The Swiss voice in the world since 1935

Marthaler: Aus am Schauspielhaus

Stefanie Carp und Christoph Marthaler nehmen den Hut. Keystone

Der renommierte Regisseur Christoph Marthaler gibt die künstlerische Leitung des Zürcher Schauspielhauses per Ende Saison 2003/2004 auf. Als Hausregisseur würde er jedoch weiterhin zur Verfügung stehen.

Auch Chedramaturgin Stefanie Carp nimmt den Hut.

Christoph Marthaler nannte als Gründe für den vorzeitigen Ausstieg aus seinem Vertrag den Budgetdruck und die gesundheitlich nicht mehr tragbare Belastung.

Schwierig sei der Entscheid gewesen und schmerzhaft für alle Beteiligten, sagte Marthaler am Dienstag in Zürich vor den Medien. Aber unter den gegebenen Umständen könne er dem Schauspielhaus als künstlerischer Direktor für eine fünfte Spielzeit 2004/2005 nicht mehr zur Verfügung stehen.

Fehlende Zusatzleistungen des Kantons

Ohne die Zusatzleistungen des Kantons von 2,5 Mio. Franken sei die künstlerische Leitung nicht möglich, so Marthaler. «Wir können doch nicht Leute entlassen, die im vergangenen Herbst für uns gekämpft haben», sagte er.

Zusammen mit der Chefdramaturgin Stefanie Carp seien mit dem Verwaltungsrat sowie dem kaufmännischen Direktor Andreas Spillmann tage- und nächtelang die Kosten gewälzt und schliesslich mögliche Einsparungen von 800’000 Franken gefunden worden.

«Aber es geht auch mit 1,7 Mio. Franken weniger nicht, ohne den ganzen Betrieb zu verkleinern», sagte Carp. Der Verwaltungsrat wollte Carp als künstlerische Leitung für 2004/2005, erhielt aber eine Absage.

Letzte Hoffnung: Sponsor oder Mäzen

«Eine letzte Hoffnung wäre ein Sponsor oder Mäzen, der uns die 1,7 Mio. Franken auf den Tisch haut», sagte Marthaler. Dann würde er bleiben.

Als Grund für seinen vorzeitigen Vertragsaustritt nannte er aber auch seine Gesundheit, welche unter der grossen Belastung zunehmend gelitten habe.

Verwaltungsrat bedauert

Zürichs Stadtpräsident Elmar Ledergerber bedauerte als Verwaltungsrats-Vizepräsident der Schauspielhaus AG Marthalers und Carps Entscheid ausserordentlich, zeigte aber auch Verständnis: «Wir können von der künstlerischen Leitung nicht erwarten, in ihrem letzten Jahr schmerzhafte strukturelle Massnahmen einzuleiten», sagte er.

Der Verwaltungsrat habe die nötigen Schritte bereits eingeleitet, um auf Mitte 2005 eine neue künstlerische Leitung am Schauspielhaus einzusetzen. Für die Übergangszeit werde das Schauspielhaus trotz geringerem Budget ein attraktives und hochstehendes Theater auf den drei Bühnen bieten. «Wir wollen auch mit weniger Geld den Schiffbau als Bühne halten», versprach Ledergerber.

Wochenlange Krise

Im Herbst letzten Jahres hatte es eine wochenlange Kontroverse um Budgetfragen und Zuschauerzahlen zwischen Marthaler und dem Verwaltungsrat gegeben. Die Krise gipfelte in der Kündigung Marthalers und dem späteren Rücktritt von Verwaltungsrats-Präsident Peter Nobel und drei weiteren Verwaltungsrats-Mitgliedern.

Marthaler blieb, ein Budget-Fehlbetrag von rund 4 Mio. Franken wurde vom Kanton und durch Einsparungen gedeckt.

swissinfo und Agenturen

Marthaler nannte als Gründe den Budgetdruck und die gesundheitlich nicht mehr tragbare Belastung.

Auch Chefdramaturgin Stefanie Carp verlässt die so genannte Pfauen-Bühne.

Der Verwaltungsrat der Schauspielhaus Zürich AG hat die nötigen Schritte eingeleitet, um auf Mitte 2005 eine neue künstlerische Leitung einzusetzen.

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft