.

Das 37. Montreux Jazz Festival findet vom 4. bis 20. Juli statt.

Das erste Festival am Genfersee initiierte Jazz-Aficionado Claude Nobs 1967.

Das Festival hat sich als Mekka des Jazz, Rock, Pop, Reggae und der elektronischen wie südlichen Musik etabliert.

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