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Auf Wiedersehen Letzigrund

Der Kenianer Moses Kiptanui stellt 1995 im Letzigrund-Stadion einen neuen Weltrekord über 3000 m Steeple von 7:59,08 Minuten auf. Keystone

Die 78. Ausgabe des internationalen Leichtathletik-Meetings "Weltklasse Zürich" war der letzte Sportanlass im alten Letzigrund. 2007 wird das Meeting bereits im Neubau stattfinden.

Das Letzigrund-Stadion in Zürich-Altstetten sorgte in seiner Geschichte immer wieder für grosse Sportmomente.

Das letzte Leichtathletik-Meeting am 18. August im altehrwürdigen Stadion wurde auch zu einer Veranstaltung im Zeichen der Nostalgie. Viele Stars vergangener Tage statteten dem Letzigrund einen Besuch ab.

Drei Tage nach dem Leichtathletik-Meeting erhielten dann auch die Letzigrund-Fans Gelegenheit, vom Stadion Abschied zu nehmen. Vor allem konnten sie ein Souvenir ergattern, zum Beispiel ein Stück Rasen oder einen Brocken von der Südkurve.

Nach der kleinen Abschiedsfeier “Auf Wiedersehen Letzigrund” beginnt der Abbruch respektive Rückbau des Stadions. Parallel dazu beginnt der Aushub der Baugruben, anschliessend der Neubau.

Neueröffnung im September 2007

Gemäss Zeitplan wird das neue Stadion Anfang September 2007 eröffnet, so dass das Leichtathletik-Meeting im Letzigrund stattfinden kann.

Mit den Spielen von FC Zürich und Grasshoppers kann sozusagen auch der Testbetrieb im Hinblick auf die Fussball-Europameisterschaft 2008 beginnen. Drei Spiele der Euro 08 werden im neuen Zürcher Stadion stattfinden.

Immer wieder umgebaut

Zur Eröffnung des Letzigrunds am 22. November 1925 spielten die Stadtrivalen FC Zürich und Grasshoppers gegeneinander (2:2). Das Stadion in Zürich-Altstetten wurde im Verlauf der Zeit immer wieder umgebaut.

Der FCZ hatte das Stadion auf eigene Kosten errichtet, denn die Stadt wollte sich finanziell nicht daran beteiligen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten trat der Klub den Letzigrund 1935 jedoch ohne Entgelt an die Stadt ab.

Letzigrund schrieb Sportgeschichte

Ob auf dem grünen Rasen oder auf der roten Laufbahn: Das Zürcher Letzigrund-Stadion schrieb immer wieder Sportgeschichte. Vor allem das Leichtathletik-Meeting führte zu internationaler Beachtung.

Das Meeting, das heute “Weltklasse Zürich” heisst, fand das erste Mal 1928 statt. 23 Welt- und 58 Schweizer Rekorde sind im Letzigrund aufgestellt worden, was der Bahn den Ruf der “Piste magique” eintrug.

Die ersten beiden Weltrekorde stellte 1959 der deutsche Hürdenläufer Martin Lauer auf: Er triumphierte an jenem Abend des 7. Juli sowohl über 110 wie auch über 200 Meter Hürden. Ein Jahr später absolvierte der Deutsche Armin Hary als erster Mensch die 100-Meter-Strecke in 10,0 Sekunden.

Die letzten Weltrekorde gabs beim Meeting von 1997. Wilson Boit Kipketer (Kenya) triumphierte über 3000 Meter Steeple, Wilson Kipketer (Dänemark) über 800 Meter und Haile Gebrselassie (Äthiopien) über 5000 Meter.

Der FCZ

Für viele ist der Letzigrund in erster Linie das Zuhause des FC Zürich, des Stadtklubs, der in Zürich am meisten Fussballfans mobilisieren kann. Zehn Meistertitel und sieben Cup-Siege hat der Verein vorzuweisen. Und er hat eine Reihe von Spielern hervorgebracht, die Schweizer Fussballgeschichte schrieben, wie zum Beispiel in den 70er-Jahren Köbi Kuhn, der heutige Nationalcoach.

Die FCZ-Auftritte in europäischen Wettbewerben gehören zu den grössten Letzigrund-Momenten. Zweimal stand der FCZ in einem Halbfinal des Meistercups: 1964 traf er auf Real Madrid, 1977 auf Liverpool. Für ein Weiterkommen reichte es dem FCZ jedoch nicht.

1978 gastierte die AC Milan in Zürich für das Abschiedsspiel von Köbi Kuhn. Auch Stars wie Maradona mit dem SSC Napoli (1989) und Pele bei einem Freundschaftsspiel gegen FC Santos aus Brasilien (1968) waren im Letzigrund zu sehen.

Von der Polizei bis zu den Stones

Und auch die Musik war immer wieder Gast im Letzigrund. Zuerst waren es Polizeimusik-Festivals, später Pop- und Rockkonzerte.

Nachdem sich der Zürcher Stadtrat 1970 noch gegen ein Pop-Festival ausgesprochen hatte, gastierte 1996 mit Bon Jovi die erste Rockband. Und 2003 traten die Rolling Stones im ausverkauften Letzigrund auf.

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Der neue Letzigrund ist ein multifunktionales Stadion ohne Mantelnutzung (Geschäfte, Restaurants etc.). Für Fussballspiele bietet es 25’000 Plätze, für das Leichtathletik-Meeting 30’000 Plätze und für Openair-Konzerte bis zu 50’000 Plätze. Architekt ist Eraldo Consolascio.

Die Kosten für den Neubau betragen rund 110 Mio. Franken. Zusätzliche 5,9 Millionen sind erforderlich, um das Stadion für die Euro 2008 temporär aufzurüsten. Die entsprechenden Vorlagen genehmigte das Stimmvolk der Stadt Zürich mit überwältigendem Mehr.

Der Letzigrund-Neubau wurde vorgezogen, weil das geplante neue Hardturm-Stadion für die Fussball-EM nicht zur Verfügung steht.

18. August 2006: 78. Ausgabe von “Weltklasse Zürich”.

An dem Meeting nahmen u.a. folgende Stars teil:

Sanya Richards (400 m Frauen), Maria Mutola (800 m Frauen), Asafa Powell (100 m Männer), Kajsa Bergqvist (Hochsprung Frauen).

Bekannteste Schweizer Teilnehmer: Alex Martinez (Dreisprung Männer) und Christian Belz (5000 m Männer).

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