Presseschau vom 11.01.2003
Die Schweizer Samstags-Zeitungen befassen sich in ihren Kommentaren mit Nordkorea.
Und in Bern geht eine Ära zu Ende. Der «Vater» des Mundartrock, Polo Hofer, gibt sein letztes Konzert.
Mit dem fristlosen Rückzug aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag habe Nordkorea am Freitag weltweite Besorgnis ausgelöst, schreibt der Berner BUND und findet, Nordkorea würde sich mit Atomwaffen selber gefährden. Doch eigentlich, meint die Zeitung:
«Am sprunghaften und widersprüchlichen Verhalten des zutiefst totalitären Regimes Kim Jong Ils herumzurätseln bringt nicht viel.»
Viel wichtiger sei, wie die Welt mit ihm umgehe. Der Vergleich mit Irak liege da auf der Hand.
Trotzdem verhandeln
Als «voyou», als «Strolch» bezeichnet die welsche LE TEMPS den Herrscher im – für uns – fernen Nordkorea.
«Das Régime von Kim Jong-Il ist widerlich.»
Die BASLER ZEITUNG findet, dass sich trotzdem neue Verhandlungen aufdrängen, denn:
«Ein Austritt aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag ist jedenfalls kein Casus Belli. Sonst müsste auch den inoffiziellen Atommächten Indien, Pakistan und Israel der Krieg erklärt werden – weil diese Länder dem Abkommen gar nicht erst beigetreten sind.»
Auf der Gegenfahrbahn
Der Zürcher TAGES ANZEIGER – er spricht vom «Geisterfahrer Kim» – schreibt, mit Sicherheit würden die Herrscher zu Pyongyang mit sich reden lassen, sofern genügend für sie herausspringe:
«Sind daher neue Verhandlungs-Angebote angezeigt, um den Strassenrowdy Kim von der Gegenfahrbahn wegzulocken?»
Antwort des TAGES ANZEIGERS:
«Nein……Die Kim-Diktatur hat den Sperrvertrag seit Jahren missachtet.»
Welche Sprache sprechen?
So fragt sich denn die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, welche Sprache denn dieser Kim Jong Il spreche und verstehe? Wohl die nukleare. Die NZZ:
«Wer mit nuklearen Drohungen auffährt, kann damit rechnen, dass er ernst genommen wird und dass auf seine Forderungen eingetreten wird. Das ist die unerfreuliche Lehre, die Nordkorea der Welt erneut zu erteilen im Begriff ist.»
Doch wenn man sich auch überall bemühen werde , bei der UNO, bei der EU, bei den Nachbarstaaten und wohl schrittweise auch in den USA, ja gar im winterlichen Davos am Weltwirtschafts-Forum, Nordkorea zu besänftigen, so kommt die NZZ doch zum Schluss:
«Eine adäquate Sprache im Umgang mit Nordkorea ist aber noch nicht gefunden.»
Bärndütsch
Die adäquate Sprache hat der Interlakner Polo Hofer längst gefunden, Anfang der 70er Jahre: Die Schweizer Mundart.
Mit diversen Bands hat Polo Hofer hier zahlreiche Hits in Schweizerdeutsch gelandet. Nun gibt Polo sein letztes Konzert. Der Vater des Mundartrock zieht sich aber nicht zurück, dafür ist er mit 58 Jahren eh viel zu jung.
Malen, Schreiben und Filmen wolle er nun, diversifizieren, sagt er in einem Gespräch mit dem BUND und als Vater des Mundartrock wolle er eigentlich nicht in die Geschichte eingehen:
«Ich will kein Grab, keinen Grabstein, ich will einmal ins Gemeinschaftsgrab und dann salü, fertig!»
Aber so weit ist es ja gottlob noch nicht. Er habe immer noch einen gewissen Unterhaltungswert, meint Polo und nimmt einen Schluck.
swissinfo, Urs Maurer
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