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Fabian Cancellara, der Schweizer “Rad-Spartakus”

Reuters

Der Berner aus Ittigen ist mit Roger Federer die grösste Schweizer Medaillenhoffnung an den Olympischen Spielen in Peking. Am 13. August 2008 will er auf seiner Zeitfahrmaschine Gold holen.

“Seit vier Jahren warte ich auf diesen Moment! Ich weiss, dass es nur ein Zeitfahren ist. Aber dieses ist wichtiger als alle anderen, und ich werde mein Bestes geben für einen Sieg”, erklärt Fabian Cancellara.

Nach einem fulminanten Saisonstart 2008, bei dem er namentlich das Etappenrennen Tirreno-Adriatico und natürlich den Eintages-Klassiger Mailand-San Remo gewonnen hatte, zeigte sich der Berner an der Tour de Suisse wie an der Tour de France erneut sehr stark.

2007 gewann Cancellara den Prolog in London und die dritten Etappe der Grande Boucle, während einer ganzen Woche fuhr er im Maillot Jaune des Leaders.

Siege nach Ansage

Der Berner ist ein veritabler Strassenkämpfer, er sieht aus wie ein Gladiator und ist mental stahlhart. Seine Teamkollegen verpasstem ihm nicht zufällig den Übernamen “Spartakus”.

Und wie bei den Kämpfern im alten Rom folgt auch bei Cancellara Sieg auf Sieg. Das Besondere: Cancellara schafft es als einer der ganz wenigen im Peloton, Siege nach Ansage herauszufahren.

Seine beiden Weltmeistertitel im Zeitfahren 2006 und 2007 stempeln ihn zum grossen Favoriten für den Olympiasieg in seiner Spezialdisziplin. Rollt der Cancellara-Express ganz nach oben aufs Podium, wäre auch dies Sieg nach Ankündigung.

Gemäss Yvan Girard, dem Trainer der Junioren-Nationalmannschaft von 1997 bis 2005, hatte Cancellara im Zeitfahren schon sehr früh “alle anderen überragt”.
Und dank seiner Leistungen als Rennfahrer konnte er die Klassiker Mailand-San Remo und Paris-Roubaix 2006 gewinnen. Damit wurde er 83 Jahre nach Heiri Suter der zweite Schweizer, der in der “Hölle des Nordens” siegte.

Peking als oberstes Ziel

Am wichtigsten aber für seine Karriere – vielleicht abgesehen von einem Sieg bei einer grossen Rundfahrt – wäre für den Berner der Ritt über Pekings breiten Chausseen zu Olympiagold.

Schon vor Monaten hat der Berner in seinem Kalender den 13. August 2008 dick angestrichen. Als Favorit bereitet er sich sehr gewissenhaft vor. Sehr wichtig für ihn: Ein Masseur und ein Mechaniker seines CSC-Teams werden ihn nach Peking begleiten.

“Ich kann mit Personen nicht optimal zusammenarbeiten, die ich nicht gut kenne und die ihrerseits nicht wissen, was ich brauche”, erklärt er. “Jetzt bin ich beruhigt, denn wir sind ein eingespieltes Team.”

Druck als positive Energie

Cancellara kennt die olympische Zeitfahrstrecke bereits via DVD. Dennoch wird er früh nach China reisen, um den Parcours ganz genau zu studieren.

“Ich habe mehrmals mit den Verantwortlichen von Swiss Olympic und Swiss Cycling gesprochen, aber ich kann mir nur vor Ort ein genaues Bild der Strecke machen”, fügt er bei. “Wenn ich früh genug dort bin, kann ich mich besser akklimatisieren und auch meine Trainingsstrecken besser auswählen.”

Trotz der besonderen Umstände – erinnert sei vor allem an die schlechte Luftqualität – ist er für den Saisonhöhepunkt zuversichtlich. Er habe genügend Erfahrung, um auch ein solch immens wichtiges Zeitfahren wirklich gut zu bewältigen.

“Mit den Jahren habe ich in den verschiedenen Rennen gelernt, die Energie zu nutzen, die vom Druck eines solchen Anlasses kommt. Wenn man sich vom Druck auffressen lässt, hat man schon verloren. Und das kommt nicht in Frage.” Wenn das keine Ansage ist!

swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Charlotte Egger)

Wird 1981 in Wohlen bei Bern geboren. In Rennfahrer-Kreisen hat der den Übernamen “Spartakus”.

Der frühere Elektrikerlehrling wird Juniorenweltmeister im Zeitfahren. Ab 2001 fährt er als Profi beim Mapei-Team. Von 2003 bis 2005 gehört er zum Team von Fassa Bartolo, 2006 stösst er zum dänischen Team CSC von Bjarne Rijs.

Der Athlet ist 1,86 Meter gross und wiegt 80 Kilogramm. Seine grosse Spezialität sind Zeitfahren (zweifacher Weltmeister) und schwere klassische Eintagesrennen.

Er ist auch ein gefürchteter Finisseur. Ähnlich einem Töff schaffte er es mehrmals, aus dem Feld herauszufahren, das bereits in sehr hohem Tempo Richtung Endspurt saust.

Dieses Jahr hat Cancellara den Tirreno-Adriatico (Mehretappenrennen) und den Eintages-Klassiker Mailand-San Remo gewonnen. Ausserdem wurde er Zweiter bei Paris-Roubaix, das er 2006 gewonnen hatte.

Er wurde zudem Zweiter bei Zeitfahren, der vorletzten Etappe der Tour de France 2008.

Er war zudem siegreich an zwei Etappen der Tour de Suisse.

2006 und 2007 wurde er Weltmeister im Zeitfahren. Er gewann auch mehrere Etappen der Tour de France, an der er 2007 sieben Tage das gelbe Trikot des Leaders trug.

Zu den Olympischen Spielen vom 8. bis 24. August 2008 in Peking bringt swissinfo News, Porträts von Stars, Interviews und Hintergründe.

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