Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Athletissima Lausanne: Spannung im Stadion

Fliegt Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva in Lausanne wie im Vorjahr zum Weltrekord? Keystone

Am Dienstag messen sich die Leichtathletik-Stars im Lausanner Stadion La Pontaise. Das fünftgrösste Meeting der Welt findet zum 31. Mal statt.

Elf Olympiasieger, 13 Weltmeister, zwei Weltrekordhalter und viele andere Spitzenathleten wollen die 14’000 Besucher begeistern.

“Keine Sorge, es wird schönes Wetter geben”, versichert Jacky Delapierre, die Seele des Lausanner Athletik-Meetings seit der ersten Ausgabe vor 31 Jahren.

Dem Regen verdankt der ehemalige Spitzenläufer über 800 Meter allerdings viel. Es regnete nämlich in Strömen, als er am 8. Juli 1977 einige der weltweit bekanntesten Athleten ins Stadion Pierre-de-Coubertin in Lausanne einlud.

Beeindruckt vom grossen Engagement des Publikums, entschieden die Sportler, trotz des schlechten Wetters zu starten.

Und mehr noch: Sie versprachen, in drei Wochen zurückzukehren, um den Lausannern jenes Spektakel zu bieten, auf das diese Anrecht hätten. So entstand “Athletissima”.

Zehn Jahre später wurde das Meeting ins Stadion La Pontaise verlegt. Und 1994 legte der Amerikaner Leroy Burrel die 100 m in 9.85 Sekunden zurück – damals Weltrekord.

Run auf Rekorde

2005, an der 30. Athletissima, sorgte die Russin Yelena Isinbayeva in Lausanne für ihren zweiten Weltrekord: Die Stabhochspringerin überquerte die Latte auf 4,93 Meter. Die “Ballerina” ist auch dieses Jahre wieder mit dabei.

Jacky Delapierre erwartet auch von einer anderen Russin viel: Tatyana Lebedeva, weltweit die Nummer 1 im Dreisprung. Letztes Jahr hatte sie beinahe den Weltrekord geknackt.

“Es wird auch einen spannenden 200-Meter-Lauf geben, mit den Weltbesten”, sagt Meeting-Direktor Delapierre. “Es könnte gar zu rekordverdächtigen Resultaten kommen.”

Über 110 Meter Hürden sind nicht weniger als die fünf Ersten der letzten Weltmeisterschaft von Helsinki in den Startpflöcken.

Rückzieher von Gatlin

Bei den Männern gibt es nur zwei, welche die 100 Meter in 9.77 Sekunden geschafft haben. Athletissima zählte eigentlich auf die Präsenz von einem: Justin Gatlin. Doch der Amerikaner sagte das Duell mit Co-Weltrekordhalter Asafa Powell aus Jamaika ab.

Theatercoup dann am Sonntag: Wegen Knieschmerzen, der ihn schon letzte Woche vom Meeting in Athen abhielt, gab Gatlin sein Forfait bekannt.

In der Folge hofften die Lausanner Organisatoren, Powell engagieren zu können. Der Jamaikaner weilte zwar am Montag in Lausanne, doch will er einen definitiven Startentscheid erst in letzter Minute fällen.

Und die Schweizer?

“Die Schweizer sind eine etwas unbekannte Variable”, sagt Delapierre. Er sieht die Schweizer Leichtathletik in einer “Wiederaufbau-Phase”.

Dennoch wollte der Lausanner Meetingdirektor jenen Athleten aus dem Gastgeberland die Möglichkeit geben, sich mit den Internationalen zu messen, die auf die Weltbesten nicht all zu viel verlieren würden.

Das dürfte am ehesten für Sylvie Dufour und Clélia Reuse (100 Meter Hürden), Marc Schneeberger (200 Meter) und Pierre Lavanchy (400 Meter) gelten. Sie versuchen in Lausanne, ihre Grenzen vor den Europa-Meisterschaften in Göteborg auszuloten.

Anti-Doping-Kontrollen

Bleibt die unangenehme Frage des Dopings, von dem so viel gesprochen wird. Bisher vor allem im Radsport, aber sicher bald auch im Fussball und im Tennis. Ist das Doping auch in der Leichtathletik ein Thema?

“Das würde ich nicht behaupten”, sagt Delapierre. “Doch wir sind jener Weltverband, der am meisten kontrolliert, und das zahlt sich aus.”

Dazu komme, dass dieses Jahr weder Weltmeisterschaften noch Olympische Spiele anstünden. “Das ergibt wohl eine gewisse Lockerung, sowohl bei den Athleten als auch bei den Kontrollierenden.”

In Lausanne werden trotz allem rund 30 Dopingtests durchgeführt – wie jedes Jahr. Delapierre hofft, dass die “Athleten begriffen haben, dass der Schwindel nichts nützt”.

swissinfo, Marc-André Miserez
(Übertragung aus dem Französischen: Alexander Künzle)

Die Athletissima findet am Dienstag, den 11. Juli, ab 19.30 Uhr im Lausanner Stadion La Pontaise statt.

In 12 der 18 ausgetragenen Disziplinen sind die acht besten Athleten der Welt am Start.

Im Ranking des internationalen Leichtathletikverbandes (IAAF) liegt die Athletissima Rang fünf aller Meetings.

Die Meetings sind in Golden League (höchste Klasse), Super Grand Prix und Grand Prix aufgeteilt.

Die Weltklasse in Zürich, das grösste Meeting der Schweiz, liegt an vierter Stelle. Es ist der einzige Schweizer Event in der Golden League.

Die Athletissima verfügt über ein Budget von 2,5 Mio. Franken und verteilt Siegerpreise in der Höhe von über 610’000 Franken.

Herren:

100 m
200 m
400 m
800 m
1500 m
3000 m
110 m Hürde
400 m Hürde
3000 m Hindernislauf (Steeple)
Dreisprung

Damen:

100 m
800 m
1500 m
100 m Hürde
Dreisprung
Stabhochsprung
Hochsprung
Speerwurf

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft