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Crossair-Absturz: Spuren sichern und bergen

Von den Verletzten sind zwei weiterhin in kritischem Zustand - vier konnten jedoch das Spital bereits verlassen. Keystone

24 Tote und 9 teils schwer verletzte Personen, dies die traurige Bilanz des Jumbolino-Absturzes von Samstagabend bei Bassersdorf (ZH). Im Vordergrund stehen nun die Aufräum- und Ermittlungsarbeiten. Die Unfall-Ursache ist weiterhin unklar.

Auf sogenannten “Trümmerflügen” haben Fachleute am Montagmorgen damit begonnen, von Helikoptern aus Bilder von der Absturzstelle des Crossair-Jumbolino zu schiessen. Sie dienen vor allem der Abklärung der Unfallursache.

Laut dem Einsatzleiter der Kantonspolizei, Bruno Keller, wurde am Montag früh ein Zufahrtsweg zum Flugzeugwrack erstellt. Er ermöglicht es Lastwagen, Tiefladern und Kranen, zur Unfallstelle zu fahren und die Überreste der Maschine abzutransportieren.

Im Umkreis des Wracks haben rund 150 Personen damit begonnen, die verstreuten kleineren Trümmerteile und andere herumliegende Gegenstände aufzusammeln. Sämtliche Überreste werden in einer Halle deponiert. Vermutlich werde dies eine Halle der Armee sein, sagte Keller vor den Medien.

Die Aufräumarbeiten dürften laut Marcel Strebel von der Kapo- Informationsstelle mehrere Tage dauern. Spezialisten des Büros für Flugunfalluntersuchung (BFU), des Wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich und des Kriminaltechnischen Dienstes der Kantonspolizei haben ihre Ermittlungsarbeiten aufgenommen.

Die Unglücksstelle in einem Waldstück nur vier Kilometer vor der Landepiste 28 des Flughafens Zürich bleibt weiterhin weiträumig abgesperrt.

Keine Anflüge mehr auf Piste 28

Bereits kurz nach dem Unglück war in den Medien heftig debattiert worden, ob der Lande-Anflug (Anflug Ost) zu gefährlich sei. Erst seit wenigen Wochen – als Folge des Staatsvertrages mit Deutschland – wird diese Anflugsroute nach 22 Uhr intensiv genutzt.

Damit ist allerdings vorläufig Schluss: Zu den ersten Konsequenzen des Crossair-Absturzes gehört, dass die Luftfahrtbehörden am Sonntagnachmittag die Anflüge auf die Piste 28 sistiert haben. Die Flughafenbetriebs-Gesellschaft Unique meldet im weiteren, dass internationale Standards vorschreiben, nach Unfällen die benutzte Anflughilfe zu überprüfen.

Kritisches Szenario bei Nebel

Noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Die Blackboxes werden in diesen Tagen erst ausgewertet. Ob die spezielle Anflugsart für den Absturz der Maschine (mit-)verantwortlich ist, bleibt also unklar.

Im Brennpunkt der Auseinandersetzungen ist das Drehfunkfeuer vor dem Flughafen Kloten. Dieses zeigt dem Piloten, ob er zu hoch oder zu tief, links oder rechts vom Idealkurs fliegt. Bei der Piste 28 müssen diese Daten vom Piloten von Hand mit der Karte verglichen werden, bis die Landelichter der Piste sichtbar werden – sonst muss durchgestartet werden.

Schiebt sich eine Nebelbank dazwischen, wird die Situation kritisch – ein Szenario, dass möglicherweise Samstagnacht eingetreten ist.

Bundespräsident und Verkehrsminister Moritz Leuenberger hatte sich betroffen gezeigt, dass es bereits Samstagnacht zu politischen Schuldzuweisungen gekommen sei. Er spielte damit auf die Diskussion über das Anflugverfahren auf die Piste 28 an.

Leuenberger betonte, dass dieses Anflugverfahren von Osten seit 20 Jahren existiere. Es sei immer dann gewählt worden, wenn wegen schlechten Wetters der Nordanflug auf Zürich-Kloten nicht möglich war.

Vier Verletzte bereits aus dem Spital entlassen

Insgesamt befanden sich 33 Personen in der Unglücks-Maschine: 28 Passagiere und 5 Crew-Mitglieder. Die Identifizierung der 24 Todesopfer war am Montagmorgen noch nicht abgeschlossen. Weil noch nicht alle Angehörigen kontaktiert worden seien, könne auch die Passagierliste noch nicht veröffentlicht werden, hiess es bei der Polizei.

Von den neun Verletzten, darunter zwei Crewmitglieder, konnten vier das Spital bereits wieder verlassen.

Die Unglücksmaschine aus Berlin war am Samstagabend kurz nach 22 Uhr beim Landeanflug auf die Piste 28 des Flughafens Zürich in ein Waldstück bei Bassersdorf abgestürzt.

swissinfo und Agenturen

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