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Herz-Check für Schweizer Fussballer

Ultraschall-Untersuchung bei Nati-Spieler Valon Behrami. EQ Images

Die Fussball-Klubs der beiden höchsten Schweizer Spielklassen müssen ihre Spieler in dieser Saison medizinisch untersuchen, besonders auf Herzfehler.

Nach tragischen Todesfällen des spanischen Fussball-Profis Antonio Puerta und des Obwaldner Schwingers Peter Gasser setzt die Swiss Football League (SFL) damit Uefa-Richtlinien um.

Vor rund zwei Wochen haben der 28-jährige Obwaldner Schwinger Peter Gasser und der 22-jährige spanische Fussballer Antonio Puerta, Verteidiger des FC Sevilla, traurige Schlagzeilen gemacht: Beide sind als junge, leistungsstarke Sportler den plötzlichen Herztod gestorben.

Die Liste ähnlicher Fälle ist lang: Hugo Cunha, Marc-Vivien Foé, Serginho, Miklos Feher, um nur einige Fussballer zu nennen, die in den letzten Jahren an plötzlichem Herzversagen starben.

Aufgrund dieser Fälle reagierte der europäische Fussballverband: Die Uefa erklärte Herz-Kreislaufuntersuchungen für Spieler aller Klubs obligatorisch, welche für die europäischen Wettbewerbe wie die Champions League oder den Uefa-Cup qualifiziert sind.

Lizenz nur gegen Tests

Die Swiss Football League (SFL) erklärte diese umfassenden medizinischen Abklärungen nun zur Voraussetzung, damit die Vereine von Super League (ehemals Nationalliga A) und Challenge League (Ex-Nationalliga B) die Lizenz für die Saison 2008/09 erhalten.

Für die Tests sind die Klubs selber verantwortlich. Die Liga vertraut ihnen und verzichtet auf die Durchführung eigener oder unabhängiger Untersuchungen.

Massnahmen verfeinern

Der Tod des Kameruners Marc-Vivien Foé 2003 während einer Partie am Konföderationen-Cup war der Fussballwelt ein erstes Warnzeichen, besonders, als zwei Autopsien keine Hinweise auf Doping ergaben.

Angesichts der Zusammenbrüche von scheinbar gesunden Spielern auf dem Rasen will jetzt die Uefa noch einmal über die Bücher: An einem Kongress im Oktober suchen Spezialisten und Funktionäre nach neuen und noch besseren Massnahmen, um möglicherweise fatale Erkrankungen am Herz-Kreislaufsystem von Spielern zu entdecken.

Äusserst wirksame Prävention

In Italien sind Herztests für Leistungssportler bereits seit 1971 gesetzlich vorgeschrieben. Dadurch konnte die Rate von plötzlichem Herztod bei Sportlern drastisch gesenkt werden, nämlich um rund 80%.

Die Kosten pro Untersuchung betragen umgerechnet rund 50 Franken. Der entsprechende Test soll in der Schweiz ca. 300 Franken kosten.

Bekanntes Phänomen

Für die Ärzte sind Fälle wie derjenige von Antonio Puerta nichts Aussergewöhnliches. “Für plötzliches Herzversagen gibt es viele Gründe”, sagt Sportmediziner Toni Held vom Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Basel. “Fehlbildungen, Gefässerkrankungen oder Infektionen sind nur einige.”

Sportliche Leistungen oder zu geringe Erholung während einer Krankheit förderten ebenfalls das Risiko des plötzlichen Herztodes. Dies gilt nicht nur für Fussballspieler, wie der Tod des Schwingers Peter Gasser am “Eidgenössischen” zeigte.

Genaue Abklärungen

“Wir wollen, dass die Klubs die Gesundheit der Spieler während der ganzen Saison im Auge behalten”, sagt Claudius Schäfer, Leiter der Abteilung Rechtsdienste und Lizenzerteilung bei der Swiss Football League (SFL). Bisher wurden solche Checks von vielen Klubs vernachlässigt, da sie zu teuer seien.

Ein Argument, das Toni Held nicht gelten lässt: “Die Tests zahlen sich für die Vereine aus, weil sie damit ihre Investments schützen.” Stattdessen hätten es viele vorgezogen, das Geld für den Kauf neuer Spieler einzusetzen, die sich möglicherweise als Fehlkäufe entpuppten.

Claudius Schäfer hat volles Vertrauen in das Schweizer Modell. “Die Vereine und ihre Ärzte müssen mit ihrer Unterschrift bezeugen, dass sie die Tests durchgeführt haben”, sagt der SFL-Vertreter.

swissinfo, Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

Antonio Puerta von Sevilla starb mit 22 Jahren, nachdem er während eines Spiels der Primera División zusammengebrochen war. Die Ursache: Ein veränderter Herzmuskel führte zur Ausweitung der rechten Herzkammer. Dies wiederum führte zu Herzrhythmusstörungen und schlussendlich zu Herzstillstand.

In Israel brach Chaswe Nsofwa, Internationaler aus Zambia, nach einem Training zusammen und starb kurz darauf. Die genaue Ursache ist noch nicht bekannt.

In England starb der 16-jährige Spieler Anton Reid nach einem Zusammenbruch auf dem Feld.

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